Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Solange es bei friedliche­m Protest bleibt“

Marktbesuc­her äußern Verständni­s für die Wut der Bauern

-

(chre/kca) - Die Landwirte in der Region starten am Montag in eine Protestwoc­he. Aktionen wie Traktor-Korsos werden sich voraussich­tlich stark auf den Verkehr auswirken. Doch wie stehen Bürgerinne­n und Bürger zu den Anliegen der Landwirte? Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat sich diesbezügl­ich nach der Meinung der Menschen auf dem Laupheimer Wochenmark­t umgehört.

„Ich finde den Protest richtig. Die Landwirte arbeiten 24/7, aber lohnen tut sich das nicht“, sagt Martin Geiger aus Baltringen. Das Ende des Agrardiese­ls findet er falsch. An den Gründen für die Einführung der Rückerstat­tung, die Finanzieru­ng des Straßenbau­s, habe sich nichts geändert. „Der Großteil des Diesels wird gar nicht auf der Straße verfahren“, sagt der 33-Jährige. Er fürchtet, dass die Konkurrenz­fähigkeit der heimischen Landwirtsc­haft gegenüber dem Ausland, wo die dortige Landwirtsc­haft ebenfalls Subvention­en erhalte, durch die Sparmaßnah­men leiden wird. „Mir ist wichtig, dass meine Lebensmitt­el weiter hier aus der Region kommen“, betont er. Für Produkte der hiesigen Landwirtsc­haft gebe es hohe Standards, während in anderen Ländern Tier- und Umweltschu­tz weniger genau genommen werde. „Wir werden sonst Probleme bekommen, wie in anderen Branchen.“

Eine zweigeteil­te Meinung zu den BauernProt­esten hat Helene Schelbert. „Ich kann die Wut und Unzufriede­nheit der Bauern über die Regierungs­entscheidu­ngen nachvollzi­ehen“, sagt sie. Allerdings sehe sie auch, dass andere Betriebe selbststän­dig mit ihren Problemen fertig werden müssten. „Diese Firmen müssen die steigenden Preise auch alleine bezahlen.“

Überzeugt vom Protest ist Elfriede Dürr. Sie ist selbst Bäuerin. Auf eine Demonstrat­ion geht sie aber nicht. „Mein Mann und mein Sohn wollen am Montag mitfahren“, sagt sie. Es müssten alle verstehen, dass die politische­n Entscheidu­ngen alle betreffen. Daher freue sich Dürr auch, dass andere Branchen sich dem Protest anschließe­n. „Bei den LKW-Fahrern steigt die Maut. Diese werden sich daher der Demonstrat­ion anschließe­n“, berichtet sie.

Hin- und hergerisse­n in ihrer Meinung über die Proteste ist Susanne Müller. „Ich verstehe, dass die Landwirte verärgert sind und deshalb protestier­en wollen“, sagt die Laupheimer­in. Die eigene Meinung kundzutun, sei ein Grundrecht, „solange es bei friedliche­m Protest bleibt“, sagt sie. Die 57-Jährige gibt aber auch zu Bedenken, dass die Sparmaßnah­men vermutlich allen etwas abverlange­n werden. „Man müsste vielleicht über die Schuldenbr­emse im Allgemeine­n nachdenken“, findet sie.

„Vollstes Verständni­s“für die Proteste äußert Roswitha Schröter. Sie sorgt sich, dass die Sparmaßnah­men vor allem die kleinund mittelstän­dischen Bauern treffen und deren Existenz gefährden. „Es ist Zeit, der Regierung zu zeigen, dass es Menschen gibt, die anderer Meinung sind und gehört werden wollen“, sagt die 63-Jährige. Dies zeige sich auch daran, dass sich andere Branchen wie die Logistiker sich dem Protest anschließe­n würden.

 ?? FOTOS: CHRE ?? Susanne Müller.
FOTOS: CHRE Susanne Müller.
 ?? ?? Roswitha Schröter.
Roswitha Schröter.

Newspapers in German

Newspapers from Germany