Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ausstellung „Natur findet Stadt“eröffnet
Warum Tiere in Städten leben, erfahren Besucher in Bad Wurzach.
- Wie klingen Rotfuchs, Fledermaus oder Siebenschläfer? „Wie die Tiere aussehen, ist meistens bekannt, aber nicht, wie sie schreien“, stellt Horst Weisser, Leiter des Naturschutzzenrums, fest. Die jetzt eröffnete Ausstellung „Natur findet Stadt“im Gewölbegang des ehemaligen Klosters Maria Rosengarten, ist nicht nur was fürs Auge, sondern auch für die Ohren.
Drücken Besucher auf eine der vielen Klingeln, die neben einer Wohnungstüre befestigt sind, sind die Schreie einer Wanderratte zu hören. Gleichzeitig erscheint ihr Bild in einem runden Rahmen an der Wohnungstüre. Doch nicht nur diese Tiere sind in unseren Städten zu finden, auch Rehe, Füchse und und Wildschweine sind auf den Straßen zwischen parkenden Autos anzutreffen. Die Landeshauptstadt hat beispielsweise bei einer Zählung festgestellt, dass etwa 4000 Füchse Stuttgart ihr Zuhause nennen. Im Gewölbe sind an Bauzäunen in Bildern und Texten diese Infos festgehalten. Doch nicht nur dort erfahren Besucher wie und wo die Tiere leben. Auch eine kleine Küchenzeile bietet Eindrücke: Beim Öffnen des Backofens ist eine Schnecke auf beleuchtetem Hintergrund zu entdecken, ebenso im Spülbecken und auf dem Hocker. In einem Kinderzimmer haben sich die manchmal auch ungebetenen Bewohner im Bettchen oder hinterm Vorhang versteckt.
Horst Weisser konnte nicht nur gut 30 Besucher zur interaktiven Ausstellung begrüßen, sondern auch Jürgen Trautner von der Arbeitsgruppe für Tierökologie und Planung, der eigens aus Stuttgart angereist war. Das Institut berät beispielsweise Städte und Gemeinden, Universitäten und Ministerien im Bereich Arten- und Biotopschutz und Umweltbildung. Dabei beschäftigt sich Trautner unter anderem damit, wie trotz zunehmender Sied- lungsfläche die Artenvielfalt erhalten werden kann.
„Wenn Gebäude energetisch saniert werden, stellt sich die Frage, ob nach dem Umbau Vögel und Fledermäuse genau wie vorher noch einen Lebensraum haben“, erläutert der Land-
Horst Weisser, Leiter des Naturschutzzentrums schaftsökologe.
Dabei seien die rechtlichen Vorgaben nicht nur Kür, sondern Pflicht. Können Lebewesen, deren natürlicher Lebensraum eigentlich eine Höhle oder Felsspalten sind, im urbanen Umfeld überhaupt überleben oder sich gar wohlfühlen? „Die Tieren leben in der Stadt dann eben im Keller anstatt in einer Höhle“, erläutert der Experte.
Wichtig für die Artenvielfalt sind vor allem die Grünflächen einer Stadt. Jeder Garten oder Park sei eine wichtige Futterquelle für die StadtTiere, sagte Trautner. „Je gepflegter, geputzter und gemähter diese Grün- flächen sind, desto geringer die Artenvielfalt“, ist sich der Experte sicher.
Nistkästen brächten wenig, wenn die darin lebenden Vögel kein Futter fänden. Horst Weisser fasst das so zusammen: „Sauerei kann auch was Gutes haben.“Denn nur so ist auch das Überleben der Stadt-Tiere gesichert.
„Sauerei kann auch was Gutes haben.“