Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Enttarnter
Seine Augen und seine Stimme kennt die ganze Welt. Immer wieder trat der hochgewachsene, maskierte Mann in Propagandavideos der Terrortruppe Islamischer Staat ( IS) auf, beschimpfte auf Englisch mit Londoner Akzent den Westen und bedrohte seine Geiseln mit einem Schlachtermesser. Später zeigen die grässlichen Filme im Internet die Leichen der Geköpften. „ Dschihadi John“tauften ihn die Medien. Jetzt ist der wahre Name des Terroristen an die Öffentlichkeit gelangt: Es soll sich um den Briten
handeln, der aus Kuwait stammt.
Die Biographie des 27- Jährigen passt ins bekannte Raster: Emwazi stammt aus einer gut situierten Familie, besuchte eine anerkannte Londoner Schule und schloss an der Uni Westminster ein Studium der Computerwissenschaften ab. Bis dahin, so haben es Freunde der amerikanischen Zeitung „ Washington Post“gesagt, sei er unauffällig durchs Leben gegangen.
Seine Radikalisierung erfolgte offenbar auf einer Reise durch Ostafrika; dort soll Emwazi mit der Dschihadistentruppe AlSchabab Kontakt aufgenommen haben. Bei seiner Heimkehr via Holland trat der britische Inlandsgeheimdienst MI5 mit dem jungen Muslim in Kontakt. Es soll zu einem Anwerbungsversuch gekommen sein, berichtete der Extremist später.
Spätestens 2012 verließ Emwazi die Insel und reiste nach Syrien. Westliche Geiseln beschrieben ihn als Teil einer Vierergruppe britischer Muslime, die sie nach den weltberühmten Liverpooler Pilzköpfen spielerisch „ The Beatles” nannten. Emwazi erhielt deshalb den Spitznamen John – ausgerechnet nach dem ermordeten ExBeatle John Lennon, der dem „ Dschihadi- John“ist enttarnt. Es handelt sich um den Londoner Mohammed Emwazi, der aus Kuwait stammt. „ Frieden eine Chance geben” („ Give Peace A Chance“) wollte. Den Geheimdiensten beiderseits des Atlantiks war die wahre Identität des „ Dschihadi- John” seit Monaten bekannt. Womöglich mussten sie erst ihre Informanten in Sicherheit bringen, ehe sie den Namen des Londoners durchsickern ließen.
Spezialtruppen der britischen Armee dürften ihm im Grenzgebiet zwischen Syrien und dem Irak mit Sicherheit auf den Fersen sein. Sebastian Borger