Schwäbische Zeitung (Laupheim)
DLRG-Rettungszentrum bundesweit einzigartig
Zehn Jahre dauerten die Planungen, nun wurde das Gebäude eingeweiht – Ernst wird es beim Nabada
ULM/NEU-ULM - Die Einweihung des millionenschweren DLRG-Rettungszentrums wurde mit einem großen Fest gefeiert, bei dem die ehrenamtlichen Retter den Neubau zeigen konnten. Um nicht zuvor zu viel von der Fahrzeughalle zu zeigen, hatten die Retter den Blick durch die transparenten Scheiben mit Disconebel unmöglich gemacht.
Ein bisschen überrascht waren die Mitglieder der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) von der Qualität des Nebels, dichte Rauchschwaden drangen beim Öffnen der Tore auf den Vorplatz, und auch als sich die Gäste ihre Plätze suchten, war die Sicht noch nicht klar.
Der Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe Ulm, Markus Häußler, lobte das Gebäude als zukunftsweisend für die Wasserrettung, denn es gäbe bundesweit kein anderes Gebäude, das alle Normen erfüllt. Gerade die Ulmer können da aus Erfahrung berichten, denn in der alten DonaubadGaststätte, in Garagen in Neu-Ulm und im Ulmer Donautal sowie einer Holzbaracke untergebracht, mussten die Helfer jahrzehntelang mit schwierigen Platzverhältnissen zurechtkommen.
Ein Ausbau auf dem bisherigen Gelände zwischen Orange Campus, Donaubad und Adenauerbrücke scheiterte am Platz, auf der Ostseite der Adenauerbrücke mit Zufahrt über die Bootshausstraße konnte ein passendes Gelände gefunden werden.
Da die Stadt Ulm als Träger des Katastrophenschutzes die DLRG auch mit einer Unterkunft ausstatten muss, wurde die städtische Projektentwicklungsgesellschaft mit der Umsetzung beauftragt. Zur Ernüchterung
trug dann bei, dass die Fördertöpfe des Landes überzeichnet waren. Ein baden-württembergisches Gebäude auf bayerischem Grund machte die Planung nicht einfacher. Zehn Jahre dauerten die Planungen, in den vergangenen drei Jahren wurde es dann konkret.
Neben einer Fahrzeughalle, in der sämtliche Fahrzeuge Platz finden und auch die Boots- und Technikanhänger angekuppelt sind, befinden sich Umkleideräume. Taucher und Strömungsretter können sich dort nach einem Einsatz umziehen und die Spezialkleidung auf Trockengestelle hängen. Komplettiert wird das Erdgeschoss mit Wachräumen, Küche und einer Funkzentrale. Das
Obergeschoss beherbergt die Geschäftsstelle, Schulungsräume und die Jugendräume.
Die Jugendarbeit genießt einen hohen Stellenwert, die Hälfte der Mitglieder ist jünger als 27 Jahre. Doch auch die neuen Ausbildungsräume sind vielfältig nutzbar, über Beamer und Bildschirme ist eine hybride Nutzung möglich, Lehrgangsteilnehmer können so nicht nur vor Ort, sondern auch übers Internet von daheim aus ausgebildet werden.
Diese neuen Möglichkeiten haben auch das Interesse des Landesverbandes Württemberg geweckt, es laufen bereits Sondierungsgespräche, wie das Neu-Ulmer Gebäude als
Außenstelle der Landesschule genutzt werden kann. Rita Schwarzelühr-Sutter, die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, war nach Neu-Ulm gereist, um das neue Wasserrettungszentrum mit eigenen Augen zu sehen. Hier werden nach ihren Worten landesweit Maßstäbe gesetzt. Beeindruckt war sie auch davon, dass die DLRG in der Pandemie keine Mitglieder verloren hat. Sorgen bereitet ihr, dass immer mehr Kinder nicht schwimmen können.
Die DLRG-Präsidentin Ute Vogt knüpfte daran an, dass 200 000 Kinder während der Pandemie nicht schwimmen lernen konnten. Nun wird mit großem Engagement versucht, auch diesen Kindern eine Schwimmausbildung anzubieten.
Große Unterstützung bekommt die Ulmer DLRG-Ortsgruppe dabei seit vielen Jahren von der Stadt Ulm, deren Abteilung Bildung und Sport sich darum kümmert, dass genügend Übungszeiten für die Ausbildung in den Ulmer Schwimmbädern bereitgestellt werden. Dieses Engagement ist eng mit deren Leiter Gerhard Semler verknüpft, der auch den Neubau engagiert unterstützt hat.
Der Schulterschluss zwischen Stadtverwaltung und ehrenamtlichen Rettern war der DLRG die Ehrenmitgliedschaft für Semler wert, dazu kam auch eine Ehrennadel des Landesverbandes.
Neben der Wasserrettung durch die Taucher und Strömungsretter, die auch in stark fließenden Gewässern retten können, wird schon der nächste Großeinsatz geplant. Zum Nabada werden insgesamt rund 300 Helfer und Helferinnen zusammengezogen, die auch aus anderen Ortsgruppen stammen. Im Neubau können sie nun auch zwischen den Einsätzen bewirtet werden.