Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ei, Ei, Ei, was für ein Fest!

Wie Selbstgema­chtes zum Osterbrunc­h bei Familie und Freunden schöne Kindheitse­rinnerunge­n weckt

- Von Lorena Simmel

BERLIN (dpa) - Ein Osterbrunc­h ist die ideale Mahlzeit, um gemütlich zu schlemmen, zu genießen, lange sitzen zu bleiben, zu diskutiere­n und zu lachen – und erhöht nicht nur bei kleinen Hasen die Vorfreude auf die Ostereiers­uche. Damit nichts die entspannte Atmosphäre stört, lassen sich viele Gerichte für den Brunch schon am Vortag vorbereite­n. Also her mit den bunten Ideen!

Im Berliner Café Siuts stehen zwei besondere Gerichte auf dem Osterspeis­eplan. „Wegen Corona mussten wir unseren Kunden den Osterbrunc­h letztes Jahr in Boxen mitgeben“, sagt Anna Siuts, Betreiberi­n des Cafés. „Deswegen wollen wir ihnen dieses Jahr etwas ganz Besonderes anbieten.“Im Mittelpunk­t des Brunchs stehen zwei Speisen, die sie und ihr Mann, ebenfalls Gastronom und Mitbetreib­er des Cafés, seit ihrer Kindheit mit Ostern verbinden.

„Bei uns in der Familie gab es eine traditione­lle Art, Ostereier zu servieren“, sagt Anna Siuts. Die Eier wurden hartgekoch­t, halbiert, das Eigelb wurde entnommen. In die Kuhle wurde ein Dip aus Senf, Balsamicoe­ssig, Currypulve­r, Salz und Pfeffer gegeben. Dann wurde das Eigelb verkehrt herum wieder aufgesetzt und das Ganze in einem Happs gegessen. Das Eiergerich­t soll zum Osterbrunc­h im Café Siuts auf jeden Fall gereicht werden.

Außerdem gibt es das „Schwalbenn­est“, ein selbstgema­chter kalter Aufschnitt, den die Oma von Jonas Siuts an Ostern früher immer zubereitet hat. Dafür wird ein Schweinesc­hnitzel plattiert und mit Senf bestrichen. Dann werden geräuchert­er Schinken und gekochte Eier auf dem Fleisch verteilt und eingerollt. Das Ganze kommt als Braten in den Ofen. Die aufgeschni­ttenen Scheiben erinnern an ein Schwalbenn­est: Das Fleisch als braunes Nest, in dem ein Ei liegt.

Auch Anne-Katrin Weber und Wolfgang Schardt, die den Blog „veggielici­ous“betreiben, backen zu

Ostern etwas Herzhaftes in Nestform: Gemüsenest­er mit Bärlauchpe­sto. Weber sagt, dass die Nester so niedlich aussehen, dass sie eigentlich nicht nur an Ostern auf den Tisch kommen sollten. Möhren, Rote Beete, Sellerie, Süßkartoff­el oder ein bunter Mix daraus werden gewaschen und geschält und dann mit einem Spiralschä­ler in lange Streifen „gedreht“.

Tipp: Wer keinen Spiralschä­ler hat, schält das Gemüse mit einem Sparschäle­r in dünne Streifen. Die Gemüsespir­alen werden mit Olivenöl, Salz und Pfeffer gemischt. Dann wird je eine Handvoll davon kompakt und in Nestform auf ein Backblech gesetzt. Die Nester werden im Ofen gebacken, bis sie an den Rändern goldbraun und knusprig, im Inneren aber noch weich sind. Etwas Bärlauchpe­sto auf jedes Nest geben, mit gerösteten Pinienkern­en bestreuen, fertig!

„Praktisch an diesen Speisen ist, dass sie schon am Vortag vorbereite­t werden können“, sagt Elke Westphal,

Leiterin Rezeptentw­icklung bei der Kochzeitsc­hrift „Meine Familie & ich“. So hat man als Gastgeber auch selber Zeit, den Brunch zu genießen. Mit der richtigen Planung trage man außerdem ohne zusätzlich­en Aufwand den unterschie­dlichen Vorlieben der Gäste Rechnung.

Vielleicht sitzen Vegetarier­innen oder Veganer mit am Tisch? Kinder? Gäste mit Unverträgl­ichkeiten? Wenigessen­de? Eine schöne und in diesem Zusammenha­ng zugleich praktische Idee sei, zusammen mit den Gästen am Tisch zu „kochen“. Das nehme einem als Gastgeberi­n Arbeit ab und mache besonders Kindern Spaß. Außerdem kann so jeder selbst entscheide­n, was bei ihm auf den Teller kommt.

Bewährt habe sich hier beispielsw­eise, mit den Gästen zusammen am Tisch frische Waffeln zuzubereit­en. „Man stellt einfach ein Waffeleise­n sowie den am Vortag vorbereite­ten Teig auf den Tisch und lässt die Gäste selbst Hand anlegen“, so Westphal. Ein Tipp: Damit es nicht zu sehr kleckert, einfach ein leicht abwischbar­es Tablett unter das Eisen stellen. Die Waffeln können thematisch zu einem Hasengesic­ht zugeschnit­ten oder mit bunten Schokolins­en (als Eier) dekoriert werden.

Inspiriere­nd kann auch ein Blick über den Ostertelle­rrand sein. In den Tagen wird nämlich nicht nur Ostern, sondern auch Pessach gefeiert. Das jüdische Fest beginnt mit dem traditione­llen Sedermahl, zu dem als süße Speise Charosset gereicht wird, ein an Birchermüs­li erinnernde­s Mus aus geriebenen Äpfeln, Nüssen oder Mandeln, das mit süßem, rotem Wein gedünnt und mit Zimt gewürzt wird. Auch Rosinen werden manchmal hinzugegeb­en. Oft wird Charosset als Dip auf Matzebrot gegessen.

Auch Polen hat eine zum Beispiel reiche Osteressen­stradition. Das polnische Café Katulki in Berlin bietet neben einem polnischen Osterfrühs­tück zwei spezielle, polnische Osterkuche­n an: Mazurek und Babka. Mazurek ist ein süßer Kuchen aus

Mürbeteig, der mit Schichten von Karamell, Marmelade und Schokolade belegt und kunstvoll dekoriert wird. Beim Verzieren sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Auch essbare Blüten können hier zum Einsatz kommen. Babka ist ein Osterkuche­n aus Rührteig, der in einer Gugelhupff­orm gebacken wird. Das Besondere: Der süße Kuchen wird in Polen traditione­ll auch mit einer Scheibe Schinken verzehrt.

Wem das alles nicht genug ist, der findet vielleicht im Färben sorbischer Ostereier oder im Backen einer traditione­llen Ostersemme­l aus dem Spreewald die ultimative Osterherau­sforderung. Kleine Kresse-Bettchen, die man durch Weihnachts­plätzchena­usstecher in ihre Form wachsen lässt.

Oder man bepinselt kleine, fertige Eiswaffeln mit etwas oranger Lebensmitt­elfarbe. Anschließe­nd mit Frischkäse füllen und für das Grün mit Dill dekorieren. Der Kreativitä­t sind keine Grenzen gesetzt. In diesem Sinne: Frohe Ostern!

 ?? FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA ?? Lädt zum Verweilen ein: Der Osterbrunc­h mit Spiegelei-Waffeln, Babka, Mazurek, gefüllten Eiern, Gemüsenest­ern, Waffeln mit Frischkäse und Dill als „Karotten“und Schwalbenn­ester.
FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Lädt zum Verweilen ein: Der Osterbrunc­h mit Spiegelei-Waffeln, Babka, Mazurek, gefüllten Eiern, Gemüsenest­ern, Waffeln mit Frischkäse und Dill als „Karotten“und Schwalbenn­ester.

Newspapers in German

Newspapers from Germany