Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Feiertagszeit ist für sie Arbeitszeit
Während andere feiern, müssen sie arbeiten: Apotheker, Ärzte und Rettungsdienst
- Unfälle, Verletzungen, Krankheiten – das geht nicht nach Wochentag oder Jahreszeit. Kranksein, das ist immer unangenehm, doch zwischen Weihnachten und Dreikönig ist es meist noch etwas aufwendiger, sofort zu den richtigen Ansprechpartnern zu gelangen. Die Apotheke um die Ecke hat geschlossen, die Hausarztpraxis hat Betriebsferien. Damit trotzdem die medizinische Grundversorgung gegeben ist, arbeiten Rettungsdienst, Notaufnahmen und Notfallapotheken auch an den Feiertagen. Wer in diesen Tagen Dienst hat, versucht das Beste daraus zu machen.
Wenn nur das richtige Medikament im Arzneischrank fehlt, kann der Gang zur Notfallapotheke Abhilfe schaffen. „Während der Feiertage hat immer eine Apotheke von 8.30 bis 8.30 Uhr am nächsten Tag geöffnet“, sagt Günther Allmann, Inhaber der Allmann’schen Apotheke in Biberach. Das Zuständigkeitsgebiet umfasst Biberach und Ochsenhausen. „Es ist also möglich, dass zur Notfallapotheke nach Ochsenhausen gefahren werden muss“, sagt Allmann. Die diensthabenden Apotheker haben an den Feiertagen gut zu tun: Pro Tag kommen laut Allmann zwischen 80 und 100 Kunden in die Notfallapotheke. Den Notdienst in der Apotheke übernehme er immer selbst, sagt Allmann.
Wünsche werden berücksichtigt
Sollte ein Patient an schlimmeren Erkrankungen, Verletzungen oder zum Beispiel einer Gallenkolik leiden, ist der Gang zum Arzt unvermeidlich. Wenn Hausarztpraxen feiertagsbedingt geschlossen haben, bleibt nur noch der ärztliche Notdienst (Notfallpraxis) oder – bei schwerwiegenden Fällen – die Notaufnahme der Klinik als Alternative. „Natürlich kann ein Patient mit jeder Erkrankung oder Verletzung in die Notaufnahme kommen“, sagt Dr. Peter Dietz, organisatorischer Leiter der Notaufnahme der Sana-Klinik in Biberach. Da an den Feiertagen die Hausarztpraxen geschlossen haben, kämen oft auch Patienten mit nur leichten Erkrankungen, die normalerweise der Hausarzt behandeln kann. Deshalb kann es laut Dietz zu langen Wartezeiten kommen.
„Der Dienst bei uns an Weihnachten und Silvester ist wie an allen anderen Tagen auch so geregelt, dass eine gute und qualifizierte Versorgung der Patienten gewährleistet ist“, sagt Pascal Petry, Pressesprecher der Sana-Klinik. Bei der Dienstplanung würden die Wünsche der Mitarbeiter berücksichtigt werden. „Die Abteilungen versuchen das so zu regeln, dass Mitarbeiter zumindest entweder an Weihnachten oder an Silvester freihaben“, sagt Petry.
Dietz hat dieses Jahr keinen Dienst an den Feiertagen. „Ich schaue aber bei meinen Mitarbeitern in der Notaufnahme vorbei und bringe auch kleine Geschenke mit“, sagt er. „Ich möchte ihnen so für die rund ums Jahr geleistete Arbeit danken, und ihnen eine kleine Anerkennung geben.“Im Laufe der Jahre mache jeder Mitarbeiter in der Notaufnahme so seine Erfahrungen, wie er die Feiertage zwischen Dienst und Familie am besten für sich organisiere. „Ich kann zwar nur für mich sprechen, aber wegen des Diensts an den Feiertagen hatte ich bisher keine Probleme mit der Familie“, sagt Dietz.
Weihnachtsbaum auf Wache
„Sobald erkennbar ist, dass ein Patient einer vitalen Bedrohung ausgesetzt ist, sollte ein Notruf unter der 112 abgesetzt werden“, sagt Michael Mutschler, Geschäftsführer des Rettungsdiensts des DRK-Kreisverbands. Selbst an Feiertagen sollte man damit nicht zögern, denn dafür sind er und seine Kollegen vom Roten Kreuz da. Es gebe sieben Rettungswachen im Landkreis, die die entsprechenden Rettungsmittel wie Notarztwagen bereit halten – natürlich auch an Feiertagen und das rund um die Uhr. Wer welchen Feiertagsdienst zu übernehmen hat, wird vorher im Rahmendienstplan genau festgelegt. „Es ist auf jeden Fall gegeben, dass die Mitarbeiter entweder Heiligabend oder an einem der beiden Weihnachtsfeiertage frei haben, um mit ihren Familien Weihnachten zu feiern“, sagt Mutschler. An Heiligabend werde aber auch unter den diensthabenden Kollegen ein bisschen gefeiert. „Es gibt jedes Jahr auf den Rettungswachen einen kleinen Weihnachtsbaum und Punsch, natürlich alkoholfrei“, sagt Mutschler. In Biberach koche die Wache sogar regelmäßig ein Weihnachtsessen – sofern es die Einsatzlage zulässt. Wenn er selbst an Heiligabend Nachtdienst habe, dann werde das Weihnachtsfest mit der Familie einfach etwas vorgezogen, sagt Mutschler. „Ich fange dann um 18 Uhr an, deswegen gibt es halt am Nachmittag schon das Weihnachtsessen.“