Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ärmlich und durchsichtig
Zum Artikel „ Krankenhäuser beklagen Milliardendefizit durch Notfallstationen“( 18.2.): Jetzt aber mal halblang, geschätzte Krankenhausgesellschaft. Den niedergelassenen Ärzten, die an der Bereitschaftsdienstfront jedes Wochenende und abends und nachts unter der Woche viele Hunderte von Patienten versorgen, bleibt nach solchen Angriffen selbst der Galgenhumor im Hals stecken. Seit Jahrzehnten verrichten wir unseren Bereitschaftsdienst für einen Appel und ein Ei. Im Durchschnitt sind es derzeit hier im Ländle gerade einmal zwanzig Euro, die für eine Notfallbehandlung eines Patienten am Wochenende bezahlt werden. Manche Handwerker mit Dienstangeboten an diesen Unzeiten hätten für so viel Altruismus nur noch ein mitleidiges Lächeln übrig. Haben die KlinikLobbyisten es wirklich nötig, uns, die ihre Zeit und ihre Gesundheit für andere einbringen, dermaßen zu diskreditieren? Dahinter steckt nichts Profaneres als die unverhohlene Forderung nach einer Umverteilung von Geldflüssen in die klammen Klinikbudgets. Ärmlich und durchsichtig.
Langenau
Autonomie ist ein Fremdwort
Zum Artikel „Ukrainische Armee auf dem Rückzug“( 19.2.): Wir nehmen seit vielen Monaten verzweifelnd zur Kenntnis, dass im Osten der Ukraine im Grunde ein von Russland finanzierter und organisierter Bürgerkrieg herrscht. Wir fragen uns, warum es nicht gelingt, diese menschliche Tragödie zu beenden und warum es nicht möglich ist, ein für alle Menschen akzeptiertes Friedensabkommen zu unterzeichnen; denn „Minsk II“ist im Prinzip schon heute gescheitert. Eine Antwort auf diese Frage liegt in der Geschichte Russlands begründet, die, im völligen Gegensatz zur deutschen Geschichte, extrem zentralistisch geprägt war und ist. Im Laufe der Jahrhunderte gewannen die russischen Zaren ein riesiges Staatsgebiet, das aber keine Homogenität besaß. Es wohnten dort unzählige Völker, die alle unter der Knute des Zaren standen und zentralistisch regiert und verwaltet wurden. In der früheren UdSSR war es nicht anders. Deshalb fällt es vielen Politikern in Russland, aber auch in der Ukraine heute noch so schwer zu akzeptieren, dass es Autonomiebestrebungen in ihren Ländern gibt. Sie haben diese politische Tradition des Föderalismus nicht. Autonom wirkt wie ein Fremdwort und führt zu Panikattacken bei vielen Politikern in diesen Ländern. Als schwach gilt, wer diese Bestrebungen akzeptiert und diesen womöglich stattgibt. Wir können in Deutschland nur froh sein, dass Otto von Bismarck die deutsche Einheit von 1871 auf Föderalismus im Innern gebaut hat. Das Reich hatte eine nicht zu starke Reichsexekutive und sollte bewusst nicht ein Kostgänger der Länder sein. So brutal es klingt, egal ob es völkerrechtlich korrekt ist oder nicht: „Zar Wladimir I.“wird sich durchsetzen, und Frieden wird es dort erst geben, wenn eine Satellitenrepublik Donbass von Moskaus Gnaden etabliert ist.
Bad Buchau
Ukraine ein Super-Deal
Es wäre so einfach: Die Ukraine wird nicht Nato-Mitglied, sondern blockfrei wie Österreich, Finnland, Schweiz. Aber genau das ist von den Westmächten nicht gewollt, denn geopolitisch für die USA als Militärmacht Nummer eins und wirtschaftlich für die Weltkonzerne, wäre die Ukraine ein Super-Deal. Sollte Europa nicht eigene Entscheidungen treffen? Angela Merkel hat den Anfang gemacht.
Hohentengen
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