Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ein Wechselbad der Gefühle
Salonorchester präsentiert sich mit Stücken zwischen schwelgerisch und temperamentvoll
- Vor ausverkauftem Haus hat das Laupheimer Salonorchester sein Neujahrskonzert 2024 gespielt. „Es ist das 31. Neujahrskonzert des Salonorchesters und der Auftakt zum Jubiläumsjahr 50 Jahre Musikschule Gregorianum“, erklärte Tim Beck, Leiter der Musikschule und Schlagzeuger des Orchesters. „Kann denn Liebe Sünde sein?“lautete der Titel des Konzerts, und Beck versprach dem Publikum im Laupheimer Kulturhaus ein Wechselbad der Gefühle – „aber alles schöne“. Keinen geringen Anteil daran hatten die Sopranistin Maria Rosendorfsky und Bariton Emanuel Pichler mit ihren wunderbaren Stimmen und schauspielerischer Raffinesse.
Doch zunächst gehörte die Kulturhausbühne dem Laupheimer Salonorchester alleine. Gewohnt präzise und duftig präsentierte es im ersten Konzertteil bekannte Salon-Klassiker aus seinem Repertoire. Die Frage, ob Liebe Sünde sein könne, klang dabei erst ansatzweise an, etwa beim „Spanish Gypsy Dance“oder dem „Spanischen Marsch“, beide ein Paso Doble. Diesen Tanz, ein symbolischer
Stierkampf, bei dem der Mann den Torero und die Frau das rote Tuch darstellt, musizierte das Ensemble unter der Leitung von Stehgeigerin Lena Thanner temperamentvoll und mit viel Verve.
Die von Beck angekündigte Prise Erotik war in den beiden Tangos „La cumparsita“und „El choclo“zu spüren, zwei der bekanntesten argentinischen Tangos, wie Richard Brenner, Kontrabassist
und Moderator des Abends, erläuterte. Dazu brauchte es ein Akkordeon, das nach langer Pause wieder Gerd Seemüller spielte – gleichzeitig zum letzten Mal. Herzlichen Applaus gab es dafür vom Publikum.
Nach der rasanten „Petersburger Schlittenfahrt“ging es direkt weiter an die schöne blaue Donau, denn was wäre ein Neujahrskonzert ohne diesen schwelgerischen, zwischen Kunst und Kitsch changierenden Strauß-Walzer. Danach hatte Richard Brenner eigentlich noch ein Instrumentalstück angekündigt, doch erklang aus dem Dunkel des Saals unvermittelt Maria Rosendorfskys warmer Sopran mit Franz Lehárs „Schön ist die Welt“. Beantwortet wurde er von Emanuel Pichler aus dem Bühnenhintergrund, ein überraschender Klangeffekt, der sich fortsetzte, bis die beiden auf der Bühne vereint waren. Dort legten die beiden nach der Pause dann richtig los mit dem Thema Liebe. Dabei wechselten sie, kongenial begleitet vom Salonorchester, munter zwischen den Genres: von Oper über Operette bis hin zu Chansons und Liedern im Stil der 1920er Jahre.
Das Duett „Bei Männern, welche Liebe fühlen“aus Mozarts „Zauberflöte“schien den Mann eher kalt zu lassen. Da suchte die Frau lieber Trost in ihrem Lied „Als geblüht der Kirschenbaum“aus der Operette „Der Vogelhändler“. Dann wieder versuchte Emanuel Marias Gunst zu erlangen mit „Dunkelrote Rosen bring ich, schöne Frau“– dass es nur Tulpen waren, die er nach seiner Abweisung großzügig im Saal verteilte, machte die Sache nicht besser. So deklinierten die beiden Liebesleid und Liebesglück durch und verbanden dabei stimmliche Höchstleistung mit unterhaltsamer Schauspielkunst. Begeisterter Applaus brandete nach dem Happy End – „Komm mit mir nach Varasdin“– auf. Mit dem obligatorischen Radetzkymarsch entließ das Laupheimer Salonorchester schließlich sein Publikum.