Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Bessere Vergütung für Hausärzte
Gesundheitsminister plant Wegfall von Budgetgrenzen – Das sagen Laupheimer Ärzte dazu
- Budgetgrenzen und Quartalspauschalen sollen wegfallen sowie Ärzte eine Vorhaltepauschale bekommen: Diese Pläne für Hausarztpraxen hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vergangene Woche nach einem Gespräch mit Ärzten und Krankenkassen vorgestellt. Ziel der Reformen solle es sein, die Hausarztpraxen zu „entökonomisieren“. Für Patienten sollen die Reformen kürzere Wartezeiten und weniger Aufnahmestopps bedeuten. Das sagen Laupheimer Ärzte zu den Vorschlägen des Gesundheitsministers.
Grundsätzlich erfreut zeigt sich der Laupheimer Arzt und Bezirksvorsitzende des Hausärzteverbands für Südwürttemberg, Lutz Weber (Foto: HÄV BW), über den Gesprächsgipfel, der Anfang des Jahres in Berlin stattfand. Die Probleme der Hausärzte standen im Mittelpunkt der Runde. „Es wurde sich endlich an einen Tisch gesetzt und gemeinsam diskutiert“, sagt er. Der Minister habe sich lange jedem Gesprächsangebot verweigert.
Die Vorschläge des Ministers würden jedoch in die richtige Richtung gehen, so Weber. Der angekündigte Wegfall der Budgetgrenzen und Quartalspauschalen sei ein guter erster Schritt. „Durch den Wegfall der Pauschalen wird die Arbeit der Ärzte bezahlt, die auch erbracht wird“, sagt Weber. Es könne nicht sein, dass Ärzte bisher dafür bestraft worden sind, wenn sie Patienten behandelt haben, aber ihr Budget schon aufgebraucht war und sie für diese Leistung daher kein Geld bekommen haben. Bereits im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung seien diese Reformen versprochen worden. „Es wird jetzt endlich Zeit, dass diese auch umgesetzt werden“, sagt Weber.
Die Laupheimer Ärztin Simona Mangold lobte ebenfalls die vorgestellten Pläne. „Wenn das so im Gesetz umgesetzt wird, ist es die beste Reform seit Langem.“Es würden endlich Regelungen wegfallen, die zum Nachteil von Patienten und Ärzten sind wie zum Beispiel die Budgetgrenzen. „Wenn Menschen krank sind, müssen sie behandelt werden und dann kann ich nicht noch rechnen, ob ich etwas verschreiben kann, weil mein Budget schon alle ist“, sagt Mangold.
Auch in der angekündigten Versorgungspauschale sehen sowohl Weber als auch Mangold eine Verbesserung. Nach der aktuellen Gesetzgebung müssten chronisch kranke Patienten zweimal im Quartal einbestellt werden, damit die Ärzte die volle Bezahlung für die Behandlung der Patienten bekommen, so Weber. Durch die Neuregelung gehe es dann nach medizinischen Aspekten. „Der Patient müsste nach den Vorschlägen nun nicht mehr aus Abrechnungsgründen einbestellt werden, sondern nur noch nach medizinischen Aspekten“, sagt Weber. Daher würden die Praxen durch die Neuregelung entlastet.
Eine Entlastung sieht Simona Mangold (Foto: Mangold) auch in der vorgeschlagenen telefonischen Krankschreibung und Rezeptverschreibung. Dadurch würden auch weniger Menschen in den Arztpraxen sein, die nicht untersucht werden müssen, aber den Betriebsablauf sonst stören würden. „Wenn Patienten krank sind und ich sie kenne, brauche ich sie nicht einzubestellen, wenn sie zum Beispiel eine Erkältung haben und einfach nur Ruhe und eine warme Decke brauchen.“
Dass die Anzahl der Medizinstudienplätze aufgestockt werden soll, sehe Weber zwar positiv, allerdings sei fraglich, ob dadurch sich langfristig etwas ändert. „Nur weil mehr Menschen Medizin studieren, heißt es ja nicht, dass alle Studierenden Hausärzte werden.“Auch werde die Ausbildung der Ärzte elf Jahre brauchen und sei daher eher eine langfristig angelegte Lösung. Nun gelte es allerdings abzuwarten, ob und wie die Ankündigungen von Gesundheitsminister Lauterbach umgesetzt werden. „In der Vergangenheit ist den Hausärzten schon oft etwas versprochen und am Ende nicht eingehalten worden“, so Weber. Letztendlich müsse das neue Gesetz so ausgestaltet sein, dass es positive Veränderungen für Hausärzte bringt und nicht an Patienten oder Ärzten gespart werde. Auch Mangold zeigt sich zuversichtlich. „Ich habe den Eindruck, dass die Kritik der Hausärzte erhört worden ist.“