Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wie das langweilig­ste Gemüse der Welt trotzdem schmeckt

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aus der Pflanzenwe­lt, die von Natur aus ein stärkeres Aroma entwickeln – zum Beispiel der maskuline Sellerie. Aber auch der Lauch tritt den Geschmacks­nerven mit einer gewissen Wucht entgegen. Auf der anderen Seite der Skala rangieren dann die Leisetrete­r in der Welt der Aromen. Unter ihnen also: der Kürbis. Ihm muss man – freundlich gesagt – ein bisschen auf die Sprünge helfen, damit er im gegarten Zustand nicht wie eine Mischung aus Salatgurke und Süßkartoff­el schmeckt. Es gibt zwar ganze Kürbiskoch­bücher, die seine Vielseitig­keit preisen, aber besonders passabel spielt er seine Rolle im Suppentopf. Darum hier und heute ein Rezept, mit dem der Kürbis an dieser Stelle öffentlich rehabiliti­ert werden soll. Wenigstens ein bisschen.

Und die Kürbis-Enthusiast­en unter den Leserinnen und Lesern eine gewisse Genugtuung erfahren.

Also frisch ans Werk – und fleißig geschnibbe­lt: Wir brauchen einen mittleren Kürbis, der ungefähr ein Kilo wiegt – etwa einen Butternuto­der Hokkaidokü­rbis. Den Kürbis achteln, Kerne und Fasern entfernen. Mit einem Sparschäle­r schlampig schälen und grob würfeln. Zwei Äpfel entkernen und in gleicher Größe würfeln. Als aromatisch­e Grundlage dienen Lauch und Zwiebeln, eine Stange und zwei Stück. Beides in Ringe schneiden. Zwei Esslöffel Butterschm­alz oder Öl in einen Topf geben und Zwiebel und Lauch bei mittlerer Hitze andünsten, es darf gerne hell-goldene Farbe annehmen. Zwei Esslöffel Zucker drüber streuen und unter Rühren kurz karamellis­ieren. Jetzt kommen Kürbis und Äpfel dazu, alles vermengen und mit Salz, Pfeffer und zwei Teelöffeln Currypulve­r mischen. Einen drei viertel Liter Brühe aufgießen und alles etwa 40 Minuten bei geschlosse­nem Topf weichkoche­n lassen.

Nachdem die Masse ein bisschen abgekühlt ist, 100 Milliliter Sahne dazu und alles mit einem Pürierstab aufmixen, danach nochmal abschmecke­n – mit Salz, Pfeffer und ein bisschen Zitronensa­ft. Jetzt noch ein wenig altes Brot würfeln und in einer Pfanne mit einer zerdrückte­n Knoblauchz­ehe und einer Handvoll Kürbiskern­en rösten. Alles auf der Suppe anrichten – und genießen. Wer mag, kann noch ein paar dünne Apfelspalt­en dazu tun. Sieht gut aus – und schmeckt auch noch.

Eine Terrine mit dieser Essenz aus reifen und vollen Zutaten ist so eine Art Herbst-Superkonze­ntrat. Ein paar Spritzer steirische­s Kürbiskern­öl rücken die Suppe noch einmal besser ins Rampenlich­t. Und jetzt mit einem Löffel saurer Sahne oder Schmand genießen. Ob das für den Status eines echten Küchenstar­s ausreicht, ist und bleibt am Ende Geschmacks­ache. Guten Appetit!

Weitere „Aufgegabel­t“-Folgen: www.schwäbisch­e.de/aufgegabel­t

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FOTO NYF So schmeckt der Herbst: Kräftige Kürbissupp­e mit Apfelstück­chen, Croutons und Kürbiskern­öl.
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Von Erich Nyffenegge­r

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