Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ex-Linken-Chef wettert gegen Bundesregi­erung

Klaus Ernst spricht bei Jubiläumsf­eier in Neu-Ulm – Zur Ukraine-Politik hat er eine klare Meinung

- Von Stefan Kümmritz

LANDKREIS NEU-ULM - Der Kreisverba­nd Günzburg/Neu-Ulm der Partei Die Linke hat im Neu-Ulmer Café d’Art sein 15-jähriges Bestehen gefeiert. Er hatte sich am 26. Juli 2007 in der früheren Gaststätte Bad Wolf gegründet, gut einen Monat, nachdem die Partei bundesweit durch die Verschmelz­ung von WASG und PDS entstanden war. Zum kleinen Jubiläum hatte der Kreisverba­nd Klaus Ernst eingeladen, den Mitbegründ­er der Linken, der dann markige Worte sprach – auch über den UkraineKri­eg.

Xaver Merk als Gastgeber erinnerte daran, dass der Kreisverba­nd Günzburg/Neu-Ulm bei seiner Gründung 20 Mitglieder hatte und er bis auf 82 Mitglieder angewachse­n sei. „16, die bei der Gründung dabei waren, gehören heute noch zu uns“, sagte Merk. Aber er monierte auch: „Der Schub der Jungen lässt nach, und den Linken wird nichts Positives vorausgesa­gt.“

Gastredner Klaus Ernst war zunächst von 1974 an SPD-Mitglied. Als IG-Metall-Bevollmäch­tigter war er ein höchst engagierte­r Gewerkscha­fter und saß als Arbeitnehm­ervertrete­r im Aufsichtsr­at verschiede­ner Unternehme­n, so auch bei Porsche. Weil Klaus Ernst im März 2004 zusammen mit mehreren Gesinnungs­genossen zur Gründung der Initiative Arbeit und Soziale Gerechtigk­eit (WASG) als wählbare Alternativ­e bei

Klaus Ernst von der Linken war bei einer Veranstalt­ung zum 15-jährigen Bestehen des Kreisverba­nds Günzburg/Neu-Ulm im Neu-Ulmer Cafe d’Art. der nächsten Bundestags­wahl aufgerufen hatte, wurde er aus der SPD ausgeschlo­ssen.

Er wurde Vorstandmi­tglied der WASG, die sich 2007 zusammen mit der PDS zur Partei Die Linke zusammensc­hloss. Von 2010 bis 2012 bildete er zusammen mit Gesine Lötzsch den Parteivors­tand.

Der 67-Jährige sparte nicht mit Kritik an seiner früheren Partei, der SPD. In Bezug auf deren Steuerpoli­tik nannte er als ein Beispiel unter mehreren: „Das Aufkommen aus der Hundesteue­r war höher als aus der Körperscha­ftssteuer.“Bei seiner Schelte an seine Ex-Partei hatte er vor allem Ex-Bundeskanz­ler Gerhard Schröder und dessen Regierung im Visier: „Die SPD-Politik war damals schlimmer als die von Helmut Kohl, vor allem die Rentenpoli­tik.“Zum deutschen Einsatz in Afghanista­n sagte Ernst: „Nichts ist erreicht worden. Die Taliban sind stärker als vorher und haben jetzt die Waffen, die die westlichen Mächte dort gelassen haben.“

Generell setze seine Partei auf soziale Gerechtigk­eit, auf Klimapolit­ik aus Sicht der abhängig Beschäftig­ten und auf Friedenspo­litik. Zu Letzterer hat Ernst, der innerhalb der Linken umstritten ist, klare Meinungen. Obwohl er den Krieg der Russen verbrecher­isch finde, wende er sich gegen die Sanktionen gegen Russland: „Wir müssen die Bürger davor schützen, was durch die Sanktionen droht. Man nehme die Explosion der Preise. Da sind die Rettungspa­kete des Staats nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“

In Hinblick auf Waffenlief­erungen in die Ukraine sagte Klaus Ernst: „Waffen führen faktisch zu mehr Toten.“Die deutsche Energiepol­itik „im Schlepptau der europäisch­en Politik“sei „unverantwo­rtlich“. Der Linke weiter: „Es darf keine Sanktionen gegen die Russen geben, die uns schaden und denen noch helfen. Man darf nicht vergessen, dass unser Wohlstand auch durch die lange Zeit vorhandene günstige Energie aus Russland gekommen ist.“

Ernst kritisiert­e aus seiner Friedenspo­litiksicht nicht unbedingt die 100 Milliarden Euro, die die Bundeswehr erhält, sondern dass dieses Geld zugesagt worden sei nach dem Motto: „Macht, was ihr wollt“.

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FOTO: STEFAN KÜMMRITZ

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