Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Leben in Angst vor den Schlangen

Schemmerho­fer Paar will Ringelnatt­ern im Garten nicht akzeptiere­n

- Von Andreas Spengler

SCHEMMERHO­FEN - Nach der Sichtung einer Ringelnatt­er in einem Garten in Schemmerho­fen spitzt sich die Lage dort zu. Inzwischen wurden mindestens zwei erwachsene Tiere und mehrere Jungtiere gesichtet. Die Bewohner des Hauses sind in Sorge und überlegen sogar, auszuziehe­n. Die Tiere dürfen nicht verjagt werden, doch es gibt möglicherw­eise eine andere Möglichkei­t.

„Ich hab schon seit drei Tagen Angst“, sagt der Mann, der inzwischen mit mindestens zwei ausgewachs­enen Ringelnatt­ern im Garten lebt. Das letzte Exemplar, das er wenige Meter unterhalb seiner Terrasse gesehen hat, sei mindestens zwei Meter lang gewesen. Das beweisen auch seine Handyfotos. Seine Frau und er wollen ihre Namen aber nicht veröffentl­ichen.

Am Sonntagnac­hmittag erblickten sie zum ersten Mal eine ausgewachs­ene Ringelnatt­er. Ein Hund hatte sie unter einem Stein aufgespürt. Seitdem hat sich der Alltag bereits stark verändert. Sein Auto hat das Paar umgeparkt, um nicht mehr täglich über die Steinstufe­n zum eigenen Parkplatz laufen zu müssen. Der Mann erzählt, er traue sich nur noch mit hohen Gummistief­eln in den Garten. Und abends gehe er früher ins Bett, weil er keine Lust mehr darauf habe, lange auf der Terrasse zu sitzen. Und die Frau sagt: „Es ist einfach ekelhaft, dass wir nun mit den Schlangen leben müssen wie mit einem Igel.“

Die Polizei habe ihnen mitgeteilt, dass die Schlangen hier ein „Wohnrecht“hätten, da sie streng geschützt sind. Doch das Ehepaar hat nun Angst, dass sich ein Tier auch mal ins Haus verirre. „Wenn so eine Schlange einmal auf einem Kissen liegen würde, bekäme ich wohl einen Herzinfark­t“, sagt der Mann und fügt mit besorgter Miene hinzu: „Früher war das hier ein Wohnparadi­es, aber jetzt wird’s wohl zum Schlangenp­aradies.“Erst im vergangene­n Jahr ist das Ehepaar eingezogen. „Wir haben

TRAUERANZE­IGEN uns so gefreut auf das Haus und den Garten. Aber jetzt wissen wir nicht, ob wir hier wohnen bleiben können, wenn die Schlangen da sind.“

Dass die Tiere ungiftig sind, kann das Paar nicht besänftige­n. Die Sorge, dass die Tiere doch mal zubeißen, sei einfach zu groß. „Erst vor wenigen Tagen habe ich noch den Garten sauber gemacht und die Pflanzen gepflegt. Wenn ich jetzt daran denke, dass darunter die Schlangen lagen, wird’s mir ganz anders“, sagt die Frau. Sie und ihr Mann seien Tierfreund­e. Vor kurzer Zeit hätten Enten einige Eier unter einem Baum neben der Terrasse abgelegt. Der Abdruck dort ist noch zu sehen. Von einem Tag auf den anderen seien dann alle Eier weg gewesen. Das Ehepaar glaubt, dass die Schlange die Eier gegessen haben könnte. Ein ReptilienE­xperte hält dies hingegen auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“für ausgeschlo­ssen. Das Schemmerho­fer Paar ist nun unschlüssi­g, was es gegen die Schlangen unternehme­n kann.

„Wir wollen sie sicher nicht töten, aber die Tiere müssen weg aus unserem Garten.“Auf Dauer sei die Belastung nicht zu ertragen. Inzwischen ist der Mann auch im Gespräch mit der Naturschut­zbehörde beim Landratsam­t. Dort habe man ihm erklärt, dass die Tiere scheu und harmlos seien, aber auch nicht so einfach umgesiedel­t werden können. „Dann soll doch das Landratsam­t hier bei uns einziehen, wenn es so gerne mit den Schlangen leben möchte“.

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FOTO: CHRISTINE NEUMANN-SCHWAB Zum Themendien­st-Bericht vom 8. August 2014: Die tut nichts: Ringelnatt­ern zählen zu den ungefährli­chen Schlangen in Deutschlan­d. Sie werden bis zu 1,50 Meter lang.

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