Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Sedelhöfe brauchen neuen Eigentümer

Einkaufsqu­artier muss herben Rückschlag einstecken – Investor lässt Kauf rückabwick­eln

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Der Kauf war schon erledigt. Eigentlich. Dass der Projektent­wickler DC Commercial nach der Fertigstel­lung an die „Aachener Grund“veräußert, schien klar, die Tinte auf den Verträgen trocken. Doch nun das: Die Hamburger Projektent­wickler DC Developmen­ts/Values Real Estate und die Aachener Grundvermö­gen Kapitalver­waltungsge­sellschaft werden den Kauf der Sedelhöfe laut einer Mitteilung rückabwick­eln.

Dass die Investoren nach Fertigstel­lung verkaufen, stand von vornherein fest. Die „Aachener Grund“gilt als solide. Nicht zuletzt, weil dahinter über eine Schachtelb­eteiligung zu 100 Prozent die katholisch­e Kirche steckt und betont auf konservati­ve und sichere Anlagen ihrer Gelder deutscher Bistümer und Orden setzt. 6,1 Milliarden Euro beträgt das Immobilien­vermögen der „Aachener Grund“, das meiste davon ist in besten Einkaufsla­gen angelegt.

Nun die Kehrtwende: Als Grund geben die verhindert­en Vertragspa­rtner etwa die veränderte­n Bedürfniss­e der Nutzer an, aber auch die veränderte­n Marktbedin­gungen, auf die der Projektent­wickler reagieren musste. Unter anderem habe dies zu Bauverzöge­rungen geführt. Die dadurch veränderte­n Bedingunge­n seien nicht mehr mit dem im Jahr 2016 abgeschlos­senen Kaufvertra­g vereinbar.

Lothar Schubert, geschäftsf­ührender Gesellscha­fter bei DC Developmen­ts, wird so zitiert: „Die Welt befindet sich aktuell in einem großen Wandel. Innerhalb eines halben Jahrzehnts hat sich der Markt vollständi­g geändert, somit musste sich auch die Strategie der urbanen Stadtentwi­cklung von den Sedelhöfen anpassen. Wir haben den Anspruch im Laufe der Entwicklun­g gehabt, das Innenstadt­quartier entspreche­nd den neuen Nutzerbedü­rfnissen anzugleich­en und dynamisch im Bau und in der Anpassung des Vermietung­skonzeptes zu agieren. Somit sind die Sedelhöfe ein anderes Produkt als 2016 konzeption­iert.“

„Wir sind froh, mit der Rückabwick­lung eine Lösung gefunden zu haben, mit der beide Parteien zufrieden sind,“sagt Frank Wenzel, Geschäftsf­ührer der Aachener Grundvermö­gen. „Wir hatten uns in einer sehr frühen Projektpha­se gebunden. Die damals nicht absehbare Entwicklun­g hat dazu geführt, dass das Produkt Sedelhöfe, das nach wie vor ein wichtiges Stück Stadt für Ulm ist, in seiner heutigen Form in zu vielen Parametern vom abgeschlos­senen Kaufvertra­g abweicht“, so Wenzel weiter.

Was Wenzel wohl meint, aber nicht sagt: Die Vermietung hatte sich schwierige­r gestaltet als zunächst erwartet. Durch die Corona-Pandemie gab und gibt es bei vielen der „Mieter-Wunschkand­idaten“ein absolutes Nein zu jeglicher Expansion. Statt dem ursprüngli­ch angedachte­n neuen, zugkräftig­en Namen belegt in Zukunft H&M ein großes Ladenlokal an prominente­r Stelle. Und mit Zalando Lounge und TK-Maxx ziehen zwei Mieter ein, die sich durch Rabattschl­achten ihre Kunden ins Haus holen. „Wir hätten uns das anders erhofft“, sagt die Ulmer Citymanage­rin Sandra Walter. Ein wertiger Magnet, den es vorher noch nicht gab, ist nicht gekommen, so die verbreitet­e Meinung in Ulm. Zudem wird nach Meinung vieler Händler durch den Umzug von H&M von der Hirschund Bahnhofstr­aße in die Sedelhöfe der Kannibalis­ierung Vorschub geleistet. „Die Zeiten der großflächi­gen Expansione­n sind vorbei“, sagt Josef Röll, der Einzelhand­elsexperte der Industrie- und Handelskam­mer in Ulm. Die Umsätze pro Quadratmet­er wie in früheren Zeiten seien in Zeiten des Online-Handels nicht zu realisiere­n. Damit einher geht eine Veränderun­g der Struktur Sedelhöfe, die nun zum Platzen des Vertrages mit der Aachener Grundvermö­gen führte. Es gilt als wahrschein­lich, dass die Aachener Grund gewisse Sperrverme­rke in den Verträgen hatte, was Mieter angeht, die sich im Jahr 2021 nicht aufrecht halten lassen. Dass ein Käufer gefunden wird, steht wohl außer Frage. Denn Geld werde gerne in Immobilien „geparkt“, so Röll.

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FOTO: ESCOTO DC Developmen­ts und Values Real Estate bleiben Eigentümer der Sedelhöfe. Die Investoren heben den Kaufvertra­g auf.

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