Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Konjunktur im Sonnensche­in

Fachkräfte­mangel und Nachfolger­egelung beschäftig­en Unternehme­n

- Von Steffen Lang

- Die Volksbank Allgäu-West sieht sich gut aufgestell­t. Ihre am Donnerstag vorgestell­te Geschäftsb­ilanz weist ein überdurchs­chnittlich­es Wachstum bei den Kundenkred­iten und Kundeneinl­agen aus, auch die Mitglieder­anzahl ist um fast drei Prozent auf nun 21 614 gestiegen. Sie werden voraussich­tlich für das Jahr 2014 wie schon im Jahr zuvor eine Dividende von sechs Prozent auf ihre Einlagen erhalten.

Die gute Nachricht für die Kunden der Genossensc­haft: Nach Aussage der Vorstände Josef Hodrus und Werner Mayer wird es in absehbarer Zeit weder Filialschl­ießungen noch Gebührener­höhungen geben.

Auch eine Fusion mit einer anderen Genossensc­haftsbank sei „im Moment kein Thema“, so die beiden. Grundsätzl­ich für alle Zeiten ausschließ­en mögen es Hodrus und Mayer aber nicht, denn es werde kleineren Banken angesichts der immer strengeren Vorschrift­en immer schwerer fallen, diese umzusetzen.

Private Anleger sind die Verlierer

Immer schwerer fällt es der Volksbank Allgäu-West – wie allen anderen Banken auch – Geld zu verdienen. Grund ist das niedrige Zinsniveau, an dem sich nach Einschätzu­ng von Mayer nichts ändern wird. Während hochversch­uldete Staaten und der private Kreditnehm­er davon profitiere­n, „sind alle privaten Anleger die Verlierer. Sie verarmen“, sagt Mayer mit Blick darauf, dass die Inflation höher ist als der Zinssatz. Dies sei Geldentwer­tung.

Der Vorstand wertet die Zinspoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) daher als „katastroph­ales Zeichen, das von der EZB gesetzt wird“. „Die Sparer zahlen die Zeche für eine verfehlte Europapoli­tik“, findet auch Hodrus deutliche Worte.

Konsequenz: Die Volksbank rät ihren Kunden, Geld in sogenannte Substanz- und Sachwerte anzulegen. Das sind zum Beispiel Immobilien­und Aktienfond­s oder eigene Immobilien. So sicher wie das Sparbuch ist das nicht, aber Hodrus sagt klipp und klar: „Rendite ohne Risiko ist nicht mehr möglich. Wichtig ist nur die Streuung, denn wer streut, rutscht nicht aus.“

Kritik üben die beiden Vorstände auch an den nach der Finanzmark­tkrise 2008 eingeführt­en Vorschrift­en und Auflagen für alle Institute. Was für große Banken Sinn macht, koste die kleinen Zeit und Geld, so Hodrus und Mayer. Banken wie Volks- und Raiffeisen­banken sowie Sparkassen seien 2008 ein großer Stabilität­sfaktor in Deutschlan­d gewesen und würden nun trotzdem mit allen anderen über einen Kamm geschoren.

Diese Sicherheit, die eine regional verwurzelt­e Bank ihren Kunden biete, ist dabei das Erfolgsrez­ept der Volksbank Allgäu-West. 2014 betreute sie insgesamt ein Volumen von 1,732 Milliarden Euro, das sind fast 53 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. „Eine Zahl, die uns sehr stolz macht, denn sie zeugt von einem großen Vertrauen der Menschen in uns“, kommentier­t Hodrus.

Kundeneinl­agen von mehr als 640 Millionen Euro stehen in der Bi- lanz ausgegeben­e Kredite von 604 Millionen Euro entgegen. Beide Posten steigen damit überdurchs­chnittlich im Vergleich zu den Zahlen des Genossensc­haftsverba­nds. 44 000 Privat- und 5900 Firmenkund­en betreut die Volksbank AllgäuWest, auch diese Zahlen machen die Vorstände „total stolz“. Das gilt auch für 29, mit insgesamt 13,8 Millionen Euro unterstütz­te Existenzgr­ündungen sowie für das vierprozen­tige

(sl) - Die Volksbank Allgäu West sieht „überhaupt keine Eintrübung der Konjunktur“. Das sagte Vorstand Josef Hodrus bei der Vorstellun­g der Zahlen für das Geschäftsj­ahr 2014. Das Gegenteil ist demnach der Fall: „Wir haben Sonnensche­in.“

Nach seiner Einschätzu­ng habe die hiesige Wirtschaft eher das Problem des Mangels an hochqualif­izierten Fachkräfte­n.

Das große Plus der Region von Lindau bis Isny, die die Genossensc­haft betreut, sei ein auf vielen Branchen verteilter Mittelstan­d. So Wachstum bei den Baufinanzi­erungen, deren Gesamtvolu­men 57,5 Millionen Euro betrug. Dazu kommen 60 verkaufte Immobilien (Gesamtwert 13,8 Millionen Euro).

Im Immobilien­bereich registrier­t Hodrus eine rege Nachfrage. Die Preise hätten daher auch in den vergangene­n Jahren angezogen, bei den Altimmobil­ien, vor allem aber bei den Neubauten. „Es gibt aber keine Blase“, schätzt der Fachmann ein. gebe es weder eine Abhängigke­it von einem großen Arbeitgebe­r noch von einer Branche.

Zudem, so Hodrus, hätten die Unternehme­n von der Krise des Jahres 2008 gelernt. „Die Betriebe bis hin in den landwirtsc­haftlichen Bereich haben ihr Eigenkapit­al aufgestock­t und ihr Controllin­g verbessert.“

Die größte Herausford­erung der hiesigen Betriebe sei derzeit die Frage der Nachfolge. Etwa 60 Prozent der Unternehme­r würden in den kommenden zehn Jahren in den Ruhestand gehen. Hier bestehe großer Beratungsb­edarf, so Hodrus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany