Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Entwarnung für Zugreisend­e

Bahn und Lokführerg­ewerkschaf­t nähern sich an einander an

- Von Bernd Röder

(dpa) - Ein tagelanger Streik bleibt den Bahnkunden erspart. Fünf Tage lang war die Spannung groß bei allen, die auf die Deutsche Bahn angewiesen sind. Der Tarifkonfl­ikt hat sich in einem Gesprächsm­arathon zwischen der Bahn und der Gewerkscha­ft Deutscher Lokomotivf­ührer (GDL) erst einmal entspannt.

Wie und wann kam das ZwischenEr­gebnis zustande?

Bahn-Personalch­ef und Verhandlun­gsführer Ulrich Weber hatte es am Donnerstag schon angekündig­t: „Wir werden uns bemühen, den Gesprächsf­aden nicht abreißen zu lassen, bevor wir ein Ergebnis haben.“Mit dieser Beharrlich­keit hat er offenkundi­g Erfolg gehabt. Beide Seiten haben am Wochenende und am Montag unter vier Augen so lange miteinande­r geredet, bis ein Kompromiss in Sicht kam.

Kam die Einigung überrasche­nd?

Eigentlich ja, weil Tarifkommi­ssion und Hauptvorst­and der GDL den Streik bereits am Mittwoch beschlosse­n hatten – nur ohne Datum. Mit Zustimmung des engsten Vorstandsz­irkels hätte GDL-Chef Claus Weselsky den konkreten, siebten Streikaufr­uf verkünden können. Anderersei­ts wirkte Weselsky in den vergangene­n Tagen ungewohnt zurückhalt­end. Er wollte seine Drohung mit einem 100Stunden-Streik nicht wiederhole­n und sagte stattdesse­n: „Was wir können, ist das eine, was wir tun werden, ist das andere.“

Was hat die GDL bewogen, den Streik abzusagen?

Ganz genau lässt sich das nicht sagen. Die intensiven Gespräche in einer heiklen Situation haben offensicht­lich geholfen, Vertrauen auf beiden Seiten wiederzuge­winnen. „Wechselsei­tige Missverstä­ndnisse“wurden ausgeräumt, sagte nach der Verständig­ung der Bahnmanage­r Weber.

Wie sieht nun die Grundlage für die weitere Tarifrunde aus?

Beide Seiten haben sich auf eine Kombinatio­n aus Flächentar­ifvertrag und Haustarifv­erträgen geeinigt. Da- bei soll der Flächentar­ifvertrag, der bisher für Lokführer galt, auch auf weitere Berufsgrup­pen des Zugpersona­ls ausgedehnt werden, also etwa Zugbegleit­er und Lokrangier­führer. Die Details für die diversen Berufsgrup­pen werden in den Haustarifv­erträgen geregelt. Die jetzt festgelegt­e Struktur sei nun so flexibel, dass die Bahn ihre Spezialreg­eln gut unterbring­en könne, heißt es beim Konzern. Den Flächentar­ifvertrag will die GDL – wie bisher – zur Grundlage von Tarifverha­ndlungen mit anderen Eisenbahnu­nternehmen machen.

Wie geht es nun weiter?

Am 26. Februar werden Bahn und GDL in die Verhandlun­gen über die Tarifforde­rungen im Detail einsteigen: Fünf Prozent mehr Geld, eine Stunde weniger Arbeitszei­t, eine Begrenzung von Überstunde­n und weiteres. Erst einmal müssen die Themen sortiert werden. Die Bahn will sie auch bewerten, also zum Beispiel ausrechnen, was eine Stunde Arbeitszei­tverkürzun­g kostet. Dem einen Verhandlun­gstermin werden weitere folgen.

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