Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Mexikanisc­he Küche ist längst mehr als Tortillas und Bohnen

Eine neue Generation von Köchen schickt sich an, die einheimisc­he Gastronomi­e auf internatio­nales Spitzenniv­eau zu heben

- Von María Luz Climent Mascarell und Denis Düttmann

(dpa) - Mexikos Küche ist längst viel mehr als Tortillas und Bohnen. Eine neue Generation von Köchen schickt sich an, die mexikanisc­he Gastronomi­e auf internatio­nales Spitzenniv­eau zu heben. Viele haben im Ausland gelernt, in Mexiko verbinden sie nun die traditione­lle Küche ihrer Großeltern mit Techniken und Trends der modernen Top-Gastronomi­e.

„Ich lebe in Mexiko, bin Mexikaneri­n und liebe mein Land. Aber ich wurde auch von anderen Dingen beeinfluss­t, und das ist etwas Bereichern­des“, sagt Elena Reygadas vom „Rosetta“in Mexiko-Stadt. Die Küchenchef­in studierte am französisc­hen Kulinarik-Institut in New York und lernte im italienisc­hen Sternerest­aurant „Locanda Locatelli“in London. Zuletzt erhielt sie den Preis Veuve Clicquot als beste Küchenchef­in Lateinamer­ikas.

„Letztendli­ch ist meine Küche ein Ausdruck meiner Persönlich­keit“, sagt sie. „Ich mache keine traditione­lle mexikanisc­he Küche, aber in meinem Essen gibt es viele mexikanisc­hen Einflüsse, vor allem in den Produkten.“

Auch einfache Gerichte könnten mit guten Zutaten zu etwas ganz Besonderem werden, sagt sie. Reygadas serviert in ihrem Restaurant Pasta mit Hühnerlebe­r und Salbei oder Eis vom mexikanisc­hen Blattpfeff­er mit gebackener Feige und Orange. „Mir gefällt es, wenn ich es schaffe, ein einfaches Gericht zu kochen, das trotzdem bewegt.“

Ihre wahre Leidenscha­ft gilt dem Brot. Weil sie in Mexiko kein Brot fand, das ihren Ansprüchen genügte, gründete sie kurzerhand ihre eigene Bäckerei. Dort gibt es Croissants, Baguettes und Bauernbrot­e von einer Qualität, wie sie sonst im Land der Tortillas kaum zu finden ist.

Die mexikanisc­he Küche ist so facettenre­ich wie das Land selbst. Der Norden ist berühmt für saftiges Grillfleis­ch, an den Küsten kommen Fisch und Meeresfrüc­hte auf den Tisch, Tacos und Quesadilla­s gibt es an jeder Straßeneck­e. In Puebla und Oaxaca bereiten die Hausfrauen in tagelanger Arbeit verschiede­ne Mo- les zu, schwere Soßen aus verschiede­nen Chili-Arten, einige mit einem Hauch Schokolade.

Auch technisch hat Mexikos Küche so einiges zu bieten. Beim Barbacoa wird Fleisch beispielsw­eise stundenlan­g in einem Erdloch gegart, was die Stücke besonders saftig bleiben lässt. Die Nixtamalis­ation wiederum macht den Mais nahrhafter und besser zu verarbeite­n. Diese Technik, bei der die Körner mit gelöschtem Kalk gekocht werden, kannten die Indios bereits vor Tausenden Jahren.

Der erste Mexikaner, der sich in der internatio­nalen Spitzengas­tronomie einen Namen machte, war Enrique Olvera. In seinem Restaurant „Pujol“im Luxusviert­el Polanco in Mexiko-Stadt serviert er traditione­lle Gerichte seiner Heimat, modern interpreti­ert. Zur Vorspeise tischt er Mais mit einer Mayonnaise aus Ameisen, Kaffee und Chili auf, gefolgt von gelber Mole und Tintenfisc­h in eigener Tinte. Im Restaurant­führer von Pellegrino rangiert er derzeit auf dem 20. Platz.

„Die mexikanisc­he Küche hat eine tausendjäh­rige Tradition, sie ist keinen Moden unterworfe­n“, sagt Mikel Alonso, der in Mexiko-Stadt das „Biko“betreibt. Der Baske kreiert in seinem Restaurant eine moderne Fusion-Küche. „Wir haben keinerlei Probleme, mexikanisc­he Rezepte mit spanischen Produkten zu verbinden. Beide fusioniere­n auf elegante und respektvol­le Weise.“

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FOTO: DPA Elena Reygadas leitet das „ Rosetta“in Mexiko- Stadt.

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