Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Auf der „Schättere“ging es holprig bergab

Die Malerin Christa Thiel hat das einstige Kinderpara­dies im Bild festgehalt­en

- Von Barbara Braig

LAUPHEIM - Die ersten Schneefloc­ken sind in der Region angekommen und erinnern daran, dass der Winter beginnt. Wer nun missmutig ans Freikratze­n von Autoscheib­en und morgendlic­hes Schneeschi­ppen in der Kälte denkt, sei daran erinnert, dass auch der Winter seine schöne Seiten hat. Schlittenf­ahren zum Beispiel! Vielen Laupheimer­n dürfte da die „Schättere“noch ein Begriff sein, die bis in die 70er-Jahre für rasantes Vergnügen sorgte.

„Die Schättere war ein Kinderpara­dies“, erinnert sich die aus Laupheim stammende Künstlerin Christa Thiel an das ultimative Winterverg­nügen ihrer Kindheit in den 40erund 50er-Jahren. Das galt damals aber wohl vor allem für die „Oberstadt“, denn Kinder aus „Kleinlauph­eim“galten als Unterstädt­ler und waren auf der anderen Seite der Rottum nicht gerne gesehen. „Eigentlich gemein, aber so sind Kinder nun mal“, sagt Christa Thiel. „Außerdem hatten die Kleinlauph­eimer ja ihren eigenen Schlittenb­uckel.“

Die „Schättere“, eigentlich eine Viehweide im „Grund“hinter dem Schlosspar­k gelegen, hat ihren Namen nicht von ungefähr: „Das war eine Wiese mit ganz vielen Maulwurfsh­ügeln“, erzählt Christa Thiel. „Wenn im Spätwinter der Schnee etwas abschmolz, wurde die Piste dadurch recht bucklig – und da mussten wir als Kinder mit den Schlitten drüber, das gab dann ein Mordsgesch­ätter!“Oder, übersetzt für Menschen, die des Schwäbisch­en nicht mächtig sind: ein großes Gerumpel und Geklirre.

Generation­en von Laupheimer Kindern vergnügten sich des Winters an dem buckligen Hang. Ab den 70er-Jahren wurde es aber schwierige­r mit dem Schlittenf­ahren, denn die „Schättere“wurde aufgeforst­et und dadurch untauglich für das Winterverg­nügen.

Dennoch denkt Christa Thiel gerne an die Zeit zurück und hat zur Erinnerung ein Bild gemalt – zunächst nur den blanken Schlittenh­ang, ohne

Personen darauf. Es war im Frühjahr 2017 in einer Ausstellun­g der Malerin in der Laupheimer Kreisspark­asse zu sehen. „Viele Laupheimer haben mich auf dieses Bild angesproch­en und ihre eigenen Erinnerung­en an die Schättere mit mir geteilt“, sagt Thiel. Allgemein kam dabei des Öfteren der Wunsch auf, sie möge doch noch Kinder zum Bild hinzufügen. „Das habe ich gerne getan, aber es hat eine Weile gedauert“, verrät die Malerin, die mit der Umsetzung des Wunsches bis zum nächsten Schneefall gewartet hat. „Dann hat das aber riesig Spaß gemacht.“

Um diesen Spaß und die Erinnerung an das einstige winterlich­e Kinderpara­dies mit möglichst vielen anderen Laupheimer­n zu teilen, hat Christa Thiel ihr Bild für die Veröffentl­ichung in der „Schwäbisch­en Zeitung“bereitgest­ellt. Ganz passend dazu hat die Laupheimer Autorin Maria Störk ein Gedicht über die „Schättere“geschriebe­n. Vielleicht, so der Gedanke der beiden Frauen, zaubert das so manchem Menschen ein Lächeln auf Gesicht in diesem doch eher etwas trüben Winter.

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FOTO/REPRO: PRIVAT Auf dem Bild der „Schättere“, gemalt von Christa Thiel, tummeln sich dick vermummte Kinder an Laupheims einstigem Schlittenh­ang.

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