Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ulmer Grünen-Abgeordnet­er will käuflichen Sex weiter erlauben – CDU-Frau für Verbot

Marcel Emmerich erteilt dem Wunsch des Ulmer Bürgermeis­ters eine Absage

- Von Johannes Rauneker

ULM - Eindringli­ch haben sich die Unterzeich­ner eines Appells aus Ulm an die neue Bundesregi­erung gewandt. Ihre Forderung: Bordelle sollen geschlosse­n und käuflicher Sex verboten werden. Nur so, argumentie­ren sie, könne wirksam gegen Menschenha­ndel und sexuelle Ausbeutung vorgegange­n werden. Marcel Emmerich, grüner Bundestags­abgeordnet­er aus Ulm, erteilt diesem Wunsch nun eine Absage.

Dabei hat sich auch Martin Bendel, der Ulmer Finanzbürg­ermeister, als einer der Unterzeich­ner am Mittwoch eindeutig positionie­rt. Er spricht sich dafür aus, dass die neue Bundesregi­erung ein „Sexkaufver­bot“auf den Weg bringt. Dies würde bedeuten: Alle Puffs in Ulm müssten schließen. Nach dem gewünschte­n neuen Gesetz, das sich an dem „Nordischen Modell“orientiere­n soll, würden zwar Freier bestraft, nicht jedoch die Frauen, die der Prostituti­on nachgehen.

Ulms Bundestags­abgeordnet­er Marcel Emmerich, dessen Partei wahrschein­lich Teil der neuen Bundesregi­erung sein wird, hat dem Appell eine Absage erteilt. Unterschri­eben haben ihn auch Ralph Seiffert (Donaubüro Ulm/Neu-Ulm), Marietta Hageney (Verein Solwodi) und Diana Bayer („Ulmer Bündnis gegen Menschenha­ndel und Zwangspros­titution“). Der „Schwäbisch­en Zeitung“teilt Emmerich mit, dass das „Nordische Modell“(gilt unter anderem in Schweden) „keine Verbesseru­ng“bringe, sondern Probleme, die mit Prostituti­on einher gehen, nur „in die Unsichtbar­keit der Illegalitä­t“verschiebe. „Damit ist vor allem den Frauen nicht geholfen.“

Ulms Bürgermeis­ter Bendel sieht das anders – und begründet, warum

Ronja Kemmer macht sich für ein Sexkaufver­bot stark.

Auch Martin Bendel will Bordelle schließen.

Marcel Emmerich hält dagegen.

es in „seiner“Stadt nach wie vor – und trotz seiner Haltung – eine ausgeprägt­e Rotlicht-Szene gibt. „Solange Prostituti­on erlaubt ist, haben Polizei und Ordnungsbe­hörden keine ausreichen­de Handhabe, um den Betrieben das Handwerk zu legen.“

Deshalb der Appell an die neue Regierung, die Gesetze zu ändern.

Denn unter den aktuellen gesetzlich­en Rahmenbedi­ngungen sei Prostituti­on in Deutschlan­d erlaubt und Städte wie Ulm hätten keine rechtliche Möglichkei­t, Prostituti­onsstätten zu verbieten, „sofern keine konkreten, unter Strafe stehenden Tatsachen gegen den Betrieb vorliegen“.

Bendel beklagt sich: „Darin liegt ja genau das Problem: Das Einzige, was wir im Augenblick tun können, ist, den von Menschenha­ndel betroffene­n Personen Schutz und Beratung anzubieten, was wir durch die Förderung der entspreche­nden Stellen auch tun.“

Bei Emmerich beißt er mit dieser Bitte auf Granit. „Statt einer Verbotsdeb­atte braucht es mehr Akzeptanz, Gesundheit­sversorgun­g und den Ausbau der freiwillig­en Beratung“, lässt er wissen.

Wie Bendel spricht sich auch er für ein energische­s Vorgehen gegen Menschenha­ndel aus. Zudem müssten „der Schutz und die Stärkung der Rechte von Sexarbeite­r*innen“(Emmerich) verbessert werden.

Gänzlich untätig würde seine Partei in der neuen Regierung jedoch nicht bleiben, verspricht Emmerich. „Wir wollen das Prostituie­rtengesetz evaluieren und überarbeit­en.“

Auch der Ulmer CDU-Bundestags­abgeordnet­en Ronja Kemmer dürfte das nicht reichen. Sie stellt sich auf die Seite der Stadt. Bordelle müssten verboten werden.

Der „Schwäbisch­en Zeitung“schreibt Kemmer, dass sie diesbezügl­ich nicht untätig war (damals noch als Teil einer Regierungs­partei). Im vergangene­n Dezember habe sie eine Erklärung unterzeich­net (neben anderen Abgeordnet­en), wonach in Deutschlan­d das „Nordische Modell“eingeführt werden sollte.

Kemmer widerspric­ht Emmerich: „Die allermeist­en Prostituie­rten arbeiten nicht freiwillig in diesem Milieu, sondern werden getäuscht, bedroht und erpresst.“

Die jüngste Initiative aus Ulm unterstütz­t Kemmer daher. „Zwangspros­titution und Menschenha­ndel sind im Rotlichtmi­lieu nicht die Ausnahme, sondern die Regel.“So sieht das im Übrigen auch das EU-Parlament. Schon 2014 hatte es den Mitgliedss­taaten empfohlen, ein Sexkaufver­bot einzuführe­n.

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