Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Vom Flair der Stadt begeistert“

Weniger Besucher als erhofft bei Filmtagen Oberschwab­en – Dafür berichtet die Intendanti­n von zufriedene­n Gästen

- Von Anke Kumbier Von der Struktur her bleiben die zweiten Filmtage Oberschwab­en in Ravensburg genauso wie die ersten, und sie finden wieder im Oktober statt. Was die fernere Zukunft angeht: Ich möchte auf keinen Fall in fünf Jahren in zehn Sälen 200 Filme

RAVENSBURG - 60 Filmschaff­ende, 35 Filme und sechs Gewinner: Die ersten Filmtage Oberschwab­en haben in Ravensburg für Festivalat­mosphäre und Kinoerlebn­is gesorgt. Intendanti­n Helga Reichert spricht im Interview mit Anke Kumbier über Besucherza­hlen, die unter der Erwartung blieben, zufriedene Gäste und darüber, wie es weitergehe­n soll. Reichert hatte 2019 die Intendanz der Filmfestsp­iele Biberach von ihrem Mann Adrian Kutter übernommen. Anfang dieses Jahres kam es zum Bruch mit dem ehrenamtli­chen Vorstand der Filmfestsp­iele. Reichert suchte sich daraufhin eine neue Wirkungsst­ätte. Die Wahl fiel auf das Frauentork­ino in Ravensburg.

Frau Reichert, Ihre ersten Filmtage in Ravensburg sind geschafft. Was hat besonders gut geklappt?

Ich war mir nicht sicher, ob ich es schaffe, die Stimmung des Festivals, so wie ich sie mir wünsche, wachzurufe­n. Nämlich, dass sich Menschen gemeinsam Filme anschauen, sich hinterher darüber austausche­n, miteinande­r reden – aber das hat geklappt! Genauso wie der Ablauf reibungslo­s funktionie­rt hat, trotz all der unbekannte­n Komponente­n. Ich kannte vorher weder die Hotels, in denen die Filmschaff­enden unterkamen, noch das Kino.

Mit Blick auf die Einnahmen und Besucherza­hlen: Wie zufrieden

Helga Reichert

sind Sie?

Die Einnahmen sind etwas niedriger als erhofft. Ich hatte mit circa 2000 Tickets kalkuliert, im Endeffekt waren es knapp 1500. Wir sind noch weit davon entfernt, dass sich das Festival trägt, und natürlich hätte ich mir gewünscht, dass etwas mehr Karten verkauft werden. Aber ich möchte den Erfolg nicht nur an Zahlen festmachen. Die Filmschaff­enden beispielsw­eise waren vom Flair der Stadt begeistert, und wir hatten nach den Filmen viele tolle Gespräche.

Was lief dieses Jahr nicht so gut, welche Anregungen nehmen Sie für nächstes Jahr mit?

Wir haben Kritik für die Ausleuchtu­ng bei der Preisverle­ihung bekommen. Die Zuschauer haben zu wenig gesehen. Und beim Film „Borga“habe ich mich verschätzt. Den habe ich in einen kleineren Kinosaal gepackt, während im großen Saal Plätze frei geblieben sind.

Was waren die größten Unterschie­de zu Biberach – abgesehen von der Besucherza­hl, die vor Corona bei rund 13 000 lag?

Das ist schwer zu sagen. Ich habe immer wieder gehört, dass es in Ravensburg so war, wie ganz zu Beginn in Biberach, eben weil es deutlich kleiner, aber dadurch auch legerer war. Die Kinos sind natürlich auch unterschie­dlich, aber beide haben ihren eigenen Charme. Ich habe in Biberach sehr gerne mit den Kinobetrei­bern zusammenge­arbeitet und bin glücklich, dass die Zusammenar­beit mit dem Frauentork­ino hier in Ravensburg genauso gut lief.

Meinen Sie, die Region verträgt zwei Filmfestsp­iele, die sowohl örtlich als auch zeitlich so nah beieinande­r liegen?

Ja klar. Nathalie Arnegger, die neue Intendanti­n der Biberacher Filmfestsp­iele, wird ihren eigenen Spirit einbringen. Ich glaube, in zwei Jahren wird sich das sortiert haben und die Leute bekommen ein umso vielfältig­eres Angebot.

Wie werden die Filmtage Oberschwab­en 2022 aussehen und wie stellen Sie sich die Entwicklun­g vor?

Bei den ersten Filmtagen gab es eine Jury des Soroptimis­t-Frauenclub­s aus Ravensburg/Weingarten und eine Ravensburg­er Kinderund Jugendjury. Wird es diesen lokalen Bezug weiterhin geben?

Die Schülerjur­y muss ich beibehalte­n (lacht). Sie haben schon gesagt, dass sie es nächstes Jahr unbedingt wieder machen wollen. Da denke ich auf jeden Fall drüber nach. Ich bin noch unentschie­den, ob die Jurys gleich besetzt bleiben sollten, aber dass es wieder eine Kinderund Jugendjury aus Ravensburg gibt, steht fest und ich arbeite auch sehr gerne wieder mit dem Soroptimis­t-Frauenclub zusammen.

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FOTO: SIEGFRIED HEISS

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