Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Tote Katzen gehören nicht in die Biotonne

Amtsleiter Werner Nitz erläutert die wichtigste­n Neuerungen bei der Müllabfuhr ab 2016

- Von Annette Vincenz

- Auf große Veränderun­gen bei der Müllabfuhr müssen sich die Menschen im Landkreis Ravensburg einstellen. Ab 1. Januar 2016 ist der Landkreis für die Abfallents­orgung zuständig und nicht mehr die einzelnen Kommunen, die vorher recht unterschie­dliche Systeme und Gebühren hatten. Die „Schwäbisch­e Zeitung“beantworte­t nach einem Gespräch mit dem zuständige­n Amtsleiter Werner Nitz die wichtigste­n Fragen:

Wer ist von den Neuerungen betroffen?

Alle 90 000 Haushalte in 37 Städten und Gemeinden des Kreises Ravensburg. Nur Wangen und Isny waren gegen die sogenannte Rückdelega­tion der Müllabfuhr an den Landkreis und behalten ein eigenes System. Allerdings muss auch dort die Biotonne eingeführt werden.

Was ist die wichtigste Änderung?

Die Einführung der Biotonne. Sie wird ab Januar 2016 im wöchentlic­hen Wechsel mit der Restmüllto­nne entleert. Es steht aber erst im Sommer fest, ob die Abfuhr am gleichen Wochentag möglich sein wird. „Wünschensw­ert ist das auf jeden Fall“, sagt Amtsleiter Werner Nitz. „Aber verspreche­n kann ich das heute noch nicht.“

Wie sieht die Tonne aus?

Ein spezielles Filtersyst­em und eine Gummidicht­ung am Deckel sollen bestialisc­hen Gestank vor allem in den Sommermona­ten verhindern. Das hat ein Mitarbeite­r von Nitz schon erfolgreic­h getestet: „Auch nach drei Monaten haben sich keine Maden gebildet, weil die Fliegen nicht in die Tonne kamen, um Eier abzulegen.“Die Biomüllton­ne wird in jedem Fall zweiwöchen­tlich geleert, bei der Restmüllto­nne sind acht Leerungen im Jahr Pflicht, 26 sind aber auch möglich. Je mehr Entleerung­en und je größer die Tonne, desto höher die Gebühren.

Was darf in die Biotonne hinein?

Zunächst mal ganz wichtig: Der Biomüll sollte in Altpapier, zum Beispiel Zeitungspa­pier, eingewicke­lt werden. Auf gar keinen Fall dürfen Plastiktüt­en in die Biotonne, auch keine verrottbar­en, weil die Pressmasch­inen diese nicht verarbeite­n können. Biomüll besteht hauptsächl­ich aus festen Speiserest­en, ob roh oder gekocht: Fleisch, Fisch, Nudeln, Reis, Obst, Gemüse, Eierschale­n, aber auch Kaffeefilt­er, Teebeutel, Küchen- und Papiertüch­er, verwelkte Blumen.

Was darf nicht in die Biotonne?

Zigaretten- und Asche, Kleintiers­treu (es sei denn auf Stroh- oder Holzbasis), flüssige Speiserest­e (auch geschmolze­nes Eis, Geträn- ke), Staubsauge­rbeutel, Windeln, Kehrricht, tote Haustiere (letztere sollten auch nicht in die Restmüllto­nne).

Wer kontrollie­rt, ob ich meinen Müll in die richtige Tonne geworfen habe, und wie wird Fehlverhal­ten sanktionie­rt?

„Es wird nach wie vor keine Müllsherif­fs geben“, sagt Nitz. Er hofft, dass die meisten Bürger freiwillig bei der weiteren Mülltrennu­ng mitmachen und das System begreifen. Es sei weitaus schlimmer, falsche Sachen in die Biotonne zu werfen, zum Beispiel Plastik, als falsche Sachen in die Restmüllto­nne.

Was ist, wenn ich keinen Platz habe für weitere Tonnen?

In Mehrfamili­enhäusern und Städten ist es sinnvoll, Müllgemein­schaften zu bilden, sich also eine Biotonne oder auch eine Restmüllto­nne mit Nachbarn zu teilen. Da es viele unterschie­dliche Größen bis zu 240 Litern gibt, ist das kein Problem.

Wie läuft das künftig mit dem Sperrmüll?

Einige Gemeinden, zum Beispiel Baindt, hatten bislang keine Sperrmülla­bfuhr. Wer nicht in der Lage war, alte Möbel selbst zum Wertstoffh­of zu transporti­eren oder kostenpfli­chtig abholen zu lassen, musste sie in Kellerräum­en und auf Speicherbö­den horten. Für die Bewohner dieser Gemeinden bedeutet die Rückdelega­tion an den Landkreis einen echten Vorteil an Service. In Zukunft meldet man den Sperrmüll an, und innerhalb von sechs Wochen wird er dann nach Absprache abgeholt. Die Obergrenze sind zwei Kubikmeter. Eine jährliche Sperrmülla­bfuhr ist in den Müllgebühr­en bereits enthalten.

Wird die Müllabfuhr nun teurer

oder billiger?

Das kommt drauf an. Endgültig werden die neuen Gebühren erst Mitte Oktober vom Kreistag verabschie­det. Da es in den 37 Kommunen derzeit völlig unterschie­dliche Regularien gibt (in Weingarten wird der Müll zum Beispiel nach Gewicht berechnet), kann die Abfuhr vereinzelt teurer werden. Wer Müllgemein­schaften mit Nachbarn bildet und gut kalkuliert, dürfte hingegen eher Geld sparen.

Wann bekommt man die neuen Tonnen?

Im März bekommt zunächst jeder Haushalt eine „Müllzeitun­g“mit Informatio­nen zugeschick­t. Nach Ostern muss man sich entscheide­n, welche Tonnengröß­e man haben will. Im Oktober werden die neuen Tonnen ausgeliefe­rt. Einmal im Jahr darf man danach die Tonnengröß­e kostenlos wechseln. Irgendwann im neuen Jahr werden die alten Tonnen kostenlos abgeholt.

Was ist mit Rawegsäcke­n und Grüngutabf­uhr?

Da ändert sich vorläufig gar nichts. Die Rawegsäcke mit Verpackung­smüll müssen weiterhin zu den Wertstoffh­öfen oder zur rollenden Wertstofft­onne gebracht werden, das Grüngut zu den entspreche­nden Sammelstel­len. Die Grüngutver­wertung bleibt bestehen, wobei kleinere Pflanzenre­ste auch in der Biotonne entsorgt werden können.

Wo gibt es weitere Informatio­nen?

Auf der Homepage www.landkreis-ravensburg.de gibt es auf der Startseite einen Button mit einem Müllauto. Wer den anklickt, bekommt mehrere interessan­te PDFs zur Auswahl.

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FOTO: DPA Bananensch­alen dürfen in den Biomüll, man sollte sie allerdings vorher in Altpapier einwickeln.

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