Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Nicht übermäßig traurige Verlierer
Trotz des 1:2 bei Juve, der Fehler und der Verletzungen herrscht in Dortmund Optimismus
(dpa/SID/sz) - Es sah beängstigend aus, als die Herren Kevin Kampl, Neven Subotic und Shinji Kagawa den Rückflug von Turin nach Deutschland antraten. Die drei Dortmunder, allesamt an einem MagenDarm-Infekt erkrankt, traten die Reise mit Mundschutz an. Den Weg vom Hotel zum Flughafen hatte das Trio zuvor getrennt vom Rest des Teams absolviert, um weitere Ansteckungen zu verhindern.
Jürgen Klopp hingegen wirkte an diesem Mittwoch entspannt wie selten. Eigentlich erstaunlich, hatte seine Borussia doch am Vorabend nach zwei schweren Abwehrfehlern ihr Achtelfinal-Hinspiel bei Italiens Meister Juventus Turin mit 1:2 (1:2) verloren. „Wenn schon verlieren, dann 1:2“, erklärte der Trainer unaufgeregt. Ähnlich zuversichtlich fiel die Prognose von Kapitän Mats Hummels für das Rückspiel in der Champions League am 18. März aus: „Wir haben die Aussicht, mit einem 1:0 weiter zu kommen. Das ist völlig in Ordnung. Ich bin deshalb nicht übermäßig traurig.“
„Ein Wink, wie es gehen kann“
In schweren Zeiten gibt man sich eben gern auch mal mit weniger zufrieden. Erst recht, da der Gegner durchaus Qualität hat und vor allem in der Deckung sehr solide steht. Doch zumindest der Auftritt bis zur Pause machte dem BVB Mut für die zweite Partie gegen den souveränen Tabellenführer der Serie A. „Juve wurde selten so unter Druck gesetzt“, befand Klopp, „davon können wir uns zwar nichts kaufen, aber un- ter Umständen ist das ein Wink, wie es gehen kann, weil wir ja noch mal gegen sie spielen.“Lächelnd fügte er hinzu: „Wir sind glücklich, dass wir es so spannend machen können.“
Zum wiederholten Mal in dieser Saison brachte die wackelige Abwehr die Westfalen um einen höheren Ertrag. Denn gerade als sich der Bundesliga-Zwölfte anschickte, im neuen Juve-Stadion die Regie zu übernehmen, schlug der Gegner zum zweiten Mal zu. Beide Fehler vor den Gegentoren von Carlos Tévez (13. Minute) und Álvaro Morata (42.) waren erschreckend. Dennoch attestierte Verteidiger Hummels dem in der Bundesliga zuletzt dreimal erfolgreichen Team ungerührt Fortschritte. „Im Großen und Ganzen steht das Defensivgerüst wieder“, behauptete er, „aber es gibt immer noch kleine Wackler.“
Immerhin wahrte man dank des Treffers des unermüdlichen Marco Reus (18.) die Chance auf den dritten Viertelfinaleinzug in Serie. Bei aller Zuversicht verwies der Dortmunder Torschütze vom Dienst jedoch auf die fehlende Gefährlichkeit seiner Mannschaft über weite Strecken der Partie: „Nach dem 1:1 hatte ich gedacht, dass mehr drin ist. Wir waren zu schwach nach vorne, müssen gerade im letzten Drittel zielstrebiger sein.“Dies gilt auch für Samstag (15.30 Uhr/Sky), wenn das Revierderby gegen den Erzrivalen FC Schalke 04 ansteht. „Wir bringen unseren Fußball seit einigen Wochen wieder auf den Platz“, sagte Hummels. „Ich denke, dass wir im Derby am Samstag noch mal eine Schippe drauflegen können.“
Allerdings muss Trainer Klopp vor allem in der Abwehr improvisieren. Der in Turin verletzt ausgewechselte Außenverteidiger Lukasz Piszczek (Teilriss der vorderen Syndesmose im Sprunggelenk) muss circa sechs Wochen pausieren. Auch der Einsatz von Sokratis ist wegen Leistenproblemen fraglich. „Ich weiß nicht, ob es bis Samstag reicht“, sagte der Grieche. Und zu allem Überfluss muss Klopp auch noch hoffen, dass die Masken auch wirklich geholfen haben. Wie hatte Klopp vor dem Anpfiff in Turin so schön gesagt? „Ich hoffe, dass keine weiteren Bazillenschiffe auf dem Platz rumrennen.“Seinen Humor hat er jedenfalls noch nicht verloren.