Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Mir ist der Bezug zum Ort und zu den Menschen wichtig“
Thomas D. Trummer über seine Pläne für das Kunsthaus Bregenz
- Der neue Direktor des Kunsthaus Bregenz (KUB) heißt Thomas D. Trummer. Der gebürtige Steirer wird seine Stelle im Mai 2015 antreten. Am Mittwoch hat er sich der Presse vorgestellt. Im Gespräch mit Antje Merke erzählt er, was ihn an dieser neuen Aufgabe reizt und was er sich wünscht.
Was hat Sie ans Kunsthaus nach Bregenz gezogen?
Das Kunsthaus hat eine außerordentliche Architektur und ihm eilt der Ruf für ausgezeichnete Ausstellungen voraus. Und diese Tradition möchte ich gerne fortsetzen. Das KUB ist ein Leuchtturm, der weit über die Region hinaus strahlt. Wer einmal hier war, der vergisst das nicht. Für mich ist es eine große Ehre, dieses Haus zu leiten.
Die Vorarlberger gelten in Österreich immer ein bisschen als Hinterwäldler. Was verbinden Sie mit dieser Region?
Genau das Gegenteil. Die Vorarlberger sind bekannt dafür, dass sie selbstbewusst, erfolgreich und international sehr gut vernetzt sind. Auch das KUB hat diese Tradition der weltweiten Wirkung. Darüber hinaus gilt die Region als Enklave bester zeitgenössischer Architektur. Man geht hier große Wagnisse ein, das gefällt mir besonders. Es sind kulturelle Statements, mit denen man in die Zukunft denkt.
Die Vorlaufzeiten für Ausstellungen sind lang. Was planen Sie fürs nächste Jahr?
Zur Premiere 2016 werden wir Susan Philipsz, eine herausragende schottische Künstlerin, präsentieren. Ihr Werk kreist um die Auseinandersetzung mit der menschlichen Stimme. Ich selber bin ja als gebürtiger Steirer durch den „Steirischen Herbst“musikalisch sozialisiert worden. Darüber hinaus sind wir mit mehreren Künstlern und Künstlerinnen in Verhandlung, mehr kann ich aber noch nicht verraten.
In dieser Saison liegt der Schwerpunkt auf Künstlerinnen der Gegenwart. Den Anfang im nächsten Jahr macht ebenfalls eine Frau. Soll das so weitergehen?
Ja, den Anfang macht eine Künstle- rin und unter den anderen Verhandlungspartnern sind natürlich auch Frauen.
Haben Sie unter den Zeitgenossen einen Lieblingskünstler?
Nein, es gibt viele Künstler, die ich großartig finde. Ich freue mich zum Beispiel sehr auf die Ausstellung Ende des Jahres mit Heimo Zobernig, den ich schon seit 25 Jahren kenne.
Was wäre in Sachen Kunst Ihr größter Traum?
Hm, eine schwierige Frage. Im Grunde ist es mein größter Wunsch, dass die Menschen anders aus dem Kunsthaus hinausgehen als sie hineingegangen sind. Wenn sie das, was sie hier erleben, mitnehmen, speichern und sich später wieder daran erinnern.
Das KUB ist für Ausstellungen mit internationaler Gegenwartskunst bekannt. Soll das so bleiben oder wollen Sie dem Haus eine neue Richtung geben?
Es wird neue Schwerpunkte und andere Blickweisen geben, aber wir bleiben immer bei zeitgenössischer Kunst. Mir ist es wichtig in Ausstellungen, den Bezug zum Ort und zu den Menschen dort herzustellen – erst dann wird Kunst einmalig. Das habe ich immer so gehalten – ob in Kiew, Köln oder Mainz – und dieses Konzept soll auch für das KUB gelten. Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass dann nicht nur das Publikum sich inspirieren lässt, sondern auch die Künstlerinnen und Künstler.