Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Konjunktur im Sonnenschein
Fachkräftemangel und Nachfolgeregelung beschäftigen Unternehmen
- Die Volksbank Allgäu-West sieht sich gut aufgestellt. Ihre am Donnerstag vorgestellte Geschäftsbilanz weist ein überdurchschnittliches Wachstum bei den Kundenkrediten und Kundeneinlagen aus, auch die Mitgliederanzahl ist um fast drei Prozent auf nun 21 614 gestiegen. Sie werden voraussichtlich für das Jahr 2014 wie schon im Jahr zuvor eine Dividende von sechs Prozent auf ihre Einlagen erhalten.
Die gute Nachricht für die Kunden der Genossenschaft: Nach Aussage der Vorstände Josef Hodrus und Werner Mayer wird es in absehbarer Zeit weder Filialschließungen noch Gebührenerhöhungen geben.
Auch eine Fusion mit einer anderen Genossenschaftsbank sei „im Moment kein Thema“, so die beiden. Grundsätzlich für alle Zeiten ausschließen mögen es Hodrus und Mayer aber nicht, denn es werde kleineren Banken angesichts der immer strengeren Vorschriften immer schwerer fallen, diese umzusetzen.
Private Anleger sind die Verlierer
Immer schwerer fällt es der Volksbank Allgäu-West – wie allen anderen Banken auch – Geld zu verdienen. Grund ist das niedrige Zinsniveau, an dem sich nach Einschätzung von Mayer nichts ändern wird. Während hochverschuldete Staaten und der private Kreditnehmer davon profitieren, „sind alle privaten Anleger die Verlierer. Sie verarmen“, sagt Mayer mit Blick darauf, dass die Inflation höher ist als der Zinssatz. Dies sei Geldentwertung.
Der Vorstand wertet die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) daher als „katastrophales Zeichen, das von der EZB gesetzt wird“. „Die Sparer zahlen die Zeche für eine verfehlte Europapolitik“, findet auch Hodrus deutliche Worte.
Konsequenz: Die Volksbank rät ihren Kunden, Geld in sogenannte Substanz- und Sachwerte anzulegen. Das sind zum Beispiel Immobilienund Aktienfonds oder eigene Immobilien. So sicher wie das Sparbuch ist das nicht, aber Hodrus sagt klipp und klar: „Rendite ohne Risiko ist nicht mehr möglich. Wichtig ist nur die Streuung, denn wer streut, rutscht nicht aus.“
Kritik üben die beiden Vorstände auch an den nach der Finanzmarktkrise 2008 eingeführten Vorschriften und Auflagen für alle Institute. Was für große Banken Sinn macht, koste die kleinen Zeit und Geld, so Hodrus und Mayer. Banken wie Volks- und Raiffeisenbanken sowie Sparkassen seien 2008 ein großer Stabilitätsfaktor in Deutschland gewesen und würden nun trotzdem mit allen anderen über einen Kamm geschoren.
Diese Sicherheit, die eine regional verwurzelte Bank ihren Kunden biete, ist dabei das Erfolgsrezept der Volksbank Allgäu-West. 2014 betreute sie insgesamt ein Volumen von 1,732 Milliarden Euro, das sind fast 53 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. „Eine Zahl, die uns sehr stolz macht, denn sie zeugt von einem großen Vertrauen der Menschen in uns“, kommentiert Hodrus.
Kundeneinlagen von mehr als 640 Millionen Euro stehen in der Bi- lanz ausgegebene Kredite von 604 Millionen Euro entgegen. Beide Posten steigen damit überdurchschnittlich im Vergleich zu den Zahlen des Genossenschaftsverbands. 44 000 Privat- und 5900 Firmenkunden betreut die Volksbank AllgäuWest, auch diese Zahlen machen die Vorstände „total stolz“. Das gilt auch für 29, mit insgesamt 13,8 Millionen Euro unterstützte Existenzgründungen sowie für das vierprozentige
(sl) - Die Volksbank Allgäu West sieht „überhaupt keine Eintrübung der Konjunktur“. Das sagte Vorstand Josef Hodrus bei der Vorstellung der Zahlen für das Geschäftsjahr 2014. Das Gegenteil ist demnach der Fall: „Wir haben Sonnenschein.“
Nach seiner Einschätzung habe die hiesige Wirtschaft eher das Problem des Mangels an hochqualifizierten Fachkräften.
Das große Plus der Region von Lindau bis Isny, die die Genossenschaft betreut, sei ein auf vielen Branchen verteilter Mittelstand. So Wachstum bei den Baufinanzierungen, deren Gesamtvolumen 57,5 Millionen Euro betrug. Dazu kommen 60 verkaufte Immobilien (Gesamtwert 13,8 Millionen Euro).
Im Immobilienbereich registriert Hodrus eine rege Nachfrage. Die Preise hätten daher auch in den vergangenen Jahren angezogen, bei den Altimmobilien, vor allem aber bei den Neubauten. „Es gibt aber keine Blase“, schätzt der Fachmann ein. gebe es weder eine Abhängigkeit von einem großen Arbeitgeber noch von einer Branche.
Zudem, so Hodrus, hätten die Unternehmen von der Krise des Jahres 2008 gelernt. „Die Betriebe bis hin in den landwirtschaftlichen Bereich haben ihr Eigenkapital aufgestockt und ihr Controlling verbessert.“
Die größte Herausforderung der hiesigen Betriebe sei derzeit die Frage der Nachfolge. Etwa 60 Prozent der Unternehmer würden in den kommenden zehn Jahren in den Ruhestand gehen. Hier bestehe großer Beratungsbedarf, so Hodrus.