Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Unter vollen Segeln durch die Karibik
Kreuzfahrt mit der Star Flyer vor der Küste Kubas – Die Eroberung des Paradieses auf luxuriöse Art
n Dramatik schenken sich die zwei Szenen nichts. Doch nicht Gentleman-Boxer Henry Maske läuft ein, sondern die Star Flyer aus. Während Maske zu „Conquest of Paradise“einst den Ring bestieg, hissen heute die Matrosen zu Vangelis‘ bombastischer Filmmusik die Segel des Viermasters, um die Karibik zu erobern. Kuba, genauer gesagt. Denn dort kreuzt die Star Flyer als eines von wenigen Passagierschiffen zwischen Dezember und März vor der Südküste.
Die Musik sorgt beim Auslaufen jedes Mal aufs Neue für Gänsehaut. Vor allem, wenn man in dieser besonderen Stunde mit einem Glas Champagner im Netz liegt, das ganz vorne am Schiff unter dem Bugspriet direkt über den Wellen gespannt ist, und zusieht, wie der Wind in die Segel bläst, die glutrote Sonne langsam im tiefblauen Meer versinkt und sieben, acht Delphine parallel zum Schiff mitschwimmen. Kitsch? Nein, nur die Eroberung des Paradieses auf die denkbar angenehmste Art und Weise. „Gut leben ist gar nicht schlecht“, bemerkt ein Passagier lapidar und hat damit soeben den Slogan für diese Reise ausgegeben.
Dank Kapitän Yuriy aus der Ukraine, Hotelmanager Carlos aus Portugal, Kreuzfahrtdirektorin Steffi aus Deutschland, eines jamaikanischen Kochs und einer 70-köpfigen internationalen Crew lässt es sich auf der Star Flyer mehr als gut leben. Der legere Stil, der an Bord gepflegt wird, unterstreicht die familiäre Atmosphäre. Ist das 115,5 Meter lange Segelschiff voll ausgebucht, reisen 170 Passagiere mit. Auf diesem Törn sind es nur 70, was die Kreuzfahrt noch angenehmer macht. „Genau so habe ich es mir vorgestellt“, schwärmt Lucy aus Lauingen bei Günzburg, die von einer Reise wie dieser träumt, seit sie im Fernsehen die Serie „Unter weißen Segeln“geschaut hat, die teilweise auf der Star Flyer gedreht wurde. Zwar sitzen im Speisesalon weder Fritz Wepper noch Christine Neubauer, exquisite Menüs werden trotzdem serviert. An der Tropical Bar kommt Lucy beim Mojito schnell ins Gespräch mit den anderen Gästen aus Europa und rund um den kleinen Pool findet sie immer einen freien Liegestuhl.
Aber wer will sich trotz aller Annehmlichkeiten an Deck verlustieren, während wenige Meter weiter das Paradies wartet? Das allerdings muss dann wegen der arg flachen Küstengewässer vor Kuba tatsächlich erst erobert werden – über eine wackelige Treppe hinunter zum schaukelnden Tenderboot (Gut, dass der zuvor mit Steffi eingeübte „safety grip“sitzt) und einem anschließenden unruhigen Wellenritt hinüber zum Strand.
Karibische Traumstrände
Anfällig für Seekrankheit sollte kein Kreuzfahrer sein, der die Star Flyer besteigt, deren Kapitän am Ende der Reise stolz verkündet, dank kräftigen Winds beinahe 80 Prozent des Törns unter Segel gefahren zu sein.
Vier karibische Traumstrände läuft die Star Flyer während ihrer siebentägigen Kreuzfahrt an. Der wei- ße, puderzuckerfeine Sand auf den Kuba vorgelagerten Inselchen Cayo Largo und Cayo Rico zählt vermutlich zum Besten, was die Karibik zu bieten hat. Er bietet einen zauberhaften Kontrast zum türkisfarbenen Wasser und den grünen Palmen. Und gehört den Kreuzfahrern fast alleine. Sie haben hier genügend Zeit, dem Müßiggang zu frönen, Seesterne und Rochen im flachen Wasser zu beobachten, die vielen Leguane zu bestaunen oder am vorgelagerten Riff zu schnorcheln.
Robinson-Crusoe-Flair verströmt auch Cayman Brac, ein Taucher- und Schnorchelparadies, vor dem die Star Flyer ankert, bevor sie tagsdrauf am Hafen der quirligen Hauptstadt Georgetown auf Grand Cayman an- legt. Der Abstecher von Kuba hinüber zu den nur rund 150 Seemeilen entfernten Cayman-Inseln hat mehrere Gründe. Offiziell wird hierher geschippert, um den aus Florida georderten Proviant an Bord zu nehmen. Denn wegen des US-Embargos ist dies auf Kuba nicht möglich. Außerdem sind Landgänge in Kuba immer mit viel Willkür-Bürokratie verbunden. Vielmehr aber mag man vermuten, dass der Kapitän der Star Flyer hier anlegt, um seinen Mitseglern angesichts der hässlichen Ozeanriesen, die draußen ankern, noch einmal vor Augen zu führen, auf welch exklusive Art und Weise sie mit ihm durch die Karibik reisen. Entsprechend breit wird das Grinsen der Flyer-Gäste, wenn sie unter den Blicken Tausender neidischer Kreuzfahrtpassagiere wieder ablegen, ihren Matrosen stolz beim Setzen der Segel zuschauen und zur Melodie von „Conquest of Paradise“endlich wieder Kurs auf Kuba nehmen.
Dort wartet mit Playa Ancon nicht nur ein weiterer Traumstrand darauf, erobert zu werden, sondern auch das 500 Jahre alte Unesco-Weltkulturerbe-Städtchen Trinidad. In dem Ort mit seinen bunten, liebevoll restaurierten Häusern und den kühlen Innenhöfen, in denen zur LiveMusik Salsa getanzt und Mojito oder Canchánchara getrunken wird, mit den vergitterten Veranden, auf denen ältere Damen in Schaukelstühlen und alte Herren Zigarre rauchend die Zeit totschlagen, scheint ebendiese stehen geblieben zu sein. Doch der einstige Reichtum der Zuckerund Tabakbarone ist nur noch an den prachtvollen Fassaden erkennbar. Dahinter regiert längst der sogenannte socialismo tropical mit Mangelwirtschaft und Lebensmittelknappheit. Rum und Zigarren gibt es in Castros Reich reichlich; Butter, Brot und Fleisch dagegen nur rationiert gegen Lebensmittelkarten.
Widersprüchliches Havanna
Lucy geht mit offenen Augen durch Trinidad, lässt sich nicht von bunten Fassaden und karibischer Sonne blenden, sondern wird sich einmal mehr bewusst, welches Luxusleben sie an Bord der Star Flyer führt. Dabei ist Trinidad nur der Vorgeschmack auf Havanna, der wohl schönsten und widersprüchlichsten Stadt der Karibik, ohne deren Besuch – gekrönt von einer Fahrt im offenen Oldsmobil – keine Kuba-Reise zu Ende gehen darf. Doch man sollte bald nach Havanna reisen. Denn entweder ist in wenigen Jahren die Altstadt endgültig in sich zusammengefallen oder aber sie wird von amerikanischen Kreuzfahrttouristen geflutet. Wohl auch deshalb steuert die Star Flyer Kubas Hauptstadt in der Saison 2015/2016 erstmals direkt an. Von 100 Prozent der Urlauber empfohlen: 7 Ü/ F im DZ z. B. 1281 Euro p. P. mit Flug ab Stuttgart. Gäste schreiben: „ Direkt in der Altstadt. Ideal um Havanna zu erkunden. Nette Bar mit guten Getränken. Frühstück im Innenhof.“ Von 93 Prozent der Urlauber empfohlen: 7 Ü/ F im DZ z. B. 1224 Euro p. P. mit Flug ab Frankfurt/ Main mit Bahnticket. Gäste schreiben: „ Stadthotel nahe Capitol und Altstadt. Mit tollem Dachpool. Große Zimmer und aufmerksamer Service.“