Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Die Craftbeer-Welle ist gebrochen“
Stefan Eble von der Laupheimer Kronenbrauerei über aktuelle Trends beim Biertrinken
LAUPHEIM - Über Geschmack lässt sich nicht streiten, heißt es in einer Redewendung der alten Griechen. Dennoch tun wir es oft und gerne: Besonders bei Bier scheiden sich die Geister. Ein Trend jagt den anderen. „Die Frage ist, was war zuerst da, der Hype oder das Marketing“, sagt Stefan Eble von der Laupheimer Kronenbrauerei und lacht. Die „Schwäbische Zeitung“hat den Braumeister anlässlich des Internationalen Tag des Bieres am heutigen Freitag gefragt, welche Biersorte aktuell Konjunktur hat. Eble ist sich sicher: „Die Craftbeer-Welle ist gebrochen.“
Einen Feiertag fürs Bier gibt es in Deutschland schon länger: Seit 1994 ist es der Tag des deutschen Bieres, der jährlich am 23. April begangen wird. Zunächst nur von einem kleinen Kreis Amerikaner gefeiert, wird dem Gerstensaft seit 2008 auch weltweit mit dem Internationalen Tag des Bieres gehuldigt. In immer mehr Städten der Welt treffen sich Bierfans zu Veranstaltungen, dort wird gefeiert und natürlich getrunken. „Es geht darum, die Biere aller Nationen und Kulturen zu feiern und die zu würdigen, die es herstellen“, erklärt Stefan Eble.
Als Braumeister der Kronenbrauerei hat er die Trends beim Bier sowohl regional als auch international im Blick. In den vergangenen Jahren verfolgte er den Hype ums Craftbeer. Eine Gattung von Bieren, die nicht großindustriell, sondern handwerklich gebraut werden. Craftbeer zeichne sich geschmacklich durch die Experimentierfreude bei Hopfenund Malzsorten aus, auch andere Hefen werden für den Brauprozess verwendet. „Es war ein neues Geschmackserlebnis und hat Bier in ein neues Licht gerückt“, erklärt der Braumeister.
Die Wiege des Craftbeers liegt in den USA, wo kleine Brauereien als
Gegenbewegung zu den Braukonzernen, wie Anheuser-Busch InBev, gestartet seien, so Eble.
Diese Entwicklung sei schließlich über den Atlantik zu uns geschwappt und habe auch hierzulande dazu geführt, dass die Zahl der Brauereien wieder zugenommen hat. Gab es um die 1990er-Jahre rund 1170 Brauereien in Deutschland, waren es zum Höhepunkt im Jahr 2020 wieder mehr als 1500.
Die Craft-Beer-Bewegung habe gewusst, ein anderes Lebensgefühl zu vermarkten, das in Kontrast zum typischen Klischee vom Biertrinker steht. Doch dieser Hype ist inzwischen, zumindest in der Region, vorbei, ist sich Eble sicher. Die Kronenbrauerei füllt selbst Craftbeer für eine Hausbrauerei ab – mittlerweile deutlich weniger als noch vor ein paar Jahren. „Die Craftbeer-Welle ist gebrochen“, sagt Eble, selbst kein Verächter von Indian Pale Ale und Co. „Craftbeer bringt ein herrliches Aroma mit sich. Das riecht, wie wenn man in einem frischen Hopfensack sitzt“, sagt er und schmunzelt. Doch die in der Regel starke Hopfung des Bieres bringe nicht nur Aromen mit sich, sondern auch bestimmte Bitterstoffe: „Das bremst beim Trinken“, ist er sicher. Es sei also kein besonders süffiges Bier.
Genau in diese Richtung hat sich aber die Nachfrage in den vergangenen beiden Jahren entwickelt. Denn aktuell wird vor allem Helles nachgefragt. „Wir haben in der Krise angefangen ein Helles zu brauen und es ist richtig eingeschlagen“, verrät der Braumeister. Seit Mai 2021 gibt es die Biersorte von der Kronenbrauerei. Helles, vor allem in Bayern getrunken, ist ein mildes Bier. Es enthalte etwas weniger Malz als die „Halbe“– die meist als Spezial oder Export bezeichnet wird –, was bei der Gärung dazu führt, dass der Alkoholgehalt gewöhnlich unter fünf Prozent Alkohol liegt. „Es ist das ideale Bier, wenn es heiß ist – ein Sommergetränk“, scherzt der Braumeister.
Dass das „Helle“aktuell in Mode ist, zeigen auch die Produkte anderer regionaler Brauereien, die ebenfalls ihr Biersortiment erweitert haben. Dabei gab es die Biersorte freilich schon früher, wie Eble klarstellt.
Aber so sei das mit den Trends, sie kämen und gingen. Von einer Entwicklung der vergangenen Jahre profitierten auch die Brauereien: „Die Leute trinken wieder mehr regional hergestelltes Bier.“Von dem bundesweiten Trend, dass immer weniger Bier getrunken wird, sind die Ebles nicht betroffen. In diesem Jahr ist der Bierumsatz des Unternehmens sogar gestiegen. Auch Berichte, wonach mehr alkoholfreies Bier getrunken wird, kann die Brauerfamilie nicht bestätigen: „Die Nachfrage ist bescheiden. An einem dreitägigen Zeltfest verkaufen wir rund drei Kisten alkoholfreies Bier.“
Vom Internationalen ins Regionale: Beim Oberschwäbischen Biertag im Oberschwäbischen Museumsdorf Kürnbach am Sonntag, 14. August, von 10 bis 18 Uhr, kommen Freunde des Gerstensafts voll auf ihre Kosten. Zwischen den Strohdachhäusern können Besucher sich durch Bierspezialitäten der Brauereien aus dem Landkreis Biberach probieren und bei vielen Vorführungen regionale Bierkultur erleben.