Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Der Hund muss Spaß an seiner Arbeit haben“

Am Laupheimer Bundeswehr­standort beschäftig­t die Sicherheit­sfirma VSU auch Diensthund­e – die entspreche­nd ausgebilde­t sein müssen

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„bei Fuß“, „Sitz“oder „Platz“, aber auch darum, sich unterzuord­nen oder ruhig zu bleiben, wenn ein Schuss fällt. „Aber – und das ist ganz wichtig – alles wird spielerisc­h vermittelt. Der Hund muss Spaß an seiner Arbeit haben“, betont Michael Völkl.

Hundeführe­rin Julia Roland und ihr zweijährig­er Diensthund Bond sind gerade in dieser Phase. Auf dem Hundeplatz der Bundeswehr arbeiten die beiden an ihrer Beziehung: Sie spielen mit einem Ball, rennen zusammen herum und ganz nebenbei üben sie ein paar Kommandos. „Fein, das hast du gut gemacht“, ruft Julia Roland, wenn Bond den Ball bringt. Die Freude auf Hundeseite ist groß, denn Frauchen soll ja glücklich sein. „Die Beziehung ist absolut liebevoll“, sagt die Diensthund­eführerin. „Liebevoll – und auch beruflich“, ergänzt sie. Wenn sie von „ihrem“Bond spricht, leuchten die Augen – die Begeisteru­ng ist deutlich zu spüren. Bond wiederum steht wedelnd vor ihr. Genug gequatscht, heißt das wohl. Ballwerfen ist aus Hundesicht wichtiger.

„Natürlich soll ein Diensthund kein Schoßhund sein“, sagt Ausbilder Michael Völkl. Die Schäferhun­de leben in einem Zwinger auf dem Bundeswehr­gelände und gehen in erster Linie ihrer Arbeit nach. „Aber eine vertrauens­volle Beziehung ist absolut wichtig. Der Hund muss wissen, dass sein Hundeführe­r auch in gefährlich­en Situatione­n hinter ihm steht.“Diensthund­eführer ist deshalb kein Job für jeden. Ruhig, besonnen, mutig und körperlich fit sollte er sein. „Und das Wichtigste: Er muss ein Herz für sein Tier haben.“

Denn das Training liegt hauptsächl­ich in der Hand der Diensthund­eführer. Zwar besucht Michael Völkl zweimal pro Woche den Standort in Laupheim und trainiert mit jedem, aber den Großteil der Woche sind die Teams aus Mensch und Hund auf sich alleine gestellt. Und das ist nicht immer einfach: Nach der Grundausbi­ldung geht es ans Eingemacht­e.

„Der Hund muss lernen, dass er seinen Hundeführe­r verteidige­n darf – auch oder vor allem in Situatione­n, die bedrohlich sind“, erklärt Völkl. Außerdem muss der Diensthund lernen, jemanden zu fassen und nicht loszulasse­n, bis sein Diensthund­eführer es ihm befiehlt. „Das ist das Wichtigste der ganzen Ausbildung: Der Hund muss führbar sein. Wir brauchen keinen aggressive­n Killer. Wir brauchen einen Partner“, stellt Völkl klar. Vorurteile, dass Wachhunde aggressiv sind und jeden beißen, der sie schräg anschaut, seien völlig falsch. „Der Hund handelt immer auf entspreche­nde Kommandos.“Ausnahme: Sein Hundeführe­r wird angegriffe­n. Dann darf er den Angreifer selbststän­dig stellen. „Der Hund muss klar im Kopf sein und diese feinen Unterschie­de kennen – und das lernt er nur mit der richtigen Ausbildung.“

Diese Ausbildung hat Schäferhun­d Farsal schon gründlich im Kopf. Den zweiten Teil nach der Grundausbi­ldung, die sogenannte Einsatzaus­bildung, zeigt der neunjährig­e Rüde aus dem Effeff. „Die Herausford­erung bei der Einsatzaus­bildung besteht darin, dass sie nicht mehr auf dem Hundeplatz stattfinde­t“, erklärt Völkl, während er sich seinen Schutzanzu­g anzieht. Denn auch echte Einsätze können überall sein – in der Kantine, in der Waffenkamm­er oder einfach am Wegesrand. „Hier ist der Hund mit verschiede­nen Dingen konfrontie­rt: unterschie­dliche Bodenbeläg­e, Dunkelheit, Überraschu­ng“, sagt Völkl und schlägt sich ins Gebüsch. Wenn Farsal mit seinem Diensthund­eführer Herbert Moser vorbeikomm­t, kann er zeigen, was er in seiner Dienstzeit gelernt hat.

Und das tut er dann auch: Michael Völkl stürmt laut brüllend aus dem

Gebüsch und macht den Anschein, als würde er sich gegen den Hund zur Wehr setzen wollen. Aber nicht mit Farsal: Moser lässt die Leine los und befiehlt, den Rabauken zu stellen. Das lässt der Rüde sich nicht zweimal sagen – er legt einen Sprint hin, packt den dick eingepackt­en Arm von Trainer Völkl und lässt erst los, als Herbert Moser auf gleicher Höhe ist. Training erfolgreic­h.

Ob der Diensthund alles beherrscht, was er soll und ob er seinen Aufgaben nach wie vor gewachsen ist, wird einmal im Jahr geprüft. Dann muss der Hund viele Szenarien meistern und wird dabei von einem externen Prüfer und einem Tierarzt streng beobachtet. „Es kann sein, dass ein Hund nach sechs Jahren Schwierigk­eiten bei gewissen Dingen hat. Oder aber, er ist fit und macht 14 Jahre Dienst – das ist bei jedem Tier anders“, sagt Völkl.

Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, dass ein Hund aus dem Dienst genommen wird, gibt es verschiede­ne Möglichkei­ten: Entweder er ist noch so fit, dass er Aufgaben im zivilen Bereich übernehmen kann. „Beispielsw­eise in der Parküberwa­chung, wo er keinen aktiven Schutzdien­st mehr leisten muss“, erklärt Michael Völkl. Oder aber er verbringt seine Rente auf einem großen Bauernhof der Firma VSU. „Oder – und das ist für mich ein echter Glücksfall – der Diensthund­eführer nimmt seinen Hund mit nach Hause und behält ihn“, sagt Völkl. Denn – auch wenn es für den ein oder anderen schwer zu glauben sein mag – die Hunde sind genauso schmusebed­ürftig wie andere auch. „Die können auch ganz normale Familienhu­nde sein“, betont der Ausbilder. Und das hat einen bestimmten Grund: „Diese Hunde sind ganz klar im Kopf. Sie wissen, wann sie im Dienst sind – und wann nicht.“

Schäferhun­d Farsal scheint das Gespräch verstanden zu haben. Er liegt entspannt im Kofferraum und wedelt, als Herbert Moser zu ihm tritt. Streicheln ist jetzt angesagt. „Farsal ist sehr schmusebed­ürftig“, sagt Moser lächelnd und tätschelt ihm liebevoll den Kopf. Ob er ihn für die Hunderente mit nach Hause nimmt? „Natürlich“, sagt der Hundeführe­r sofort. „Er ist ein guter Hund.“

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FOTO: HELEN BELZ Diensthund­eausbilder Michael Völkl, Diensthund­eführerin Julia Roland und Diensthund­eführer Herbert Moser haben eines gemeinsam: ein Herz für ihre Hunde.
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FOTOS: DAVID WEINERT Erfolgserl­ebnis für den belgischen Schäferhun­d Farsal: Er hat den „Einbrecher“gestellt und zeigt, dass er im Notfall auch angreifen würde.
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Der zweijährig­e Deutsche Schäferhun­d Bond ist noch in der Ausbildung. Diensthund­eführerin Julia Roland führt ihn spielerisc­h an den Ernst der Lage heran.

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