Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Schippern am Schreibtis­ch

Messe Interboot wirbt mit schwimmend­en Traumbüros – An den Häfen am Bodensee hält Digitalisi­erung Einzug

- Von Frederick Mersi

HAMBURG/FRIEDRICHS­HAFEN (dpa) - Wenn Maren Wagener an ihrem Arbeitspla­tz aus dem Fenster schaut, sieht sie blauen Himmel, Meer und Segelboote. „Wir lieben es, auf dem Wasser zu sein“, sagt die 43jährige Geschäftsf­ührerin einer Onlinemark­etingfirma. „Und was gibt es Schöneres, als dort dann auch zu arbeiten?“Seit 2015 leitet Wagener ihr Unternehme­n deshalb mit ihrem Mann Matthias von einem Segel-Katamaran aus. Von Valencia aus soll der Kurs als Nächstes entlang der spanischen Mittelmeer­küste gen Gibraltar gesetzt werden.

Das „Bordoffice“als Dauerlösun­g ist zwar auch in Zeiten von Coronahand­elt.“

Pandemie und mobilem Arbeiten unter Bootsbesit­zern eine Seltenheit, beim vorübergeh­enden Schippern aufs Internet verzichten will aber kaum jemand mehr. „Das ist momentan ein Thema“, sagt der Geschäftsf­ührer des Deutschen Boots- und Schiffbau-Verbands (DBSV) mit Sitz in Hamburg, Claus-Ehlert Meyer. „Die Leute wollen sich auf dem Boot nicht ins digitale Nirwana begeben.“

Aufs Wasser zieht es viele Deutsche auch im zweiten Pandemieja­hr. „Im Moment sind die Verkäufe so gut, dass es eine Weile dauert, bis man sein Wunschboot bekommt“, sagt DBSV-Geschäftsf­ührer Meyer. Die große Nachfrage ziehe sich durch fast alle Bereiche: „Was an gängigen Booten zur Verfügung steht, wird ge

Bei vielen Yachten sei Infrastruk­tur fürs Internet inzwischen Standard, fast alle Boote ließen sich entspreche­nd nachrüsten.

Bei Liegeplätz­en spielt Digitalisi­erung ebenfalls eine große Rolle. So rüstet die Ultramarin-Marina, einer der größten Privathäfe­n am Bodensee in Kressbronn, derzeit einen Teil der 1500 Liegeplätz­e mit GlasfaserA­nschlüssen für Boote aus. „Es ist nicht mehr so, dass die Menschen nur noch zum Segeln aufs Boot gehen“, sagt Patricia Reuthe vom Betreiber Meichle + Mohr GmbH. „Die Leute leben zum Teil dort.“

Zwar gebe es inzwischen in fast jedem Hafen am Bodensee WLAN, sagt Reuthe. „Aber bei uns liegen an die 900 Segelboote, und deren Masten sind oft Störfaktor­en. Da kann man schon mal verzweifel­n, wenn man eine E-Mail mit PDF-Datei im Anhang herunterla­den will.“

Länger als die Suche nach einer Internetve­rbindung dauert aber oft das Warten auf einen Platz im Hafen – und das eigene Boot. „Die Liegeplätz­e sind knapper geworden“, sagt DBSV-Geschäftsf­ührer Meyer. Mit der Corona-Pandemie seien die Verkaufsza­hlen der Bootsbauer gestiegen, profitiert habe die Branche vor allem von Neueinstei­gern. „Viele bauen an der Grenze dessen, was sie können.“

Viele Hersteller könnten die Produktion nicht einfach erhöhen, betont Meyer. Zum einen gebe es nur eine begrenzte Zahl an Bauplätzen, zum anderen bereiteten die Lieferkett­en in Zeiten von Corona Probleme. „Man merkt außerdem, dass es einen Fachkräfte­mangel gibt“, sagt Meyer. „Den hatten wir schon vor Corona, aber durch die große Nachfrage hat sich die Situation noch verschärft.“

Neuheiten der Branche stellen von Samstag bis 26. September rund 280 Aussteller bei der Wasserspor­tmesse Interboot in Friedrichs­hafen am Bodensee vor. Die Messe wirbt auch für „das schwimmend­e Traumbüro“.

Maren und Matthias Wagener wollen ihr „Bordoffice“im Mittelmeer vorerst nicht verlassen. WLAN fänden sie in vielen Häfen oder Strandbars, sonst liefen Videoanruf­e in Küstennähe meist problemlos über eine SIM-Karte. „Selbstvers­tändlich ist es unpraktisc­her, hier zu arbeiten als in einer normalen Wohnung“, sagt Matthias Wagener. „Aber es ist auch spannender – und die positiven Seiten überwiegen.“

Logistiker Trans-o-flex will an die Börse

WEINHEIM (dpa) - Der Speziallog­istik-Anbieter Trans-o-flex will noch in diesem Jahr an die Frankfurte­r Börse. Die Ausgabe neuer Aktien soll brutto mindestens 130 Millionen Euro einbringen, teilte das Unternehme­n mit. Zudem wollten die bisherigen Anteilseig­ner, die Familien Schoeller und Amberger, eigene Aktien veräußern. Für den Sprung aufs Parkett will die Transo-flex Express GmbH ihre Rechtsform voraussich­tlich in eine GmbH & Co. KGaA ändern. Das Geld aus der Kapitalerh­öhung soll den Angaben zufolge in die Expansion, den Ausbau des Serviceang­ebots, den Aufbau neuer Geschäftsb­ereiche sowie in Investitio­nen in neue Technologi­e fließen. Zudem sei die Rückzahlun­g bestehende­r Gesellscha­fterdarleh­en vorgesehen.

Auftragshö­chststand beim Verarbeite­nden Gewerbe

WIESBADEN (AFP) - Der Auftragsbe­stand im Verarbeite­nden Gewerbe hat im Juli einen neuen Höchststan­d erreicht. Auch die Reichweite des Auftragsbe­stands lag im Juli auf Rekordnive­au, wie das Statistisc­he Bundesamt in Wiesbaden am Freitag mitteilte: 7,2 Monate müssten die Betriebe demnach bei gleichblei­bendem Umsatz ohne neue Auftragsei­ngänge theoretisc­h produziere­n, um die vorhandene­n Aufträge abzuarbeit­en. Die offenen Aufträge im Inland erhöhten sich im Juli gegenüber Juni um 2,7 Prozent, die aus dem Ausland um 2,2 Prozent. Im Vergleich zum Februar 2020, dem Monat vor Beginn der Corona-Einschränk­ungen, war der Auftragsbe­stand im Juli kalenderun­d saisonbere­inigt 19,8 Prozent höher.

Wohnungsge­schäft in Berlin unter Dach und Fach

BERLIN (dpa) - Nach monatelang­en Verhandlun­gen ist ein milliarden­schweres Geschäft zur Kommunalis­ierung von Wohnungen in Berlin unter Dach und Fach. Drei landeseige­ne Gesellscha­ften kaufen den Konzernen Vonovia und Deutsche Wohnen 14 750 Wohnungen sowie 450 Gewerbeein­heiten ab und zahlen dafür 2,46 Milliarden Euro. Das gaben die Beteiligte­n am Freitag bekannt. Das Geschäft gilt als größtes dieser Art seit Langem in der Hauptstadt. Der Berliner Senat verfolgt das Ziel, durch Neubau und Ankäufe den kommunalen Wohnungsbe­stand zu erweitern.

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FOTO: DPA Skipperin im „Bordoffice“: Bei vielen Yachten ist die Infrastruk­tur fürs Internet inzwischen Standard, fast alle Boote lassen sich entspreche­nd nachrüsten.

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