Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Mehr Platz für mehr Patienten
Neubau des Bezirkskrankenhauses Kempten kostet 34 Millionen Euro – 30 zusätzliche Beschäftigte
- Nach 28 Monaten Bauzeit ist am Montag der Neubau des Bezirkskrankenhauses (BKH) Kempten eröffnet worden. Damit wird sich die Versorgung der Patienten wohl um einiges verbessern. Bisher befand sich das BKH im Freudental in der Innenstadt Kemptens. Die Lage war zwar zentral. Doch seit vielen Jahren war die Klinik zu klein für ihr Einzugsgebiet. Die eigentlich als Zwei-Bett-Räume konzipierten Zimmer wurden nicht selten mit Zusatzbetten aufgestockt. Das wird in dem neuen 34-Millionen-Euro-Bau nun hoffentlich nicht mehr nötig sein. Denn die Planbettenzahl wurde von 87 auf 120 erhöht, es gibt zudem viel mehr Platz. Dadurch, dass das neue BKH über mehr Betten verfügt, wird die Zahl der Arbeitsplätze steigen. Diese liegt derzeit bei 220 Beschäftigten. Sie wird auf 250 anwachsen - vor allem im Bereich der Krankenpflege. Die Zwei-Bett-Zimmer wirken geräumig und haben große Fenster, teils mit schönem Ausblick in die Berge. Im Gegensatz zum alten BKH weist zudem jedes Zimmer eine Nasszelle mit Toilette auf. Der Umzug der Patienten ist für den 16. April vorgesehen.
Ein Haupteingang für alle
Ein weiterer Vorteil für den neuen Standort in der Kemptener RobertWeixler-Straße: Das neue BKH befindet sich unter einem Dach mit dem Klinikum Kempten, in dem allgemein-medizinische Krankheiten behandelt werden. Psychisch Kranke berichten immer wieder, dass sie da- runter leiden, als „nicht-normale Kranke“angesehen zu werden. Wer im Freudental als Patient ein und aus ging, war als psychisch Kranker sofort identifizierbar. Am neuen Standort kommen nun Patienten des Klinikums, des BKHs sowie alle Mitarbeiter durch einen Haupteingang. Eine ganz bewusste Entscheidung des Trägers, sagte Thomas Düll, Vorstandsvorsitzender der Bezirkskliniken Schwaben. Damit solle die sogenannte Stigmatisierung (quasi das Abstempeln) von psychisch Kranken zurückgedrängt werden. „Jetzt befinden sich alle schwäbischen Bezirkskliniken in einem AllgemeinKrankenhaus – oder direkt daneben“, sagte Düll. Damit sei BayerischSchwaben bundesweit einmalig.
Beim Rundgang verwies Professor Peter Brieger, Ärztlicher Direk- tor des BKH, auf eine bauliche Besonderheit. In vielen älteren psychiatrischen Krankenhäusern ist es Standard, dass eine Krankenstation aus baulichen Gründen komplett zugesperrt werden muss, sobald etwa von einem Patient Gefahr ausgeht und er die Station nicht verlassen darf. Darunter leiden natürlich alle anderen Patienten. Die Stationen des BKH Kempten können nun in kleineren Segmenten abgesperrt werden, so dass nicht alle Patienten unter der beschriebenen Situation leiden müssen, sagte Brieger. Außerdem hat jede Station einen Intensivbereich mit zwei Betten, der separat versperrt werden kann. Dann muss die jeweilige Krankenstation gar nicht abgeschlossen werden – was auch das Ziel ist. Denn vom Grundsatz her sind alle sechs Krankenabteilungen offen.