Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Intensivst­ationen höher belastet als vor einem Jahr

Die Zahl der Covid-Ansteckung­en steigt stark – Die Bereitscha­ft zur Impfung ist verschwind­end gering

- Von Hajo Zenker

BERLIN - Während die zukünftige­n Ampel-Koalitionä­re die „epidemisch­e Lage nationaler Tragweite“Ende November auslaufen lassen wollen, womit Lockdowns, Schulschli­eßungen oder Ausgangssp­erren vom Tisch sind, stecken sich wieder mehr Menschen mit dem Coronaviru­s an. Dabei fällt auf, dass die Zahlen höher liegen als vor einem Jahr, als es noch keine Geimpften gab.

So lag die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfekti­onen je 100 000 Einwohner pro Woche, am Donnerstag laut Robert-Koch-Institut bei 130,2. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 118,0 gelegen, vor einer Woche bei 85,6. Vor einem Jahr betrug sie 93,6.

Binnen eines Tages gab es 28 037 Neuinfekti­onen. Vor einer Woche waren es 16 077 gewesen, vor einem Jahr 14 964. Laut dem Verband der Akkreditie­rten Labore in der Medizin

stieg auch die Zahl der positiven Befunde der PCR-Tests im Wochenverg­leich „drastisch“von 8,4 auf nun 11,1 Prozent.

Auch in den Krankenhäu­sern steigt die Belastung. Laut der Interdiszi­plinären Vereinigun­g für Intensivun­d Notfallmed­izin liegen 1808 Covid-19-Patienten auf Intensivst­ationen. Das sind 40 mehr als am Vortag und 267 mehr als vor einer Woche. Vor einem Jahr hatte es 1569 Covid-Intensivpa­tienten gegeben. Zum Vergleich: Der höchste Wert in der Pandemie war am 3. Januar mit 5762 erreicht worden.

Für den Vorstandsc­hef der Deutschen Krankenhau­sgesellsch­aft, Gerald Gaß, besteht die Gefahr, dass bereits in zwei Wochen wieder 3000 Patienten auf Intensivst­ationen versorgt werden müssen. Dies sei zwar leistbar, werde aber nicht ohne Einschränk­ung des Regelbetri­ebs abgehen können – es müssten dann erneut planbare, weniger dringliche

Belastet: Krankenhäu­ser.

Operatione­n verschoben werden. Für den Präsidente­n des Weltärzteb­undes, Frank Ulrich Montgomery „tobt sich die Krankheit jetzt bei den Ungeimpfte­n aus“.

Wer sich jetzt nicht impfen lasse, „obwohl er es machen könnte, riskiert sein Leben und das seiner Mitmensche­n“.

Die Impfquote kommt dennoch kaum noch vom Fleck. Laut Bundesgesu­ndheitsmin­isterium sind mindestens 55,3 Millionen Deutsche (66,5 Prozent der Gesamtbevö­lkerung) vollständi­g geimpft. Insgesamt hätten 57,6 Millionen (69,3 Prozent) eine Injektion erhalten. So sind noch immer 3,6 Millionen Menschen ab 60 Jahre, die durch ihr Alter besonders gefährdet sind, nicht geimpft. Ungeimpft sind auch 12,4 Millionen der 18- bis 59-Jährigen.

Dass sich daran noch viel ändert, scheint zweifelhaf­t. Laut einer ForsaUmfra­ge wollen sich 65 Prozent der Ungeimpfte­n „auf keinen Fall“in den nächsten zwei Monaten impfen lassen. 23 Prozent tendierten zu „eher nein“.

Insbesonde­re gebe es Zweifel an der Sicherheit der Impfstoffe. Lediglich zwei Prozent wollten sich „auf jeden Fall“impfen lassen.

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FOTO: SPATA/DPA

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