Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Veranstaltung thematisiert Entwicklung der Schullandschaft
Regierungspräsidium und Staatliches Schulamt informieren Lehrer, Rektoren und Elternbeiräte
- Schule ist ein Thema, das viele beschäftigt – Eltern, Schüler, Lehrer und Rektoren. Schule verändert sich, weil sich die Gesellschaft verändert. Weniger Kinder werden geboren, was zur Folge hat, dass immer weniger Kinder eingeschult werden. Vor allem ländliche Regionen sind davon betroffen, weil die Eingangsklassen oftmals zu klein sind. Das hat zur Folge, dass Schulen geschlossen oder mit anderen zusammengelegt werden. Um auf diese Entwicklung zu reagieren, hat die Landesregierung Mitte vergangenen Jahres das Gesetz für regionale Schulentwicklung verabschiedet.
Was es beinhaltet und wie es von den Betroffenen vor Ort umgesetzt werden soll, das wurde jetzt bei der vom Bildungsbüro Ravensburg organisierten Raumschaftskonferenz zur regionalen Schulentwicklung im Bad Wurzacher Kurhaus erläutert. Heinz Schlumpberger, leitender Regierungsschuldirektor des Regierungspräsidiums Tübingen, war mit einigen Mitarbeitern angereist, ebenso Klaus Moosmann vom Staatlichen Schulamt Markdorf.
Zunächst begrüßte Bad Wurzachs Bürgermeister Roland Bürkle als Gastgeber die die gut 60 Zuhörer und war gespannt, was er noch lernen könne. Noch sei in Wurzach keine Veränderung in Richtung Gemeinschaftsschule nötig, was der Gemeinderat auch so entschieden habe, sagte Bürkle. „Aber wir werden die Entscheidung in Zukunft immer wieder überprüfen. Denn auch Wurzach ist keine Insel“, sagte er. Eva-Maria Meschenmoser, Erste Landesbeamtin des Landkreises Ravensburg, wünschte sich für diese Konferenz, dass sie „Raum schafft für Austausch, Informationen, Fragen und Bedenken und vielleicht sogar für Lösungen“.
Eine der drei Leitlinien der regionalen Schulentwicklung ist das sogenannte Zwei-Säulen-System. Auf der einen Seite stehe das Gymnasium, auf der anderen Seite die Grundschule und die anderen weiterführenden Schulen, erläuterte Birgit Dieringer vom Regierungspräsidium Tübingen. Eine weiterer Baustein lautet: Vom Abschluss her denken – es kommt darauf an, welcher Abschluss angestrebt wird und nicht darauf, an welcher Schulart.
Weiterhin alle Schularten
Der dritte Baustein: Die gewünschte Schule soll in zumutbarer Erreichbarkeit sein. Gleichzeitig gilt seit dem laufenden Schuljahr, dass weiterführende allgemein bildende Schulen, die zwei Jahre nacheinander unter 16 Schüler in den Eingangsklassen haben, aufgehoben würden.
Im Anschluss an die Fachvorträge saßen die Zuhörer in Gruppen zu- sammen, um Erfahrungen auszutauschen und Fragen an einen Experten vom Regierungspräsidium zu stellen. Eine Teilnehmerin äußerte, dass sie den Eindruck habe, dass es das Ziel der Landesregierung sei, weiterführende Schulen, ausgenommen das Gymnasium, in der Gemeinschaftsschule aufgehen zu lassen. Birgit Dieringer verneinte dies. Es sei nicht beabsichtigt, die unterschiedlichen Schularten aufzuheben. Sie sollten auch in Zukunft neben der Gemeinschaftsschule existieren.
Der Rektor des Leutkircher HansMultscher-Gymnasiums, Eugen Hoh, bemängelte, dass durch das neue Gesetz und die Vielzahl der Schularten die Schulen in Zukunft aufgrund geringerer Schülerzahlen gezwungen wären, zu schließen. „Das verunsichert die Eltern immens“, sagte Hoh.
Außerdem berichteten zwei Lehrer der Wurzacher Werkrealschule, dass es zwar eine geringere Schülerzahl der Eingangsklassen gebe, aber in den höheren Klassen die Anzahl der Jugendlichen immens ansteige. Der Grund: Schüler wechselten von anderen Schularten und immer mehr Flüchtlinge kämen, die beschult werden wollten.
Die Teilnehmer stellten fest, wie wichtig offensichtlich die Werkrealschule ist, obwohl sie oftmals eine unbeliebte Schulart sei. Ein Lehrer drückte es so aus: „Ich habe das Gefühl, dass manche Schüler froh sind, bei uns Zuflucht zu finden.“