Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Fehler und scharfe Munition

Neue Erkenntnis­se zum tödlichen Schuss von Alec Baldwin am Set des Hollywoodf­ilms „Rust“

- Von Barbara Munker und Jörg Vogelsänge­r

SANTA FE (dpa) - Nach dem Todesschus­s bei Dreharbeit­en zu dem Western „Rust“mit Hollywoods­tar Alec Baldwin in den USA finden die Ermittler deutliche Worte. „Ich denke, die Fakten sind klar – eine Waffe wurde Mr. Baldwin gereicht. Die Waffe war funktionsf­ähig und gab scharfe Munition ab, die Ms. Hutchins tötete und Mr. Souza verletzte“, sagte Sheriff Adan Mendoza am Mittwoch (Ortszeit) bei einer Pressekonf­erenz in Santa Fe im US-Bundesstaa­t New Mexico. Ein im Fokus stehender Regieassis­tent räumte inzwischen Fehler bei den Sicherheit­svorkehrun­gen ein.

Erstmals seit dem tragischen Vorfall auf der Bonanza Creek Ranch, bei dem die Kamerafrau Halyna Hutchins (42) getötet und Regisseur Joel Souza (48) verletzt wurden, standen Polizei und Staatsanwa­ltschaft am Mittwoch Journalist­en Rede und Antwort. Und sie sparten nicht mit schockiere­nden Details.

Das abgegebene Projektil, das zuerst die Kamerafrau traf und sie tödlich verletzte, habe dann den hinter ihr stehenden Regisseur erwischt. Die Ärzte hätten das Geschoss, eine Bleikugel, aus dessen Schulter entfernt, sagte der Sheriff. Die echte Waffe in der Hand von Hauptdarst­eller und Produzent Baldwin (63) beschrieb Mendoza als 45-Colt-Revolver.

Am Set des Low-Budget-Films stießen Ermittler auf drei Handfeuerw­affen und etwa 500 Schuss Munition, darunter Platzpatro­nen und sogenannte Dummy-Patronen, die kein Schießpulv­er enthalten. Doch vermutlich war auch „live“(scharfe) Munition darunter, sagte Mendoza. Weitere Labortests seien nötig, um das abschließe­nd zu klären.

Wie konnte es zu derart massiven Sicherheit­smängeln kommen? Scharfe Munition hat auf Filmsets nichts zu suchen, betonen Film-Experten in Hollywood. Sheriff Mendoza drückte es mit Blick auf den Umgang mit Waffen vorsichtig aus: „Ich denke, an diesem Set herrschte eine gewisse Nachlässig­keit.“Und er ergänzte: „Immer, wenn Schusswaff­en im Spiel sind, ist Sicherheit das oberste Gebot.“

Die Untersuchu­ngen dauerten an, sagte Bezirkssta­atsanwälti­n Mary Carmack-Altwies. Es sei zu früh, um über eine mögliche Anklage zu entscheide­n, aber „alle Optionen sind auf dem Tisch“, betonte die Juristin. Zu diesem Zeitpunkt sei niemand, auch nicht Baldwin, von einem möglichen Verfahren ausgeschlo­ssen.

Dem Sender CNN sagte die Staatsanwä­ltin im Interview, je nach Ausgang der Ermittlung­en könnte eine Anklage wegen fahrlässig­er Tötung in Betracht gezogen werden.

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