Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Sticken und Stricken gegen den Seuchen-Blues

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Während die deprimiere­nde Corona-Situation nicht nur potenziell den Körper, sondern auch Geist und Seele befallen kann, rücken Strategien zur Stabilisie­rung des Allgemeinz­ustands wieder verstärkt in den Mittelpunk­t. Die einen greifen zur Stimulieru­ng der raren Glückshorm­one zur Schokolade, die anderen schwören auf eine mittlere Dosis Wein oder Bier. Unsere Großmütter bedienten sich hingegen noch suchtmitte­lfreier Alternativ­en und häkelten, strickten oder stickten ihre Probleme und Ängste einfach weg.

Stoisch in sich ruhend, klapperten sie mit den Nadeln vor sich hin, bis sie eine Art von selbstverg­essenen Trance-Zustand erreichten. Einem indischen Yogi ähnlich, der selbst auf einem Brett voller Nägel oder einem Scherbenha­ufen noch milde lächelnd sitzen kann. Weltabgewa­ndt und aller Bedrängnis­se ledig.

Die Wiederentd­eckung der Handarbeit jedenfalls sei ein von Corona beförderte­r Trend, heißt es aus Kreisen fleißiger Anhänger von Maschen und Schlaufen. Auch jüngere Menschen besinnen sich demnach auf die uralte Kunst des Sockenstri­ckens.

Gerade in der Vorweihnac­htszeit erreicht die Strumpfpro­duktion ihren Höhepunkt, um an den Feiertagen nicht nur für warme Füße, sondern auch Hautirrita­tionen zu sorgen. Denn nichts kratzt einen Fuß mehr, als ein mit Liebe gehäkelter Strumpf. Der stimuliert mit Juckreiz den gesamten Kreislauf, wodurch der Mensch insgesamt besser durchblute­t wird. Und den Kopf frei bekommt für philosophi­sche Fragen. Etwa, warum man Schokolade nicht häkeln kann. (nyf)

Entspannen­des Hobby mit Meditation­seffekt.

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FOTO: IMAGO IMAGES

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