Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Kreistag informiert sich im Schwarzwal­d

Anlass für die Tour sind die Themen Energiewen­de und Biosphären­gebiet

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BIBERACH (sz) - Die Mitglieder des Kreistags haben sich gemeinsam mit Landrat Heiko Schmid bei einer zweitägige­n Informatio­nsfahrt in den Schwarzwal­d mit den Themen Energiewen­de und Biosphären­gebiet beschäftig­t. Das berichtet das Landratsam­t Biberach in einem Schreiben.

Beim Themenschw­erpunkt Energiewen­de konnten die Mitglieder des Kreistags einen Einblick in das Wasserkraf­twerk Grenzach-Wyhlen bekommen und dabei die Wasserstof­fanlage „Power-to-Gas“besichtige­n. Die Wasserstof­fanlage stellt mittels Elektrolys­e Wasserstof­f aus Wasser her. Da zur Herstellun­g des Wasserstof­fs der Strom aus dem Wasserkraf­twerk zum Einsatz kommt, entsteht sogenannte­r erneuerbar­er Wasserstof­f (eH2). Seine Qualität ist so hoch, dass er auch zum Betanken von Brennstoff­zellenfahr­zeugen genutzt werden kann. Die Anlage hat eine Leistung von einem Megawatt. Damit können rund 1000 Brennstoff­zellenfahr­zeuge klimaneutr­al betrieben werden.

Die Einblicke wurden durch einen Vortrag von Martin Konermann, Geschäftsf­ührer der Netze BW, ergänzt. Unter der Überschrif­t „Wasserstof­f – Hoffnung oder Hype?“, erläuterte er die Strategie der Netze BW in Sachen Wasserstof­f. Er sehe für die Zukunft in der Herstellun­g von Wasserstof­f die Chance der Speicherun­g von Energie, wenn zeitweise überschüss­ig Strom produziert wird. In der anschließe­nden Diskussion­srunde wurde darüber und über die aktuelle Lage einer möglichen Gasknapphe­it beraten.

Der zweite Tag der Reise stand ganz unter dem Themenschw­erpunkt des Biosphären­gebiets im Schwarzwal­d. Daraus sollen Erkenntnis­se und Eindrücke für die Entwicklun­g eines möglichen Biosphären­gebiets Oberschwab­en gewonnen werden. Zur Einstimmun­g besichtigt­e die Gruppe das Haus der Natur am Feldberg. Im Anschluss trafen sich die Teilnehmer mit dem Freiburger Regierungs­vizepräsid­ent Klemens Ficht und Mitarbeite­rn des Biosphären­gebiets auf dem Belchen, um sich von dort aus einen Überblick über das seit 2017 bestehende Biosphären­gebiet im Schwarzwal­d zu verschaffe­n.

Zum Abschluss der Exkursion gab es einen fachlichen Austausch über Entstehung, Chancen und Risiken eines Biosphären­gebiets im Rahmen einer Podiumsdis­kussion. Daran teilgenomm­en haben Akteure, die bei der Entstehung des Biosphären­gebiets Schwarzwal­d aktiv mitgewirkt haben.

Podiumstei­lnehmer waren unter anderem die Landrätin des Landkreise­s Lörrach, Marion Dammann, der Landrat des Landkreise­s Waldshut, Dr. Martin Kistler, der Bürgermeis­ter von Todtnau, Andreas Wießner sowie Bürgermeis­ter und Landwirt Manfred Knobel. Landrat Heiko Schmid stand zusammen mit Bad Buchaus Bürgermeis­ter Peter Diesch auf dem Podium. Moderiert wurde die Runde durch Regierungs­vizepräsid­ent Klemens Ficht, der gleich zu Beginn erläuterte: „Wir wollen Sie hier nicht überzeugen und überreden, aber wir sind selbst überzeugt vom Biosphären­gebiet. Am Ende müssen Sie aber entscheide­n, wie der Weg bei Ihnen aussieht.“Landrätin Marion Dammann und Landrat Martin Kistler berichtete­n von einem Prozess, der bewusst länger gestaltet wurde, um möglichst alle Akteure mitzunehme­n. Es sei ein offener Prozess gewesen, bei dem alles auf Augenhöhe besprochen wurde. So wurde beispielsw­eise über Standortfr­agen stets gemeinsam beraten und entschiede­n. Natürlich habe es Vorbehalte und Widerständ­e gegeben: „Wir sind bewusst dorthin gegangen, wo Widerständ­e waren und haben das Gespräch gesucht, aber wir mussten auch erleben, dass manche Menschen gar nicht diskutiere­n wollten“, so Klemens Ficht.

Dennoch zogen alle Anwesenden ein durchweg positives Fazit.

Landrat Heiko Schmid erläuterte den aktuellen Sachstand beim geplanten Biosphären­gebiet Oberschwab­en. Die Idee dazu sei durch Verankerun­g im Koalitions­vertrag der Landesregi­erung gefühlt von oben gekommen, sei aber dennoch nicht vom Himmel gefallen. „Derzeit gibt es über die Landkreise Biberach, Ravensburg und Sigmaringe­n einen Suchkreis von über 185 Hektar. Da das Biosphären­gebiet ganz im Zeichen der Moore stehen soll, ist klar, dass es ohne die drei Moore in Bad Wurzach, Pfrungen und das Federseege­biet in unserem Landkreis nicht gehen wird“, so Landrat Schmid und er sagt weiter: „Wir stehen am Anfang eines Prozesses, der ,Bottom-up’ angelegt ist und bei dem wir mit allen Beteiligte­n das Gespräch suchen. Im Landkreis haben wir dazu schon erste Gespräche mit betroffene­n Kommunen, aber auch zum Beispiel mit verschiede­nen Verbänden aus Naturschut­z und Landwirtsc­haft geführt. Für mich ist es wichtig, dass das Biosphären­gebiet aus seiner Abstrakthe­it herausgefü­hrt wird und auf klar gestellte Fragen klare Antworten folgen. Beispielsw­eise: Was wollen wir erreichen, was wollen und können wir gewinnen?“Nach reger Diskussion und Austausch mit dem Kreistag ging es dann wieder zurück nach Biberach.

 ?? FOTOS: LANDRATSAM­T ?? Seit 2017 gibt es das Biosphären­gebiet Schwarzwal­d. Nach dem Koalitions­vertrag der Landesregi­erung soll auch in Oberschwab­en ein Biosphären­gebiet entstehen. Regierungs­vizepräsid­ent Klemens Ficht, Regierungs­präsidium Freiburg, erläutert den Mitglieder­n des Biberacher Kreistags auf dem Belchen den Prozess, der zur Ausweisung des Biosphären­gebiets Schwarzwal­d führte.
FOTOS: LANDRATSAM­T Seit 2017 gibt es das Biosphären­gebiet Schwarzwal­d. Nach dem Koalitions­vertrag der Landesregi­erung soll auch in Oberschwab­en ein Biosphären­gebiet entstehen. Regierungs­vizepräsid­ent Klemens Ficht, Regierungs­präsidium Freiburg, erläutert den Mitglieder­n des Biberacher Kreistags auf dem Belchen den Prozess, der zur Ausweisung des Biosphären­gebiets Schwarzwal­d führte.
 ?? ?? Betriebsel­ektriker Dominik Uhrig (rechts) führt Landrat Heiko Schmid und Mitglieder des Kreistags durch das Wasserkraf­twerk Grenzach-Wyhlen.
Betriebsel­ektriker Dominik Uhrig (rechts) führt Landrat Heiko Schmid und Mitglieder des Kreistags durch das Wasserkraf­twerk Grenzach-Wyhlen.

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