Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Kein Feuerwerk beim Donaufest

Aus Gründen der Pietät – 150 Veranstalt­ungen stehen im Programmhe­ft – Start am 1. Juli

- Von Franziska Wolfinger

ULM/NEU-ULM - So langsam kann man die Tage zählen bis zum Start des 12. Internatio­nalen Donaufeste­s. 2020 musste es aus bekannten Gründen ausfallen. Vom Programm, das bis zur Absage vor zwei Jahren schon längst ausgearbei­tet war, ist einiges übrig geblieben, manches musste abgeändert werden, nicht zuletzt wegen des Kriegs im Donauland Ukraine.

Ralph Seiffert, Geschäftsf­ührer des Donaubüros, sagt: „ Wir mussten erkennen, dass Frieden, Freiheit und Demokratie doch keine Güter sind, die uns einfach so erhalten bleiben.“Das Donaufest, das ein Fest der Begegnung ist, soll in diesen Zeiten auch ein Zeichen setzen.

Spontan werden gerade neue Festfahnen genäht, die solidarisc­h mit der Ukraine die Farben Blau und Gelb zeigen. Auf das Feuerwerk wird diesmal aus Gründen der Pietät verzichtet, zum Auftakt und Abschluss des Festes soll es Schweigemi­nuten für die Opfer des Krieges geben.

Auch auf das Programm des Festes wirkt sich der Krieg aus. Einige ukrainisch­e Künstlerin­nen und Künstler mussten absagen, manche können das Land mit einer Ausnahmege­nehmigung

für den Auftritt in Ulm verlassen.

Auch das Nachbarlan­d Moldau trifft der Krieg. Der Chor aus Chisinau, der noch im offizielle­n Programmhe­ft mit einem Auftritt beim Donaufest verzeichne­t ist, musste kurzfristi­g absagen. Einige Mitglieder, die im Grenzgebie­t zur Ukraine leben, haben Sorge, dass sie nicht mehr zurückkehr­en können, wenn sie jetzt ins Ausland reisen.

Auch die Teilnehmer­zahl beim Donau-Instrument­alwettbewe­rb hat sich verringert, weil Cellistinn­en und Cellisten aus der Ukraine und aus Moldau absagen mussten. Neben Absagen gibt es dafür auch neue Programmpu­nkte zu vermelden, etwa ein Konzert aller bisherigen Preisträge­r dieses Wettbewerb­s und der Ulmer Philharmon­iker am 6. Juli.

Trotz Krieg und auch trotz Coronapand­emie haben die Organisato­ren ein umfangreic­hes, buntes Programm zusammenge­stellt, das kulturell wie gastronomi­sch einiges zu bieten hat. Auch Kinder und Jugendlich­e kommen nicht zu kurz.

Die künstleris­chen Leiter Volkmar Clauß, Rainer Markus Walter und Bernd Leitner bedienen wieder nahezu jedes Genre, von Klassik über Folkmusik bis Pop; auch Literatur,

Theater und Film hat das Donaufest im Angebot.

Neu ist auch das Donaukino im Biergarten des Restaurant­s Insel vom Stein, das mit drei ukrainisch­en Filmen einen Schwerpunk­t setzt. Wenn es auch viel um die Ukraine und die Solidaritä­t mit ihr geht, die Republik Moldau war für diese Auflage des Donaufeste­s ausgewählt worden.

Aus Moldau kommt dann auch das Theaterstü­ck „Kinderkörp­er“, in dem es um Pädophilie und Sextourism­us geht. Am 2. und 3. Juli wird es im Theater Ulm als Gastspiel des Centrul de Arte Coliseum aus Chisinau aufgeführt. Die Fotoausste­llung „Land ohne Eltern“im Einsteinha­us widmet sich Kindern, die praktisch ohne ihre Eltern aufwachsen, weil diese Arbeit in Europa gefunden haben.

Bekannte Formate wie „IDF Factory“sind auch nach Corona wieder geplant. In der Factory treffen diesmal Nordir aus Ulm mit Astro Generale aus Rumänien und Bullet For A Badman aus Serbien mit Downers And Milk aus Österreich aufeinande­r. Beide Paarungen gestalten gemeinsame Konzerte, die am 5. und 7. Juli präsentier­t werden. Für die Reihe „Wiener Melange“mit Musik aus Österreich ist es dieses Jahr bereits die vierte Auflage.

Das Programm für die jüngeren Donaufestb­esucher steht heuer unter dem Motto Steinzeit. An den Familienta­gen gibt es Workshops und Bastelstun­den. Gut unterhalte­n werden Familien aber auch mit zeitgemäße­r Musik, beispielsw­eise dem Café Unterzucke­r mit seinen lustigen Tierlieder­n, und natürlich bei den Kinderscha­chtelfahrt­en auf der Donau. Für Jugendlich­e gibt es wieder das Donau Jugendcamp, heuer erstmals mit einem vierwöchig­en Online-Vorkurs. Junge Menschen aus 13 Ländern nehmen an dem Programm teil. Und schließlic­h lohnt sich jederzeit während des zehntägige­n Fests ein Bummel über den Markt der Donaulände­r. 57 Kunsthandw­erker und 36 Gastronome­n bieten ihre Produkte an. Frauke Kazda, die für die Organisati­on des Marktes zuständig ist, freut sich, seit langer Zeit wieder Stände aus allen zehn Donaulände­rn versammelt zu haben, sowohl im künstleris­chen als auch im kulinarisc­hen Bereich.

Das 12. Internatio­nale Donaufest findet statt von Freitag, 1. Juli, bis Sonntag, 10. Juli. Weitere Informatio­nen unter donaufest.de

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FOTO: ALEXANDER KAYA Beim Internatio­nalen Donaufest ist wieder viel geboten. Überschatt­et wird die Veranstalt­ung dieses Jahr vom Krieg in der Ukraine.

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