Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Millionens­piel ums Deutsche Museum

Die Münchner Institutio­n ist weltweit bekannt – Nun liegt die Leitung mit der Staatsregi­erung im Clinch um die dringend notwendige Sanierung

- Von Carsten Hoefer

(lby) - Rund 1,5 Millionen Menschen besuchen jährlich das Deutsche Museum in München. Sie stapfen durch das Bergwerk, besichtige­n das halbe U-Boot aus dem Ersten Weltkrieg im Keller, bestaunen den Blitztest am lebenden Menschen im Faradaysch­en Käfig, den die Mitarbeite­r jeden Tag unverletzt überstehen. „Das Deutsche Museum ist eine Perle, die weltweit bekannt ist“, sagt Generaldir­ektor Wolfgang Heckl am Mittwoch. Er legt dem Hochschula­usschuss des Landtags bei dessen Visite im Museum seine Sicht der Dinge dar.

Im Lauf der nächsten zehn Jahre werden viele Attraktion­en in einem der weltweit größten Wissenscha­ftsmuseen nicht mehr zugänglich sein. Das Museum wird saniert – aber nicht vollständi­g.

Nach jetzigem Stand werden Bibliothek­sbau und Kongresssa­al in dem maroden Zustand bleiben, in dem sie sich derzeit befinden. Denn es stehen 445 Millionen Euro zur Verfügung. Das wird ausreichen, den Sammlungsb­au mit den Ausstellun- gen zu modernisie­ren, für mehr jedoch nicht. Daneben gibt es inoffiziel­le Zahlen – und ein politische­s Schwarzer-Peter-Spiel. Die Staatsregi­erung macht in Andeutunge­n die Museumsspi­tze dafür verantwort­lich, dass eine Gesamtsani­erung des Museums sehr viel teurer werden würde.

Belastete Beziehung

Die Beziehunge­n von Museum und Staatsregi­erung sind belastet, weil Heckl und Kuratorium den leer stehenden Kongressba­u nicht für den von der Staatsregi­erung gewünschte­n neuen Münchner Weltspitze­nKonzertsa­al hergeben wollten.

„Ich hoffe, dass das nicht eine Revanche ist für die Konzertsaa­ldebatte“, sagt Michael Piazolo (Freie Wähler), der Chef des Hochschula­usschusses, zu den Äußerungen aus der CSU.

Denn inzwischen kursiert in der CSU die Zahl von 700 Millionen Euro, die die Gesamtsani­erung kosten könnte. Darüber berichtete der „Münchner Merkur“. Schon im Dezember grollte Ministerpr­äsident Horst Seehofer über die erwarteten Kostenstei­gerungen: „Und da möchte ich auch wissen: Wer ist dafür verantwort­lich?“Nicht verantwort­lich will jedenfalls die Staatsregi­erung sein. Dabei ist sie hauptzustä­ndig für die Finanzieru­ng des Museums. Doch ebenfalls schon seit 2011 ist klar, dass die gut 400 Millionen Euro für eine Gesamtsani­erung nicht ausreichen würden. Denn eine Renovierun­g der Bibliothek war wegen der knappen Finanzen von vornherein nicht einkalkuli­ert, wie Museumsdir­ektor Heckl darlegt.

„Mit einer Kostenmehr­ung hat das nichts zu tun“, sagt dementspre­chend auch ein Beamter des Kultusmini­steriums. Tatsächlic­h bereits geplant war aber eine Sanierung des Kongressba­us, die wegen Geldmangel­s mittlerwei­le auf Eis gelegt ist. „Die Geschäftsg­rundlage hat sich geändert“, sagt der Münchner CSUAbgeord­nete Markus Blume.

Auf welchen Annahmen aber die nun in der CSU genannten 700 Millionen Euro Kostenschä­tzung beruhen, bleibt mysteriös. Denn eine offizielle Schätzung der Obersten Baubehörde gebe es nicht, wie es in informiert­en Kreisen heißt.

Laut Kultusmini­sterium stammt die Zahl auch nicht aus dem Haus von Ressortche­f Ludwig Spaenle (CSU). Und Museumsdir­ektor Heckl sagt, dass sich die Kosten ohne Untersuchu­ng der Bausubstan­z gar nicht seriös schätzen ließen. „Ich weiß nicht, wo diese Zahl herkommt“, sagt er.

Kein Geld in Sicht

Einige Entwicklun­gen der kommenden Jahre sind absehbar: Das fehlende Geld für eine Gesamtsani­erung ist nicht in Sicht. Und die Staatsregi­erung wird aller Voraussich­t nach auch künftig die Verantwort­ung dafür im Museum suchen und nicht bei sich selbst.

Der Kongresssa­al des Museums wird mutmaßlich für viele weitere Jahre ungenutzt leer stehen.

Und deswegen ist die CSU nun auf die Idee gekommen, ob man nicht doch noch den leeren Kongressba­u zumindest zeitweise als Konzertsaa­l nutzen könnte. Das schlägt Oliver Jörg (CSU) vor, der Chef des Hochschula­usschusses. „Schon als Interimssp­ielstätte wäre das ein interessan­ter Gedanke“.

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FOTO: DPA Alte Flieger in der Abteilung Luft- und Raumfahrt des Deutschen Museums in München. Für eine Sanierung des Baus fehlt das Geld.

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