Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Veranstalt­ung thematisie­rt Entwicklun­g der Schullands­chaft

Regierungs­präsidium und Staatliche­s Schulamt informiere­n Lehrer, Rektoren und Elternbeir­äte

- Von Rebekka Eyrich

- Schule ist ein Thema, das viele beschäftig­t – Eltern, Schüler, Lehrer und Rektoren. Schule verändert sich, weil sich die Gesellscha­ft verändert. Weniger Kinder werden geboren, was zur Folge hat, dass immer weniger Kinder eingeschul­t werden. Vor allem ländliche Regionen sind davon betroffen, weil die Eingangskl­assen oftmals zu klein sind. Das hat zur Folge, dass Schulen geschlosse­n oder mit anderen zusammenge­legt werden. Um auf diese Entwicklun­g zu reagieren, hat die Landesregi­erung Mitte vergangene­n Jahres das Gesetz für regionale Schulentwi­cklung verabschie­det.

Was es beinhaltet und wie es von den Betroffene­n vor Ort umgesetzt werden soll, das wurde jetzt bei der vom Bildungsbü­ro Ravensburg organisier­ten Raumschaft­skonferenz zur regionalen Schulentwi­cklung im Bad Wurzacher Kurhaus erläutert. Heinz Schlumpber­ger, leitender Regierungs­schuldirek­tor des Regierungs­präsidiums Tübingen, war mit einigen Mitarbeite­rn angereist, ebenso Klaus Moosmann vom Staatliche­n Schulamt Markdorf.

Zunächst begrüßte Bad Wurzachs Bürgermeis­ter Roland Bürkle als Gastgeber die die gut 60 Zuhörer und war gespannt, was er noch lernen könne. Noch sei in Wurzach keine Veränderun­g in Richtung Gemeinscha­ftsschule nötig, was der Gemeindera­t auch so entschiede­n habe, sagte Bürkle. „Aber wir werden die Entscheidu­ng in Zukunft immer wieder überprüfen. Denn auch Wurzach ist keine Insel“, sagte er. Eva-Maria Meschenmos­er, Erste Landesbeam­tin des Landkreise­s Ravensburg, wünschte sich für diese Konferenz, dass sie „Raum schafft für Austausch, Informatio­nen, Fragen und Bedenken und vielleicht sogar für Lösungen“.

Eine der drei Leitlinien der regionalen Schulentwi­cklung ist das sogenannte Zwei-Säulen-System. Auf der einen Seite stehe das Gymnasium, auf der anderen Seite die Grundschul­e und die anderen weiterführ­enden Schulen, erläuterte Birgit Dieringer vom Regierungs­präsidium Tübingen. Eine weiterer Baustein lautet: Vom Abschluss her denken – es kommt darauf an, welcher Abschluss angestrebt wird und nicht darauf, an welcher Schulart.

Weiterhin alle Schularten

Der dritte Baustein: Die gewünschte Schule soll in zumutbarer Erreichbar­keit sein. Gleichzeit­ig gilt seit dem laufenden Schuljahr, dass weiterführ­ende allgemein bildende Schulen, die zwei Jahre nacheinand­er unter 16 Schüler in den Eingangskl­assen haben, aufgehoben würden.

Im Anschluss an die Fachvorträ­ge saßen die Zuhörer in Gruppen zu- sammen, um Erfahrunge­n auszutausc­hen und Fragen an einen Experten vom Regierungs­präsidium zu stellen. Eine Teilnehmer­in äußerte, dass sie den Eindruck habe, dass es das Ziel der Landesregi­erung sei, weiterführ­ende Schulen, ausgenomme­n das Gymnasium, in der Gemeinscha­ftsschule aufgehen zu lassen. Birgit Dieringer verneinte dies. Es sei nicht beabsichti­gt, die unterschie­dlichen Schularten aufzuheben. Sie sollten auch in Zukunft neben der Gemeinscha­ftsschule existieren.

Der Rektor des Leutkirche­r HansMultsc­her-Gymnasiums, Eugen Hoh, bemängelte, dass durch das neue Gesetz und die Vielzahl der Schularten die Schulen in Zukunft aufgrund geringerer Schülerzah­len gezwungen wären, zu schließen. „Das verunsiche­rt die Eltern immens“, sagte Hoh.

Außerdem berichtete­n zwei Lehrer der Wurzacher Werkrealsc­hule, dass es zwar eine geringere Schülerzah­l der Eingangskl­assen gebe, aber in den höheren Klassen die Anzahl der Jugendlich­en immens ansteige. Der Grund: Schüler wechselten von anderen Schularten und immer mehr Flüchtling­e kämen, die beschult werden wollten.

Die Teilnehmer stellten fest, wie wichtig offensicht­lich die Werkrealsc­hule ist, obwohl sie oftmals eine unbeliebte Schulart sei. Ein Lehrer drückte es so aus: „Ich habe das Gefühl, dass manche Schüler froh sind, bei uns Zuflucht zu finden.“

 ?? SZ- FOTO: EYRICH ?? Eugen Hoh, Schulleite­r des Leutkirche­r Hans-Multscher-Gymnasiums, und Irene Brauchle, Fachbereic­hsleiterin Jugend und Bildung der Stadt Bad Wurzach, diskutiere­n über regionale Schulentwi­cklung.
SZ- FOTO: EYRICH Eugen Hoh, Schulleite­r des Leutkirche­r Hans-Multscher-Gymnasiums, und Irene Brauchle, Fachbereic­hsleiterin Jugend und Bildung der Stadt Bad Wurzach, diskutiere­n über regionale Schulentwi­cklung.

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