Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Mit ETF-Sparplan Vermögen aufbauen
Auf was Anleger bei börsennotierten Indexfonds achten sollten
SCHORNDORF - Wer langfristig Vermögen aufbauen möchte, stößt früher oder später auf ETFs. Die börsennotierten Indexfonds (Exchange Traded Funds) investieren kostengünstig und flexibel in einen ganzen Markt. Auf was sollten Anlegerinnen und Anleger dabei achten?
Die Wertentwicklung von ETFs ist leicht nachvollziehbar, weil sie stets einen Index oder einen speziellen Wertpapierkorb eins zu eins abbilden. Das kann ein nationaler oder internationaler Aktienindex, ein Rohstoff-, Immobilien- oder auch Rentenindex sein. Das bedeutet: Mit ETFs können Anleger komplette Märkte, etwa den deutschen Aktienindex Dax, einfach handeln wie eine Aktie. Sinnvoll ist ein längerfristiger Anlagehorizont. So lassen sich zwischenzeitliche Kursrückschläge aussitzen.
Vorteil Sparplan: Im Gegensatz zu Einmalanlagen, bei denen der Investitionszeitpunkt die Erfolgsaussichten mitbestimmt, begünstigt bei ETF-Sparplänen das regelmäßige Sparen den Erfolg. Wie sehr ein ungünstiger Einstiegszeitpunkt selbst bei langer Anlagedauer den Erfolg trüben kann, zeigt ein vom Aktienexperten Christian W. Röhl errechnetes Beispiel. Danach brachte eine Einmalanlage in ETFs auf den Weltaktienindex MSCI World von Anfang 2001 bis Ende 2020 eine Durchschnittsrendite von 4,4 Prozent, Sparpläne erzielten im gleichen Zeitraum mit 8,3 Prozent jedoch fast doppelt so viel Rendite.
Sparrate: Wichtig ist eine angemessene Sparrate. Möchten beispielsweise Großeltern zur Geburt des Enkels einen Sparplan einrichten, genügt ein kleiner Betrag, um bis zum 18. Lebensjahr mehrere Tausend Euro anzusparen. Viele Banken starten ab 25 Euro, zum Beispiel Comdirect, Consorsbank oder Hypovereinsbank. Die Direktbank ING erlaubt Sparpläne bereits ab einem Euro pro Monat, ebenso wie der Neobroker Scalable Capital.
Laufzeit: Für den langfristigen Vermögensaufbau, etwa für die Altersvorsorge, benötigt man allerdings höhere Monatsraten. Wer 200 oder 300 Euro pro Monat investieren möchte, sollte das Geld auf mehrere ETFs verteilen. Eine breite Streuung der Gelder senkt das Anlagerisiko und stärkt die Renditechance. Banken, die eine große Auswahl an ETFSparplänen bereitstellen, sind zum Beispiel Santander, 1822 Direkt oder Flatex mit bis zu 1300 Stück.
Orderkosten: Als Ertragskiller können sich die Kaufkosten erweisen. Beispiel: Eine Anlegerin investiert bei S-Broker jeden Monat 300 Euro in ihre Altersvorsorge. Pro Sparrate fallen 2,5 Prozent Gebühr an, insgesamt also 90 Euro im Jahr. Bei 25 Jahren Laufzeit summieren sich die Kosten auf 2250 Euro. Günstiger
geht es mit festen Orderpreisen, etwa bei Santander oder Postbank. Hier fallen nur 85 beziehungsweise 90 Cent je Rate an. Die Gesamtkosten sinken dadurch auf 255 beziehungsweise 270 Euro. Bei niedrigen Sparraten dreht sich der Spieß um. Dann kann eine prozentuale Gebührenberechnung sinnvoll sein.
Kostenfreie Sparpläne: Noch günstiger fahren ETF-Sparer mit Anbietern, die komplett auf Sparplanentgelte verzichten – wie Flatex, ING, Scalable Capital und die Smartphone-Bank Trade Republik. Der Ertragsvorteil ist signifikant, besonders wenn man den Zinseszinseffekt mit einkalkuliert. Im Beispiel SBroker würde die Anlegerin bei einer jährlichen Sparplanrendite von sechs Prozent über 25 Jahre auf ein Ergebnis vor Steuern von etwa 199000 Euro kommen. Würde die Sparrate dagegen ohne Gebühren angelegt, stiege das Ergebnis auf fast 204 000 Euro – ein Plus von rund 5000 Euro.
Robo-Advisor: Wer sich die Auswahl passender ETFs für einen Sparplan nicht selbst zutraut, der findet in Robo-Advisors eine Alternative. Die digitalen Vermögensverwalter stellen einem ein ETF-Portfolio zusammen und schichten das Depot eigenständig um – die Gesamtkosten liegen in der Regel bei unter einem Prozent. Je nach Anlagestrategie reichen die Zwölf-Monats-Kursgewinne von gut zehn bis 40 Prozent. Zu den aktuellen Top-Performern unter den ETF-Robos (Stichtag: 31. Juli 2021) zählen unter anderen Smavesto, Ginmon, VTB Invest und der Sparkassen-Robo Bevestor.