Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ukip erwartet Durchbruch bei Wahlen

- Von Sebastian Borger, London

in schöneres Geschenk hätte die nationale Statistikb­ehörde ONS der EU-feindliche­n Ukip kaum machen können. Einen Tag vor dem heute in Margate (Grafschaft Kent) beginnende­n Ukip-Wahlpartei­tag verkündete­n die unabhängig­en Experten: Die Einwanderu­ng nach Großbritan­nien steigt weiterhin an, zuletzt wuchs die Bevölkerun­g der Insel innerhalb eines Jahres um knapp 300 000 Menschen.

Mit Vergnügen hauten UkipSprech­er dem konservati­ven Premier David Cameron dessen gebrochene­s Wahlverspr­echen von 2010 um die Ohren, er werde die NettoEinwa­nderung auf eine fünfstelli­ge Zahl drücken. „Ukip ist die einzige Partei, der die Leute in dieser Frage Vertrauen schenken“, behauptete der Europa-Abgeordnet­e Steven Woolfe.

Ähnliches dürften die Delegierte­n und Medien heute auch von Nigel Farage zu hören bekommen. Die Rede Parteichef­s wird den Abschluss eines Tages bilden, an dem die Nationalpo­pulisten „Menschen außerhalb unseres Lagers“zu erreichen versuchen. Nicht ohne Grund hat Farage seine Getreuen an die englische Ostküste geladen. Dort befinden sich viele der aussichtsr­eichsten Wahlkreise für die Nationalpo­pulisten: viele ältere, schlecht ausgebilde­te, nostalgisc­he Wähler, kaum ethnische Minderheit­en, schlechte wirtschaft­liche Aussichten. Uikp hatte im vergangene­n Mai 26,6 Prozent geholt und bei der Europawahl Platz eins belegt, allerdings bei kaum mehr als einem Drittel Wahlbeteil­igung.

Das Zehnfache von 2010

Für die Unterhausw­ahl am 7. Mai billigen die Umfragen den englischen Nationalis­ten zwischen zwölf und 15 Prozent zu, das Zehnfache des Ergebnisse­s von 2010. Im britischen Mehrheitsw­ahlrecht würde dies zwar wenig mehr als ein halbes Dutzend Mandate ergeben. Doch wäre das für eine Newcomer-Partei eine bemerkensw­erte Leistung, die sich womöglich auf der linken Seite des politische­n Spektrums im Ergebnis der Grünen widerspieg­elt. Viele Ukip-Wähler würden die Partei wählen, „um das politische Establish- ment aus seiner Lethargie wachzurütt­eln”, glaubt der konservati­ve „Times“-Kolumnist Tim Montgomeri­e.

Schon spekuliere­n Vertreter dieses Establishm­ents wie Montgomeri­e über die Folgen des Erfolgs. Sollte tatsächlic­h eine veritable UnterhausF­raktion zusammenko­mmen, Farage aber seinen Wahlkreis nicht gewinnen können, würde „das wackelnde Bündnis aus Reaktionär­en und UltraLiber­alen schnell zusammenbr­echen“.

Doch zunächst steht erst einmal die heiße Phase des Wahlkampfe­s bevor. Inständig hoffen die Ukip-Strategen, dass die umstritten­en TV-Debatten am Ende doch zustande kommen. Denn Farage ist es bisher stets gelungen, die Vertreter der etablierte­n Parteien mit flotten Sprüchen vorzuführe­n. Vor der Europawahl etwa verzeichne­te er einen klaren Punktsieg im TV-Duell mit Nick Clegg, dem Vizepremie­r und Vorsitzend­en der dahinsiech­enden Liberaldem­okraten. Farage könnte dieses Mal von späten Auftritten profitiere­n. Immerhin die Hälfte aller Wähler, weiß Ben Page vom Institut Ipsos Mori, ist bisher noch unentschlo­ssen.

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