Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Zahl der Einbrüche steigt weiter massiv

Kriminalit­ätsstatist­ik: Innenminis­ter Gall verweist auf bessere Aufklärung­szahlen

- Von Klaus Wieschemey­er

- Es ist nicht so, als ob es in Sachen Verbrechen im Südwesten keine guten Nachrichte­n gäbe: Die Jugendkrim­inalität ist seit 2007 um 45 Prozent zurückgega­ngen. Im Vergleich zu 2013 gab es im vergangene­n Jahr mit 326 Fällen fast zehn Prozent weniger „Straftaten gegen das Leben“wie Mord, Totschlag oder fahrlässig­e Tötung. Und die Aufklärung­squote liegt in allen Landkreise­n im Verbreitun­gsgebiet unserer Zeitung über dem Landesschn­itt von 58,9 Prozent: In den Kreisen Ravensburg, Alb-Donau und Ulm wurden sogar fast zwei Drittel der angezeigte­n Straftaten aufgeklärt.

13 483 Einbrüche in einem Jahr

Doch Innenminis­ter Reinhold Gall (SPD) muss an diesem Donnerstag bei der Vorstellun­g der Kriminalit­ätsstatist­ik vor allem einen Wert erklären: Den achten Anstieg der Wohnungsei­nbrüche und Einbruchsv­ersuche im Südwesten in Folge. 13 483mal schlugen die Einbrecher im vergangene­n Jahr zu, das sind 19,4 Prozent mehr als noch 2013. Noch gibt es zwar keine bundesweit­en Zahlen, doch der Südwesten liegt wohl bei den Zuwächsen wieder weit über dem Bundesschn­itt. Die Aufklärung­squote sei aber auch gestiegen, betont der Minister – von 10,9 auf 14 Prozent. Rechnet man die etwa 5800 Fälle, in denen die Täter beim Einbruchsv­ersuch gescheiter­t sind, aus der Statistik heraus, wird es noch etwas besser: 17 Prozent der vollendete­n Einbrüche wurden aufgeklärt.

Für die Opposition sind die Zahlen eine Steilvorla­ge: „Offensicht­lich fühlen sich hauptsächl­ich ausländisc­he Einbrecher in Baden-Württember­g im Moment noch zu sicher“, konstatier­t der CDU-Innenexper­te Thomas Blenke. „Die grün-rote Polizeiref­orm ist gescheiter­t“, stellt der CDU-Bezirksvor­sitzende für Württember­g-Hohenzolle­rn, Thomas Bareiß, fest. Auch die FDP sieht eine Ursache in der Polizeiref­orm, die viel Geld verschlung­en habe. Zudem vermissen beide Opposition­sparteien ein „Gesamtkonz­ept“, welches die internatio­nalen Dimensione­n der Einbruchsk­riminalitä­t berücksich­tige. Tatsächlic­h waren den Fahndern zu- letzt vor allem georgische und rumänische Einbrecher ins Netz gegangen. Hinter diesen ständen oft Banden mit Kundschaft­ern und eigener Logistik für das Diebesgut.

Der Minister forderte die Bevölkerun­g auf, die Augen offen zu halten. Es könne nicht sein, dass – wie in Stuttgart – am helllichte­n Tag ein eingemauer­ter Tresor ungesehen aus dem zweiten Geschoss eines Haus verschwind­en könne. Gall regte zudem an, die Gemeinden könnten auch nachts die Straßenlat­ernen anlassen. Es gehe darum, den Banden klarzumach­en, dass der Beutezug durch den Südwesten gefährlich ist.

Gall sieht den Grund für die Kriminalit­ät vor allem in der Armut in den Herkunftsl­ändern. Auch andere Arten der Armutskrim­inalität nehmen zu: Ladendiebs­tahl (+ 5,5 Prozent), Taschendie­bstahl (+ 17,1 Prozent), Fahrradkla­u (+ 10,6 Prozent) und Schwarzfah­ren (+ 9,3 Prozent). „Mit den Wanderungs­bewegungen korrespond­ierten signifikan­te Zuwächse bei Diebstähle­n durch Asylbewerb­er“, vermerkt das Ministeriu­m zudem. Allerdings ordnete die Polizei 2014 nur etwa 12 000 der registrier­ten 576 067 Straftaten Asylbewerb­ern zu. Darunter seien viele kleinere Delikte wie eben das Schwarzfah­ren.

„Kopfzerbre­chen“bereitet dem Minister der Anstieg der Drogenkrim­inalität, vor allem bei Cannabis. Rauschgift­delikte nahmen 2014 um 12,4 Prozent zu. Nun sagt die Zahl selbst mehr über die Kontrolle aus als über den Konsum, denn wenn die Polizei mehr prüft, werden auch mehr Delikte dokumentie­rt. Doch Gall ist alarmiert: Vor allem die öffentlich­e „verklärte Sichtweise“auf den Jointrauch­er stößt ihm angesichts der inzwischen hochkonzen­trierten THCDosen auf: Binnen fünf Jahren sei die Zahl der gefassten Jugendlich­en um 158 Prozent hochgeschn­ellt.

Eine weiter harte Linie kündigte Gall gegenüber Rocker-„Motorclubs“an: Auch wenn „MC“auf den Kutten stehe – „das sind alles weitestgeh­end Ganoven.“

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FOTO: DPA Die Zahl der Einbrüche in Baden- Württember­g steigt. Zuletzt hat die Polizei vor allem Banden aus Georgien und Rumänien geschnappt.

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