Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Heuneburg soll Weltkulturerbe werden
Frühkeltischer Fürstensitz kommt auf Vorschlagsliste des Landes
HERBERTINGEN - Die Heuneburg in Hundersingen bei Herbertingen hat Chancen, zum Unesco-Weltkulturerbe erhoben zu werden. Für das nationale Vorauswahlverfahren in dieser Woche hat das Land neben dem Fernsehturm Stuttgart auch den landesweit bekannten frühkeltischen Fürstensitz nominiert. Darüber informiert das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen in einer Pressemitteilung. Das Ministerium ist für den Denkmalschutz in Baden-Württemberg zuständig.
„Wir würden uns sehr freuen, wenn es beide Denkmale, von denen jedes auf seine Art herausragend und außergewöhnlich ist, auf die deutsche Vorschlagsliste schaffen“, wird Ministerin Nicole Razavi in der Mitteilung zitiert. Noch müssen auf dem Weg zum Weltkulturerbe einige Hürden genommen werden. Voraussichtlich im Jahr 2022 wird ein international besetztes Expertengremium die Stätten besuchen und bewerten. Die Entscheidung, welche Stätten für das Jahr 2024 auf die Vorschlagsliste gesetzt werden, fällt voraussichtlich Ende 2023.
Die Heuneburg wird als eines der keltischen Machtzentren der frühen Eisenzeit nordwestlich der Alpen als Unesco-Weltkulturerbe vorgeschlagen. Dazu zählt die Heuneburg neben Glauberg in Hessen und Mont Lassois in Burgund. Deshalb wird der Vorschlag gemeinsam mit dem Land Hessen und in Zusammenarbeit mit Frankreich eingereicht. Sie werden der frühen Eisenzeit zwischen dem siebten und vierten Jahrhundert vor Christus zugeordnet. Zum Aspiranten für das UnescoWeltkulturerbe werden diese Stätten, weil es sich um die „ersten stadtartigen Zentren mit monumentaler Siedlungs- und Grabarchitektur“handelt, so in der Begründung für die Nominierung. Es handle sich um „außergewöhnliche Zeugnisse frühkeltischer Zivilisation“und „sind Resultat eines intensiven Austauschs von Ideen, Techniken und Waren über große Distanzen mit weiten Teilen Europas, insbesondere mit den Kulturen Mittel- und Westeuropas und des mediterranen Raums“. Außerdem seien diese Zentralisierungsprozesse Ergebnis der „Konzentration politischer Macht und ökonomischen Reichtums einer privilegierten sozialen Gruppe in den frühkeltischen ,Fürstensitzen’“.
Für Magnus Hoppe, Bürgermeister der Heuneburg-Gemeinde Herbertingen, ist die gemeinsame Bewerbung zusammen mit drei frühkeltischen Stätten gar kein Problem. „Man sieht, wie die Kelten bereits europaweit miteinander in Kontakt waren“, so der Herbertinger Bürgermeister. „Sie hatten eben keine schriftlichen Überlieferungen“, so Hoppe. Damit konnte das Wissen über diese Hochkultur nicht so bewahrt werden, wie das der Römer.
Was von den Römern über die Kelten geschrieben wurde, habe eben die Sicht der Besatzer wiedergegeben.
Neuere archäologische Forschungen mehren nach und nach das Wissen um diese frühe Hochkultur. Magnus Hoppe: „Es freut mich wegen der Wertschätzung, die das jetzt erfährt. Das macht uns stolz, es ist eine große Ehre.“Ministerin Nicole Razavi hat den Herbertinger Bürgermeister zu einem Informationsgespräch über das weitere Vorgehen eingeladen. Allerdings sei es bis zur weltweiten Anerkennung als Unesco-Weltkulturerbe noch ein weiter Weg, weiß auch der Bürgermeister. Über die Aufnahme auf die Liste der deutschen Vorschläge entscheidet die Kultusministerkonferenz der Länder. Dann geht es auf internationaler Ebene weiter.
In der Pressemitteilung erinnert die Ministerin aber, dass die letzten beiden Nominierungen, die Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen
Alb sowie die Kurstadt Baden-Baden in die Liste die Weltkulturerbe-Liste aufgenommen wurden.
Hat die Bewerbung Erfolg, dann wäre eine Aufnahme in die Weltkulturerbe-Liste auch in einem zeitlichen Zusammenhang mit dem Abschluss eines weiteren großen Projekts auf der Heuneburg denkbar. Die Vereinbarung des Landes mit der Gemeinde über die „Kelten-Erlebniswelt“, ein Projekt des Landes unter der Federführung von Schlösser und Gärten, wurde im Frühjahr dieses Jahres unterzeichnet. Ein Projektzeitraum von drei bis vier Jahren ist anvisiert.
In einer Stellungnahme weist der Landtagsabgeordnete Klaus Burger (CDU) auf seinen Anteil am Erfolg hin: „Ich freue mich sehr, dass Ministerin Razavi meinen Vorschlag aufgegriffen und die Heuneburg nun auf die Vorschlagsliste genommen hat.“2019 habe Burger Mittel dafür beantragt.