Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Der letzte Sprung entscheidet
Das Fallschirmspringerteam um den Laupheimer Schulleiter Andreas Trögele wird überraschend Deutscher Meister
LAUPHEIM - Das Fallschirmspringerteam von „Airbus-4-way“um Andreas Trögele, Schulleiter der Laupheimer Friedrich-Uhlmann-Schule, ist Deutscher Meister im Vierer-Formationsspringen geworden. Mit dem Sieg in Saarlouis qualifizierte sich das Team zudem für die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in den USA. Der „Schwäbischen Zeitung“verrät Trögele, warum der Titel für ihn wohl der wichtigste in seiner Karriere war.
„Das ist mein absolut wichtigster Sieg aller Zeiten, weil wir als Nichtfavoriten dort hin sind“, schildert Trögele. „Wir hätten gar nicht damit gerechnet.“Erst mit dem letzten Sprung habe sein Team den amtierenden Deutschen Meister von 2019 noch geschlagen. „Auf den letzten Drücker. Das ist eine sensationelle Leistung“, findet Trögele.
In den vergangenen drei Jahren habe er vor allem Nachwuchsarbeit geleistet und junge Springer ausgebildet, erzählt Trögele. Das sei wichtig, da es schwer sei, gute Springer zu finden. Schon bei der Deutschen Meisterschaft 2019 in Kassel habe das Team zwei junge Springer dabei gehabt. Dieses Mal neu mit dabei gewesen sei etwa der talentierte junge Springer Felix Pfeiffer.
Für Trögele ist es der zehnte DMTitel. Sieben hat er im Vierer-Formationsspringen, drei im Achter-Formationsspringen geholt. In dieser Leistungsstufe betreibt er den Sport seit zwölf Jahren. Zeitweise sei er in
Mannschaften gesprungen, die unschlagbar gewesen seien. Aktuell habe das Team aber nicht den Drang gehabt, Deutscher Meister zu werden,
„wir wollten aber hochwertig springen“. Umso größer ist nun Trögeles Freude, erneut den Meistertitel in der Tasche zu haben.
In verschiedenen Disziplinen rangen die Teams bei der Deutschen Meisterschaft in Saarlouis Anfang September um den Sieg. „In unserer Kategorie waren es mit 13 die meisten, weil sich der Gewinner für die Weltmeisterschaft qualifiziert“, berichtet Trögele. Seine Mannschaft „Airbus-4-way“mit Sitz in Illertissen trat im Vierer-Formationsspringen an. Dabei werden für den gemeinsamen Sprung aus dem Flugzeug in 3200 Meter Höhe Formationen ausgelost, die die Fallschirmspringer durch gegenseitiges Berühren an Armen, Beinen oder Seiten ausführen. Diese Formationen müssen möglichst oft innerhalb einer vorgegebenen Zeit während des Falls wiederholt werden. „Nachdem wir das Flugzeug verlassen haben, haben wir dafür 35 Sekunden Zeit“, erklärt Trögele.
Pro richtiger Abfolge gibt es Punkte. Damit die Jury die Sprünge bewerten kann, zeichnet ein fünfter Springer alles auf. Bei „Airbus-4-way“ist Trögele der Kameramann. Er sagt: „Es sitzen dann drei Schiedsrichter an einem Großbildschirm, schauen mein Video an, sitzen mit der Stoppuhr da und zählen, wie oft wir die Sequenz absolviert haben.“
Beim Absolvieren der Sequenzen ist laut Trögele sowohl Geschwindigkeit als auch Präzision gefragt. Es sei eine Genugtuung, wenn man die Bewegungsabläufe im Wettbewerb fehlerfrei absolviere. „Dafür macht man es“, erzählt Trögele. In seiner sportlichen Laufbahn hat er fast 6000 Sprünge absolviert und verdeutlicht: „Im Training bin ich sehr abgeklärt.“Anders sehe das in Wettbewerben aus. „In der ersten Runde einer Deutschen Meisterschaft oder einer Weltmeisterschaft bin ich genauso aufgeregt wie vor meinem erstem Sprung“, sagt er. Dennoch macht er klar: „Das ist der Nervenkitzel, den ich auch suche.“
Angst habe er nicht, sagt Trögele. Seit er vor einigen Jahren bei einem Sprung schwer verunglückte, sei er aber bedachter und gehe nicht auf Risiko.
Einem Risiko wollte sich das Team auch nicht aussetzen, als es für die diesjährige Weltmeisterschaft in Sibirien nachnominiert wurde – und seine Teilnahme absagte. „Zum Zeitpunkt, als wir die Entscheidung treffen mussten, war es ein Virusvariantengebiet“, sagt Trögele. Weil sein Team aus Halbprofis mit anderen Hauptberufen bestehe, habe man das Risiko einer Infektion oder einer angeordneten Quarantäne nicht eingehen wollen. „Das war uns zu heiß.“
Für den Rektor der Friedrich-Uhlmann-Schule wäre die WM in Sibirien nicht die erste in seiner Laufbahn gewesen. So trat er bereits in Australien und den USA an. Im kommenden Jahr besucht er mit seinem Team nun erneut die Vereinigten Staaten. Als Deutscher Meister tritt das Team „Airbus-4-way“bei der WM in Arizona an. Trögele freut sich über diese Gelegenheit, sich zu beweisen. Denn: Von 2024 an will er sich aus dem aktiven Sport zurückziehen.