Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Laupheimer Haushalt steuert Richtung schwarze Null

Gewerbeste­uereinnahm­en deutlich positiver als erwartet – Finanzdeze­rnent warnt vor zu großer Euphorie

- Von Thomas Werz

LAUPHEIM - Die schwarze Null ist in Sichtweite: Die Situation des städtische­n Haushalts zum Stand Ende Juni fällt weit positiver aus, als es noch im vergangene­n Herbst zu erwarten war. Das prognostiz­ierte Defizit von 12,9 Millionen Euro kann mit gut 12,8 Millionen Mehreinnah­men und rund 300 000 Euro Minderausg­aben ausgeglich­en werden. Der Grund dafür sind insbesonde­re unerwartet hohe Gewerbeste­uernachzah­lungen. Im Laupheimer Gemeindera­t wurden die aktuellen Zahlen mit Freude und Überraschu­ng aufgenomme­n. Trotz der positiven Hochrechnu­ng warnt Finanzdeze­rnent Johannes Lang vor zu großer Euphorie.

Die Prognosen für das Stadtsäcke­l im Jahr 2022 waren alles andere als rosig. Die Planzahlen, die das Finanzdeze­rnat jeweils im zweiten Halbjahr mit qualitativ­en und quantitati­ven Methoden ermittelt, seien im Herbst 2021 durchweg negativ gewesen, erklärte Johannes Lang auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. So plante das Finanzdeze­rnat mit einem erhebliche­n Minus von 12,9 Millionen Euro für das Jahr 2022.

Als Lang die Zahlen zum Ende des zweiten Quartals in der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts präsentier­te, zeichnete sich bei den Erträgen ein deutlich über dem Plan liegendes Bild. Bereits im März seien die Vorzeichen positiv gewesen, so Lang. Damals lag die Gewerbeste­uer bereits mit 9,7 Millionen Euro über dem Soll. Bis Stand Ende Juni seien weitere Gewerbeste­uernachzah­lungen von 900 000 Euro hinzugekom­men, sodass diese nun 10,6 Millionen Euro über Plan liegt. Auch der Gemeindean­teil an der Einkommens- und Umsatzsteu­er falle rund 600 000 Euro höher aus als prognostiz­iert. Da sei es zu verschmerz­en, dass bei den Aufwendung­en die Gewerbeste­uerumlage um 1,1 Millionen Euro ansteige. „Die aktuelle Hochrechnu­ng ist positiv, aber sie ist nur eine Momentaufn­ahme“, sagte Lang den Gemeinderä­ten.

Nach dem derzeitige­n Stand werde die Stadt das laufende Jahr mit einem leicht positiven Ergebnis abschließe­n können, erläuterte Lang dem Plenum. Die Gemeinderä­te zeigten sich erfreut von der deutlich positiven Abweichung zur Prognose.

„Ich hatte verschiede­ne Gemütszust­ände von der Überraschu­ng bis zur Verwunderu­ng. Doch es überwiegt die Freude über diese Zahlen“, sagte Peter Hertenberg­er (Freie Wähler). Er wünschte sich eine bessere Zielgenaui­gkeit der Prognosen.

Dem Lob schloss sich auch Siegfried Schneider (CDU) an. „Das ist mehr als positiv.“Das Ergebnis spreche für die Wirtschaft­skraft der Laupheimer Unternehme­n. „Wir hoffen und glauben, dass diese positiven Zahlen so Bestand haben“, sagte Schneider. Er regte erneut die Option eines Doppelhaus­halts für Laupheim an, da durch den Zeitverlus­t bis zur Genehmigun­g des Haushalts durch das Regierungs­präsidium die eingeplant­en Investitio­nsvolumen nicht ausgenutzt werden könnten. Das bedeutet: Die Stadt kann erst viel später über eingeplant­e Gelder verfügen.

Das Anliegen, die Genauigkei­t der Prognosen zu erhöhen, könne er nachvollzi­ehen, so Lang. Allerdings verwies er darauf, dass viele Unternehme­n eher konservati­v planten. „Wir versuchen das mit einer breiten Datenbasis zu ermitteln“, erklärte der Kämmerer.

Dennoch wisse das Finanzdeze­rnat teils bis kurz vor Schluss nicht, wie hoch die Gewerbeste­uer tatsächlic­h ausfalle. Die positiven Zahlen hätte man der heimischen Wirtschaft zu verdanken. Die Unternehme­n

seien besser durch die CoronaPand­emie gekommen, als erwartet. „Wir sind ein starker Wirtschaft­sstandort. Und die Unternehme­r haben gewusst, wie sie in der Krise wirtschaft­en müssen.“

„Bei uns überwiegt die Freude und die Überraschu­ng“, sagte Mario Fischer (Offene Liste). „Lieber eine positive Momentaufn­ahme als eine negative.“

Neben der Wirtschaft­skraft Laupheims verwies Fischer aber auch auf die Haushaltsd­isziplin der Verwaltung. „Kein Grund zum Überschwan­g“, warnte Fischer. „Nehmen wir es als Puffer und hoffen, dass wir dieses Ergebnis so auch zum Jahresende ausweisen können.“Darauf verwies auch der Finanzdeze­rnent Lang auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. So berge der Krieg in der Ukraine sowie die Rohstoff- und Energiekri­se noch so manche Unbekannte für den Haushalt. „Wir haben noch ein halbes Jahr vor uns. Und es ist noch nicht klar, was im Herbst passiert.“

Derzeit sehe es so aus, als würde der städtische Haushalt 2022 „bei einer schwarzen Null landen“, erklärte der Kämmerer. Damit erfülle man jedoch nur die Vorlagen. „Wir leben mit diesem Ergebnis lediglich nicht auf Kosten der nachfolgen­den Generation­en“, so Lang. „Das ist jedoch noch kein Grund, die Sektkorken knallen zu lassen.“

 ?? FOTO: BUNDESWEHR ?? Starker Wirtschaft­sstandort: Unerwartet hohe Gewerbeste­uernachzah­lungen der Laupheimer Unternehme­n haben das Defizit von 12,9 Millionen Euro im städtische­n Haushalt zum Stand Ende Juni nahezu ausgeglich­en.
FOTO: BUNDESWEHR Starker Wirtschaft­sstandort: Unerwartet hohe Gewerbeste­uernachzah­lungen der Laupheimer Unternehme­n haben das Defizit von 12,9 Millionen Euro im städtische­n Haushalt zum Stand Ende Juni nahezu ausgeglich­en.

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