Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Kein Feuerwerk beim Donaufest
Aus Gründen der Pietät – 150 Veranstaltungen stehen im Programmheft – Start am 1. Juli
ULM/NEU-ULM - So langsam kann man die Tage zählen bis zum Start des 12. Internationalen Donaufestes. 2020 musste es aus bekannten Gründen ausfallen. Vom Programm, das bis zur Absage vor zwei Jahren schon längst ausgearbeitet war, ist einiges übrig geblieben, manches musste abgeändert werden, nicht zuletzt wegen des Kriegs im Donauland Ukraine.
Ralph Seiffert, Geschäftsführer des Donaubüros, sagt: „ Wir mussten erkennen, dass Frieden, Freiheit und Demokratie doch keine Güter sind, die uns einfach so erhalten bleiben.“Das Donaufest, das ein Fest der Begegnung ist, soll in diesen Zeiten auch ein Zeichen setzen.
Spontan werden gerade neue Festfahnen genäht, die solidarisch mit der Ukraine die Farben Blau und Gelb zeigen. Auf das Feuerwerk wird diesmal aus Gründen der Pietät verzichtet, zum Auftakt und Abschluss des Festes soll es Schweigeminuten für die Opfer des Krieges geben.
Auch auf das Programm des Festes wirkt sich der Krieg aus. Einige ukrainische Künstlerinnen und Künstler mussten absagen, manche können das Land mit einer Ausnahmegenehmigung
für den Auftritt in Ulm verlassen.
Auch das Nachbarland Moldau trifft der Krieg. Der Chor aus Chisinau, der noch im offiziellen Programmheft mit einem Auftritt beim Donaufest verzeichnet ist, musste kurzfristig absagen. Einige Mitglieder, die im Grenzgebiet zur Ukraine leben, haben Sorge, dass sie nicht mehr zurückkehren können, wenn sie jetzt ins Ausland reisen.
Auch die Teilnehmerzahl beim Donau-Instrumentalwettbewerb hat sich verringert, weil Cellistinnen und Cellisten aus der Ukraine und aus Moldau absagen mussten. Neben Absagen gibt es dafür auch neue Programmpunkte zu vermelden, etwa ein Konzert aller bisherigen Preisträger dieses Wettbewerbs und der Ulmer Philharmoniker am 6. Juli.
Trotz Krieg und auch trotz Coronapandemie haben die Organisatoren ein umfangreiches, buntes Programm zusammengestellt, das kulturell wie gastronomisch einiges zu bieten hat. Auch Kinder und Jugendliche kommen nicht zu kurz.
Die künstlerischen Leiter Volkmar Clauß, Rainer Markus Walter und Bernd Leitner bedienen wieder nahezu jedes Genre, von Klassik über Folkmusik bis Pop; auch Literatur,
Theater und Film hat das Donaufest im Angebot.
Neu ist auch das Donaukino im Biergarten des Restaurants Insel vom Stein, das mit drei ukrainischen Filmen einen Schwerpunkt setzt. Wenn es auch viel um die Ukraine und die Solidarität mit ihr geht, die Republik Moldau war für diese Auflage des Donaufestes ausgewählt worden.
Aus Moldau kommt dann auch das Theaterstück „Kinderkörper“, in dem es um Pädophilie und Sextourismus geht. Am 2. und 3. Juli wird es im Theater Ulm als Gastspiel des Centrul de Arte Coliseum aus Chisinau aufgeführt. Die Fotoausstellung „Land ohne Eltern“im Einsteinhaus widmet sich Kindern, die praktisch ohne ihre Eltern aufwachsen, weil diese Arbeit in Europa gefunden haben.
Bekannte Formate wie „IDF Factory“sind auch nach Corona wieder geplant. In der Factory treffen diesmal Nordir aus Ulm mit Astro Generale aus Rumänien und Bullet For A Badman aus Serbien mit Downers And Milk aus Österreich aufeinander. Beide Paarungen gestalten gemeinsame Konzerte, die am 5. und 7. Juli präsentiert werden. Für die Reihe „Wiener Melange“mit Musik aus Österreich ist es dieses Jahr bereits die vierte Auflage.
Das Programm für die jüngeren Donaufestbesucher steht heuer unter dem Motto Steinzeit. An den Familientagen gibt es Workshops und Bastelstunden. Gut unterhalten werden Familien aber auch mit zeitgemäßer Musik, beispielsweise dem Café Unterzucker mit seinen lustigen Tierliedern, und natürlich bei den Kinderschachtelfahrten auf der Donau. Für Jugendliche gibt es wieder das Donau Jugendcamp, heuer erstmals mit einem vierwöchigen Online-Vorkurs. Junge Menschen aus 13 Ländern nehmen an dem Programm teil. Und schließlich lohnt sich jederzeit während des zehntägigen Fests ein Bummel über den Markt der Donauländer. 57 Kunsthandwerker und 36 Gastronomen bieten ihre Produkte an. Frauke Kazda, die für die Organisation des Marktes zuständig ist, freut sich, seit langer Zeit wieder Stände aus allen zehn Donauländern versammelt zu haben, sowohl im künstlerischen als auch im kulinarischen Bereich.
Das 12. Internationale Donaufest findet statt von Freitag, 1. Juli, bis Sonntag, 10. Juli. Weitere Informationen unter donaufest.de