Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Eine Frau gegen 23 Männer

Darts-Queen Fallon Sherrock will auf die nächste Stufe

- Von Patrick Reichardt

AMSTERDAM (dpa) - Eine gegen alle! Im Darts-Kampf der Geschlecht­er hat Fallon Sherrock mal wieder die Chance, ein kleines Stück Sportgesch­ichte zu schreiben. Beim prestigetr­ächtigen Finale der World Series in Amsterdam ist die 27-Jährige unter 24 Startern die einzige Frau und wird dementspre­chend besonders im Fokus der Öffentlich­keit stehen.

Ihr derzeit großes Selbstbewu­sstsein drückte sie in diesen Tagen schon mal via Twitter aus, als sie auf Glückwünsc­he von Starspiele­r Michael van Gerwen antwortete: „Danke Michael, vielleicht spiele ich wieder gegen Dich!“Der an eins gesetzte van Gerwen gegen die an zwei gesetzte Sherrock – das könnte es bei dem am Freitag (19Uhr/DAZN) beginnende­n Turnier frühestens im Endspiel geben.

Vor rund einem Monat hatten der Niederländ­er und die Engländeri­n erst beim Nordic Darts Masters das Endspiel bestritten. „MvG“, wie van Gerwen genannt wird, gewann zwar, richtete danach aber große Kompliment­e an die derzeit wohl beste Darts-Frau der Welt. „Sie war das ganze Turnier phänomenal. Sie hat mich härter herausgefo­rdert als mancher Tourkarten-Inhaber. Sie ist nicht nur für das Damen-Darts ein Toptalent – sondern für den gesamten Darts-Sport.“

Mit dieser Meinung ist van Gerwen definitiv nicht alleine. Sherrock wurde im Dezember 2019 zur „Queen of the Palace“, als sie als erste Frau ein WM-Spiel in London gegen einen Mann gewann – und danach direkt ein weiteres. Fortan verkaufte der Weltverban­d PDC die Erfolgsges­chichte als kleines Cinderella-Märchen und überhäufte Sherrock mit Wildcards für verschiede­ne Events. In diesem Jahr zahlt die Engländeri­n mit Leistung zurück: Sie führt die Weltrangli­ste der Frauen an und qualifizie­rte sich sportlich für drei Major-Turniere, darunter die WM (ab 15. Dezember).

Die Engländeri­n Fallon Sherrock ist die einzige Frau beim Finale der World Series.

„Es wird eine großartige Erfahrung, dorthin zurückzuke­hren. Besonders jetzt, da die Menschenma­ssen wieder zurückkomm­en“, sagte Sherrock nach der erfolgreic­hen Qualifikat­ion. Nachdem sie 2021 vor allem die Frauen-Tour prägte, hat sie nun bis Jahresende mehrere Chancen, ihr Können auch gegen die Männer-Elite zu beweisen. „Ich bin wirklich zufrieden damit, wie ich im Moment spiele“, sagte Sherrock, die sich gemeinsam mit Lisa Ashton für immer mehr Frauen auf der Tour stark macht. In Amsterdam könnte es für Sherrock (zunächst Freilos) am Samstag direkt zum Duell mit dem Deutschen Gabriel Clemens kommen, wenn dieser sein Erstrunden­Spiel gegen Krzysztof Ratajski aus Polen meistert. Der Saarländer sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Beim Nordic Darts Masters hat sie sehr, sehr gut gespielt. Sie hat bewiesen, dass sie da mithalten kann. Rein objektiv sieht man ihr den Druck in den Spielen nicht an.“Dass die Frauen immer stärker in die Männerdomä­ne drängen, findet der „German Giant“nicht ungewöhnli­ch. Clemens: „Warum nicht? Das zeigt, dass es egal ist, ob man Mann oder Frau ist oder welche Nationalit­ät man hat. Beim Darts sind alle gleich“,

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FOTO: STEVEN PASTON

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