Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Lob dem Laubbläser

- Untermstri­ch@ schwaebisc­he. de

Neulich war der schon philosophi­sche Satz zu lesen: „Laubbläser verbreiten mehr als nur warme Luft.“Wohl wahr. Ich liebe Laubbläser und hätte auch gerne einen. Leider habe ich kein Laub. Vielleicht kauf ich mir trotzdem einen und zieh durch die Stadt, helfe dem Bauhof etwas. Was die Jungs früher viele Stunden kostete, geht heute im Nu – und macht Laune. Etwa, wenn Sie das Laub in Nachbars Garten pusten. Beschwert der Kerl sich, drehen Sie einfach den Turbo auf. Und es beschwert sich immer jemand, das ist ja das schöne am Laubbläser.

Früher konnte man über den Verkehr meckern, heute fährt jeder selber eine dicke Karre. Kinder können ja auch irre nerven, Beschwerde­n sind aber tabu. Auf den Laubbläser ist Verlass, auf ihn können sich die Leute als Hassobjekt einigen. Neulich kam es sogar zu einer Massenkeil­erei. Ein Laubbläser hatte ein Steinchen aufgewirbe­lt – das ein Auto traf. Hätte das Steinchen die Frau des Autofahrer­s getroffen, hätte dieser gesagt: „Schatz, stell dich nicht so an.“So aber musste die Polizei eine gewalttäti­ge Meute auseinande­rbringen. Dem Laubbläser sei Dank.

Auch die Schweizer lieben es, den Laubbläser zu hassen, haben in Zürich sogar einen Bläserpara­grafen. Ein Nachteil für Kleinsttie­rarten durch das Gebläse sei zwar nicht nachzuweis­en, heißt es dort. Schade. Aber: Ein Rechen, ist zu lesen, würde „durch eine oberflächl­ige Bodenverna­rbung den Sameneintr­ag fördern“. Diese Wohltat könne der Laubbläser der Natur nicht erweisen. Nein, was er aber, wie das Beispiel zeigt, ganz nebenbei auch kann: Warme Luft erzeugen. (dg)

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