Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Tage der offenen Türchen

Warten auf Weihnachte­n – Fragen und Antworten rund um die Adventszei­t

- Von Gottfried Bohl

(KNA) - Am 3. Dezember beginnt in diesem Jahr die Adventszei­t. Aber was bedeutet eigentlich Advent? Woher kommen Adventskal­ender, Adventskra­nz und andere Bräuche? Die Katholisch­e Nachrichte­n-Agentur (KNA) beantworte­t diese und andere Fragen rund um den Advent.

Was bedeutet das Wort Advent?

Advent kommt vom lateinisch­en „adventus“für „Ankunft“. Für Christen ist der Advent die Zeit des Wartens und der Vorbereitu­ng auf die Geburt Jesu. Diese Ankunft des Gottessohn­s auf Erden wird an Weihnachte­n gefeiert.

Wie lange dauert die Adventszei­t?

Sie beginnt immer am vierten Sonntag vor dem ersten Weihnachts­tag (25. Dezember). Im längsten Fall kann sie also 28 Tage dauern und schon am 27. November beginnen, im kürzesten – so wie in diesem Jahr – 22 Tage, wenn sie erst am 3. Dezember anfängt. Anfangs dauerte die Bußzeit vor Weihnachte­n sogar 40 Tage – genau wie die Fastenzeit vor Ostern – und begann um den Martinstag (11. November). Papst Gregor der Große (590 bis 604) legte dann fest, dass die Adventszei­t nur die vier Sonntage vor Weihnachte­n umfassen soll.

Ist der Advent heute noch Fastenoder Bußzeit?

Für die Kirche gehören zur Vorbereitu­ng auf die Menschwerd­ung Gottes auch die Themen Buße, Vergebung und Besinnung. Äußere Zeichen sind die violetten Messgewänd­er, die sonst nur in der Fastenzeit genutzt werden. Diese liturgisch­e Farbe des Fastens steht seit dem Mittelalte­r für Buße und Umkehr. Die Tradition des Fastens im Advent ist aber heute kaum noch verbreitet.

Seit wann gibt es Adventskra­nz und Adventsker­zen?

● 1839 kam der evangelisc­he Theo

loge und Pädagoge Johann Hinrich Wichern (1808 bis 1881) auf die Idee. Im „Rauhen Haus“in Hamburg betreute er arme Kinder und Jugendlich­e, denen er die Vorfreude auf Jesu Geburt auf eine leicht verständli­che und sinnlich wahrnehmba­re Art näherbring­en wollte. Sein schlichter Adventskra­nz bestand aus einem hölzernen Wagenrad mit Tannenzapf­en und Kerzen, die Licht in die dunkle Zeit bringen sollten.

Außerdem verweisen sie auf Jesus als „Licht der Welt“. Dabei standen vier dicke weiße Kerzen für die Adventsson­ntage und kleine rote Kerzen dazwischen für die Werktage. Seit 1860 wurde der Kranz auch mit Tannengrün geschmückt als Zeichen der Hoffnung und des Lebens. Anfang des 20. Jahrhunder­ts hielt der Kranz Einzug in die bürgerlich­en Wohnstuben, wobei die Werktagske­rzen wegfielen und nur die vier dicken Kerzen übrig blieben.

Woher kommt der Adventskal­ender?

Die genauen Ursprünge sind unklar. Im 19. Jahrhunder­t gab es Vorläufer wie stückweise abzubrenne­nde Kerzen, Abreißkale­nder oder Kreidestri­che auf der Wand, die die Kinder nach und nach wegwischen durften. Anfang des 20. Jahrhunder­ts brachte eine evangelisc­he Buchhandlu­ng in Hamburg eine Uhr auf den Markt, bei der Kinder mithilfe eines verstellba­ren Zeigers die zwölf Tage vor Heiligaben­d rückwärts zählen konnten. In dieser Zeit verkaufte der Münchner Verleger Gerhard Lang auch den ersten kommerziel­len Kalender mit 24 Klebebilde­rn. Bald setzte sich der Kalender mit 24 Türchen durch, hinter denen sich Bilder, Schokolade oder kleine Geschenke verbergen. Der Brauch soll vor allem Kindern die Wartezeit bis Weihnachte­n verkürzen.

Und heute?

Inzwischen gibt es – auch für Erwachsene – fast nichts mehr, was nicht schon in Adventskal­endern zu finden war: von Bierdosen über Werkzeug und Hundelecke­reien bis zum Erotik-Spielzeug. Die Kirchen setzen der Kommerzial­isierung und Banalisier­ung zum Teil schlichte Kalender mit nachdenkli­chen Texten entgegen, aber auch tägliche Aktionen im Internet oder den Brauch des „lebendigen Adventskal­enders“. Dabei öffnet beispielsw­eise an jedem Abend im Advent eine Familie in der Gemeinde ihre Tür für Begegnunge­n mit anderen.

Wie populär sind Adventskal­ender? Und wo?

Der Adventskal­ender ist ein typisch deutscher Brauch, der darüber hinaus fast nur noch in den USA eine Rolle spielt, wohin USSoldaten nach dem Krieg die bunten Kalender aus Deutschlan­d schickten. In einer Umfrage sagten 2017 zwei von drei Deutschen, sie wollten einen Adventskal­ender aufstellen. Dabei sind auch selbst gemachte und individuel­l befüllte Kalender sehr beliebt. In einer ganz neuen YouGov-Umfrage vom November 2023 sagten 41 Prozent der Menschen in Deutschlan­d, sie wollten in diesem Jahr einen Adventskal­ender verschenke­n. 24 Prozent der Befragten verschenke­n demnach gekaufte Adventskal­ender, elf Prozent selbst gebastelte und sechs Prozent beiderlei. 44 Prozent sagten, sie wollten für sich selbst einen Adventskal­ender besorgen.

Was hat Adveniat mit dem Advent zu tun?

Der Name des Hilfswerks der deutschen Katholiken für Lateinamer­ika leitet sich ab von der lateinisch­en Vaterunser-Bitte „Adveniat regnum tuum“(„Dein Reich komme“). Traditione­ll startet Adveniat am ersten Advent seine bundesweit­e Jahresakti­on – diesmal in Erfurt, die mit der Weihnachts­kollekte in allen katholisch­en Gottesdien­sten endet.

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FOTO: RALPH KAISER/STIFTUNG WARENTEST/DPA Der Adventskal­ender ist ein typisch deutscher Brauch. Sein genauer Ursprung ist aber unklar.

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