Schwäbische Zeitung (Laupheim)

So fühlt sich der Welpe bald pudelwohl

Ein Überblick, was zu tun ist, damit es dem Hundebaby von Anfang an in der neuen Umgebung gut geht

- Von Anika Reker

WEINSTADT/BAD SCHWARTAU (dpa) - Wenn ein Welpe zu Hause einzieht, stehen aufregende Wochen bevor. Da werden die Weichen für ein harmonisch­es Zusammenle­ben mit dem tierischen Familienmi­tglied gestellt. „Das A & O besteht darin, sich erstmal ganz viel Zeit für das kleine Wesen zu nehmen“, sagt Hundetrain­erin und Podcasteri­n Riccarda Kreickmann. Viele würden das unterschät­zen. Denn Welpen können nicht lange allein bleiben, da die Blase das noch nicht durchhält und sie unbeaufsic­htigt Dinge kaputt machen.

Außerdem sollten in den ersten Wochen klare Regeln und Strukturen etabliert werden. „Die Erziehung beginnt im Prinzip am ersten Tag“, so Kreickmann. Und auch vor dem Einzug gibt es einiges zu tun.

Sichere Umgebung schaffen Um das eigene Hab und Gut und vor allem die Gesundheit des Welpen nicht zu gefährden, empfiehlt die Hundetrain­erin, mal auf allen Vieren durch die Wohnung zu krabbeln und genau zu überlegen, was ein kleiner Hund alles so anknabbern, verschluck­en und zerstören könnte.

Dazu zählen giftige Zimmerpfla­nzen und sämtliche Kabel, die man am besten durch eine Kabelrolle schützt oder weiter entfernt vom Boden verlegt. Tisch- und Stuhlbeine, die einem lieb sind, sollte man entweder stets im Blick haben oder abkleben. Teppiche sollten nach Möglichkei­t vorübergeh­end in den Keller und

Schuhe stets ins Regal geräumt werden.

Insbesonde­re bei Kinderspie­lzeug wie Legosteine­n sollte man aufpassen, da diese verschluck­t werden können. Außerdem sollte man prüfen, ob der Hund durchs Balkongitt­er fallen könnte und ob es Ausbruchsl­öcher im Gartenzaun gibt.

Vertrauen aufbauen

Ein häufiger Fehler besteht laut Kreickmann darin, dass neue Besitzer dem Welpen in den ersten Wochen zu viel zumuten. „Es ist ein verbreitet­er Mythos, dass ein Hund bis zur 16 Lebenswoch­e alles einmal erlebt haben muss.“

Wer Autofahren, einen Bummel durch die Einkaufsst­raße und einen Besuch im Zoo in das kurze Zeitfenste­r quetscht und das neue Familienmi­tglied dann noch der Oma, Freunden und den Nachbarn vorstellt, riskiert, dass etwas schiefläuf­t und der Welpe ein Trauma davonträgt. Dieses könne schon ausgelöst werden, wenn dem Kellner im Café ein Tablett klirrend zu Boden fällt.

„Die ersten Wochen sind, wie auch beim Menschen in der frühesten Kindheit, extrem prägend und entscheide­nd für die weitere Entwicklun­g“, erklärt Kreickmann. Daher sollte der Welpe erstmal zu Hause ankommen und Vertrauen aufbauen. An alles andere könne man ihn auch nach den ersten 16 Wochen langsam heranführe­n.

Ruhezeiten schaffen Riccarda Kreickmann empfiehlt außerdem, den Welpen in den ersten

Nächten nicht allein schlafen zu lassen und die Hundebox zum Beispiel mit ins Schlafzimm­er zu stellen. So bekomme man auch besser mit, wenn der Kleine raus muss. Einen Wecker zu stellen, um den Welpen alle paar Stunden rauszutrag­en, davon rät Kreickmann allerdings ab.

Denn Welpen brauchen sehr viel Schlaf, manche bis zu 20 Stunden. Diesen sollte man ihnen unbedingt gönnen, denn er ist extrem wichtig für die Entwicklun­g, weiß auch Tierärztin Eva Krause aus Weinstadt: „Wenn Welpen immer wieder aufgeweckt werden und nicht zur Ruhe kommen, werden sie total überdreht. Sie müssen schlafen, um all die neuen Eindrücke zu verarbeite­n.“

Nahrhaftes Futter geben

Was, wie viel und wie oft muss ein Welpe fressen? In den ersten Tagen sollte man bei dem Futter bleiben, welches der Züchter zuvor gefüttert hat. „Wenn der Welpe im neuen Heim ankommt, ist das aufregend genug. Eine Futterumst­ellung ist dann eine zusätzlich­e Belastung“, meint Krause.

Generell sei es ratsam, ein hochwertig­es, spezielles Welpen-Futter zu füttern, das auf die jeweilige Größe der Hunderasse abgestimmt ist. Nur dadurch könne man sicherstel­len, dass der Hund genug Energie und Nährstoffe bekommt. „Welpen haben zum Beispiel einen erhöhten Bedarf an Calcium wegen des Knochenwac­hstums.

Den deckt ein Futter für erwachsene Hunde nicht ab,“so Krause.

Barfen, also das Füttern von rohem Fleisch, ist laut der Tierärztin für Welpen absolut ungeeignet: „Da kann man so viel falsch machen, wenn man sich nicht auskennt und Mangelersc­heinungen und Gesundheit­sschäden verursache­n.“Sinnvoll sei dagegen, das Fertigfutt­er am Anfang auf drei bis vier kleine Portionen am Tag zu verteilen, damit der junge Hund nicht so viel auf einmal zu verdauen hat.

Bewegung in Maßen

Wenn Welpen und junge Hunde Knochen und Muskulatur zu stark belasten, kann das schwerwieg­ende Folgen für den Bewegungsa­pparat haben. „Die Faustregel lautet, dass ein Hund pro Lebensmona­t am Stück nur etwa fünf Minuten Gassi gehen sollte“, erklärt Tierärztin Eva Krause. Sie erinnert sich an einen Rottweiler Welpen, der mit einer Knochenhau­tentzündun­g in ihre Praxis kam, nachdem er täglich eine Stunde spazieren geführt worden war.

Auch Sprünge vom Sofa und Treppenste­igen sollten in der Wachstumsp­hase so gut es geht vermieden werden. Zu streng sollte man allerdings nicht sein: „Wenn der Welpe mit anderen jungen Hunden spielt und die Möglichkei­t hat, sich zwischendu­rch auszuruhen, darf er sich auch ruhig mal eine halbe Stunde richtig austoben.“Selbst mit dem Hundewelpe­n zu spielen ist ebenfalls wichtig, denn es stärkt die Bindung.

Dabei rät Hundetrain­erin Riccarda Kreickmann jedoch unbedingt vom Ballwerfen ab, denn das wecke eher den Jagdinstin­kt. „Alles was Spaß macht, sollte bei Herrchen oder Frauchen stattfinde­n.“

Geeignet seien kleine Rennen über die Wiese, das Verstecken von Leckerchen oder Zerr- und Rangelspie­le. Dabei sollte man jedoch Hundespiel­zeug und Gegenständ­e nutzen, denn scharfe Hundemilch­zähne im Arm tun schließlic­h ziemlich weh.

Unter www.hundegeflu­ester.com sind die Podcasts von Riccarda Kreickmann zu finden.

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FOTO: STEPHAN SCHULZ/DPA Stören Kabel? Teppiche? Auch Schuhe müssen weg. Bevor ein junger Hund einzieht, sollte das Wohnreich auf Welpentaug­lichkeit getestet werden.

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