Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Mega-Baustelle verursacht Sorgenfalten
Die anstehende Umbau der Riedlinger Straße trifft Biberacher hart
- Die aufwendige und langwierige Sanierung der Riedlinger Straße, die wohl von Sommer 2024 bis 2027 dauern wird, hat auch im Gemeinderat für Diskussion und Sorgenfalten gesorgt. Vor allem die Verkehrsbelastung auf den Umleitungsstrecken und die Einschränkungen für die Anlieger der Straße beschäftigten die Stadträte. An der großen Baumaßnahme führt indes kein Weg vorbei.
Wie schon bei der Bürgerversammlung in der vergangenen Woche erläuterte Baubürgermeister Christian Kuhlmann auch im Rat nochmals die Komplexität der Baumaßnahme auf dem rund 900 Meter langen Straßenstück zwischen Steigmühlund Theaterstraße. Schwierig und langwierig ist das Vorhaben vor allem deshalb, weil zunächst die überalterten Gas- und Wasserleitungen ausgetauscht werden müssen, ehe weitere Leitungen (Abwasser, Strom, Telekommunikation und Fernwärme) im Bereich der Riedlinger Straße verlegt werden können. „Wir sind hier in Tiefen von drei bis vier Metern unterwegs, und die Schachtbauwerke, die eingebaut werden müssen, sind teilweise so groß wie eine Fertiggarage“, so Kuhlmann. Sind die ganzen Leitungen verlegt, muss die Straße darüber komplett neu gebaut werden. Die Pläne für die oberirdische, attraktivere Umgestaltung des Straßenraums hat der Gemeinderat schon vor einiger Zeit beschlossen. 2027 sollen alle Arbeiten beendet sein.
Sowohl für die Anwohner als auch für die Verkehrsteilnehmer werden diese mehr als drei Jahre eine harte Zeit. Zwar soll die Straße in den verschiedenen Bauphasen meist nur halbseitig gesperrt und eine Erreichbarkeit der Grundstücke größtenteils gewährleistet sein. Trotzdem wird es immer wieder Phasen mit Vollsperrungen und größeren Umleitungen geben. Vor allem der Fernverkehr, der nicht in die Stadt muss, wird über die Nordwest-Umfahrung sowie Ulmer/ Memminger Straße umgeleitet.
Die Verwaltung hatte sich für den Ablauf der Arbeiten zwei Varianten überlegt: eine mit drei Jahren Bauzeit und etwas weniger Vollsperrungen sowie eine mit mehr Vollsperrungen, die im Idealfall eine um ein halbes Jahr kürzere Bauzeit bringen könnte. Nach Rückmeldungen der Anwohner bei der Bürgerversammlung wolle man die dreijährige Variante verfolgen, so Kuhlmann.
Die Stadträte der verschiedenen Fraktionen sahen die Dringlichkeit der Maßnahme, mahnten aber mehrfach einen gut geplanten und zeitlich reibungslosen Ablauf der Arbeiten an. Auf diese wichtige Maßnahme werden weitere Baustellen zur Verbesserung der städtischen Infrastruktur folgen, prognostizierte Lutz Keil (SPD). Er warnte allerdings davor, das Ganze zu dramatisieren.
Günter Warth (FDP) forderte, dass es für die Gewerbetreibenden und Dienstleister in der Riedlinger Straße einen finanziellen Ausgleich für die zu erwartenden Einbußen geben müsse. „Die Verlagerung des Verkehrs wird zu massiven Beeinträchtigungen auf den Umleitungsstrecken führen“, sagte er. Man könne den Anwohnern von Ulmer und Memminger Straße nicht alles aufbürden.
„Das wird eine extreme Beeinträchtigung für Anwohner, Gewerbetreibende und die ganze Stadt“, sagte Friedrich Kolesch (CDU). Das Ziel sei jetzt: so wenig Behinderung wie nötig und so kurz wie möglich. Dazu müssten auch die Umleitungsstrecken genau geplant werden. „Und es darf auf diesen Strecken zu keinerlei Baumaßnahmen oder Sperrungen kommen“, warnte Kolesch. Möglicherweise müsse man Straßen wie die Hardtsteige zuvor ausbessern.
Die Arbeiten in der Straße müssten mit genauem Zeitplan ausgeschrieben und mit Vertragsstrafen
bewehrt sein. Außerdem müsse bis zum Baubeginn das Thema Nahwärme/Heizzentrale für die Riedlinger Straße geklärt werden.
Man habe keine andere Wahl als die Straße komplett neu aufzubauen, sagte Josef Weber (Grüne). Er habe Verständnis für die Sorgen und Belastungen der Anwohner. „Am Schwierigsten wird es für die Tankstelle. Hier sollte man die Möglichkeit einer Überbrückungshilfe prüfen.“Mit Blick auf die Umleitungen meinte Weber in Richtung Stadtverwaltung: „Lassen Sie sich was Gutes einfallen.“
„Das wird heftig für die Anwohner und für die ganze Innenstadt“, sagte Flavia Gutermann (Freie Wähler). Sie mache sich Sorgen um die Tankstelle, das Restaurant und die Dienstleister in der Straße. Diese solle die Stadt durch großzügige Plakatierung unterstützen.
Die Baustelle in der Riedlinger Straße sei nur eine von vielen in der Stadt in den nächsten Jahren, meinte Ralph Heidenreich (Linke). „Wir werden es im Autoverkehr mit Tempo null zu tun bekommen, also Stau.“Die Fokussierung auf den Individualverkehr sei also nicht die beste Lösung. „Wir müssen schauen, wie wir die Leute mit dem ÖPNV oder per Fahrrad in die Stadt bekommen“, riet er.