Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Arten auf Borneo müssen gezielt geschützt werden

Lebensraum vieler Tierarten schwindet in den kommenden Jahrzehnte­n, erwarten Forscher

-

(dpa) - Durch Klimaerwär­mung und Abholzen von Wäldern könnte in Zukunft knapp die Hälfte der Tierarten auf der südostasia­tischen Insel Borneo spürbar an Lebensraum verlieren. Bis zum Jahr 2080 seien schlimmste­nfalls 40 Säugetiera­rten vom Aussterben bedroht, prognostiz­iert ein Team internatio­naler Forscher im Fachblatt „Current Biology“. Diese Entwicklun­gen ließen sich mit Hilfe zusätzlich­er Schutzgebi­ete aber mildern.

Modell nach Satelliten­daten

Die Areale müssten nicht besonders groß, aber geschickt gewählt sein, empfehlen die Forscher um Matthew Struebig (Universitä­t Kent) und Andreas Wilting (Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierfo­rschung Berlin, IZW). Sie haben ein Modell entwickelt, das nicht nur mögliche Klimaverän­derungen der nächsten 65 Jahre vorhersagt. Berechnet werden auch jene Gebiete Borneos, die mit der höchsten Wahrschein­lichkeit abgeholzt werden. Grundlage dafür waren Satelliten­daten, auf denen sich veränderte Landnutzun­g ablesen lässt, wie IZW-Wissenscha­ftlerin Stephanie Kramer-Schadt sagt.

Am meisten verändern sich der Prognose nach die Tieflandre­genwälder: Zwar fänden voraussich­tlich viele Säugetiere, darunter bestimmte seltene Primaten, auch in höher gelegenen Gebieten noch passende Bedingunge­n vor. Andere wie Flachkopfk­atzen etwa bevorzugte­n die gefährdete­n Torf- und Sumpfgebie­te. Daten zu möglichen geeigneten Lebensräum­en von rund 80 Arten flossen entspreche­nd in die Studie ein.

Um möglichst vielen Arten weiterhin Lebensraum zu bieten, seien neue Reservate mit einer Fläche von insgesamt bis zu 28 000 Quadratkil­ometern nötig, bilanziert das Team. Das entspreche nur vier Prozent des Inselgebie­tes. Relevant wären höher gelegene Waldgebiet­e, die für viele Arten infrage kämen. „Das heißt aber nicht, dass Wälder im Flachland nicht weiter geschützt werden müssen“, betonte Kramer-Schadt.

Ufergebiet­e fast ganz abgeholzt

Zu einem erfolgreic­hen Artenschut­z müsste der Studie zufolge auch die Holzwirtsc­haft in der Region beitragen. Die Ergebnisse sollen nach IZWAngaben auch den Regierunge­n in Indonesien, Malaysia und Brunei vorgestell­t werden, unter denen die Insel aufgeteilt ist. Die Wälder Borneos zählen nach Angaben des WWF zu den am meisten gefährdete­n der Welt. Vor allem Ufergebiet­e gelten als weitgehend abgeholzt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany