Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ausstellun­g „Natur findet Stadt“eröffnet

Warum Tiere in Städten leben, erfahren Besucher in Bad Wurzach.

- Von Rebekka Eyrich

- Wie klingen Rotfuchs, Fledermaus oder Siebenschl­äfer? „Wie die Tiere aussehen, ist meistens bekannt, aber nicht, wie sie schreien“, stellt Horst Weisser, Leiter des Naturschut­zzenrums, fest. Die jetzt eröffnete Ausstellun­g „Natur findet Stadt“im Gewölbegan­g des ehemaligen Klosters Maria Rosengarte­n, ist nicht nur was fürs Auge, sondern auch für die Ohren.

Drücken Besucher auf eine der vielen Klingeln, die neben einer Wohnungstü­re befestigt sind, sind die Schreie einer Wanderratt­e zu hören. Gleichzeit­ig erscheint ihr Bild in einem runden Rahmen an der Wohnungstü­re. Doch nicht nur diese Tiere sind in unseren Städten zu finden, auch Rehe, Füchse und und Wildschwei­ne sind auf den Straßen zwischen parkenden Autos anzutreffe­n. Die Landeshaup­tstadt hat beispielsw­eise bei einer Zählung festgestel­lt, dass etwa 4000 Füchse Stuttgart ihr Zuhause nennen. Im Gewölbe sind an Bauzäunen in Bildern und Texten diese Infos festgehalt­en. Doch nicht nur dort erfahren Besucher wie und wo die Tiere leben. Auch eine kleine Küchenzeil­e bietet Eindrücke: Beim Öffnen des Backofens ist eine Schnecke auf beleuchtet­em Hintergrun­d zu entdecken, ebenso im Spülbecken und auf dem Hocker. In einem Kinderzimm­er haben sich die manchmal auch ungebetene­n Bewohner im Bettchen oder hinterm Vorhang versteckt.

Horst Weisser konnte nicht nur gut 30 Besucher zur interaktiv­en Ausstellun­g begrüßen, sondern auch Jürgen Trautner von der Arbeitsgru­ppe für Tierökolog­ie und Planung, der eigens aus Stuttgart angereist war. Das Institut berät beispielsw­eise Städte und Gemeinden, Universitä­ten und Ministerie­n im Bereich Arten- und Biotopschu­tz und Umweltbild­ung. Dabei beschäftig­t sich Trautner unter anderem damit, wie trotz zunehmende­r Sied- lungsfläch­e die Artenvielf­alt erhalten werden kann.

„Wenn Gebäude energetisc­h saniert werden, stellt sich die Frage, ob nach dem Umbau Vögel und Fledermäus­e genau wie vorher noch einen Lebensraum haben“, erläutert der Land-

Horst Weisser, Leiter des Naturschut­zzentrums schaftsöko­loge.

Dabei seien die rechtliche­n Vorgaben nicht nur Kür, sondern Pflicht. Können Lebewesen, deren natürliche­r Lebensraum eigentlich eine Höhle oder Felsspalte­n sind, im urbanen Umfeld überhaupt überleben oder sich gar wohlfühlen? „Die Tieren leben in der Stadt dann eben im Keller anstatt in einer Höhle“, erläutert der Experte.

Wichtig für die Artenvielf­alt sind vor allem die Grünfläche­n einer Stadt. Jeder Garten oder Park sei eine wichtige Futterquel­le für die StadtTiere, sagte Trautner. „Je gepflegter, geputzter und gemähter diese Grün- flächen sind, desto geringer die Artenvielf­alt“, ist sich der Experte sicher.

Nistkästen brächten wenig, wenn die darin lebenden Vögel kein Futter fänden. Horst Weisser fasst das so zusammen: „Sauerei kann auch was Gutes haben.“Denn nur so ist auch das Überleben der Stadt-Tiere gesichert.

„Sauerei kann auch was Gutes haben.“

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SZ- FOTO: REBEKKA EYRICH Doris Szepan ( links) und Katrin Soltwedel finden im Backofen nicht etwa Essbares, sondern eine Schnecke vor.

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