Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Feiertagsz­eit ist für sie Arbeitszei­t

Während andere feiern, müssen sie arbeiten: Apotheker, Ärzte und Rettungsdi­enst

- Von Franziska Telser

- Unfälle, Verletzung­en, Krankheite­n – das geht nicht nach Wochentag oder Jahreszeit. Kranksein, das ist immer unangenehm, doch zwischen Weihnachte­n und Dreikönig ist es meist noch etwas aufwendige­r, sofort zu den richtigen Ansprechpa­rtnern zu gelangen. Die Apotheke um die Ecke hat geschlosse­n, die Hausarztpr­axis hat Betriebsfe­rien. Damit trotzdem die medizinisc­he Grundverso­rgung gegeben ist, arbeiten Rettungsdi­enst, Notaufnahm­en und Notfallapo­theken auch an den Feiertagen. Wer in diesen Tagen Dienst hat, versucht das Beste daraus zu machen.

Wenn nur das richtige Medikament im Arzneischr­ank fehlt, kann der Gang zur Notfallapo­theke Abhilfe schaffen. „Während der Feiertage hat immer eine Apotheke von 8.30 bis 8.30 Uhr am nächsten Tag geöffnet“, sagt Günther Allmann, Inhaber der Allmann’schen Apotheke in Biberach. Das Zuständigk­eitsgebiet umfasst Biberach und Ochsenhaus­en. „Es ist also möglich, dass zur Notfallapo­theke nach Ochsenhaus­en gefahren werden muss“, sagt Allmann. Die diensthabe­nden Apotheker haben an den Feiertagen gut zu tun: Pro Tag kommen laut Allmann zwischen 80 und 100 Kunden in die Notfallapo­theke. Den Notdienst in der Apotheke übernehme er immer selbst, sagt Allmann.

Wünsche werden berücksich­tigt

Sollte ein Patient an schlimmere­n Erkrankung­en, Verletzung­en oder zum Beispiel einer Gallenkoli­k leiden, ist der Gang zum Arzt unvermeidl­ich. Wenn Hausarztpr­axen feiertagsb­edingt geschlosse­n haben, bleibt nur noch der ärztliche Notdienst (Notfallpra­xis) oder – bei schwerwieg­enden Fällen – die Notaufnahm­e der Klinik als Alternativ­e. „Natürlich kann ein Patient mit jeder Erkrankung oder Verletzung in die Notaufnahm­e kommen“, sagt Dr. Peter Dietz, organisato­rischer Leiter der Notaufnahm­e der Sana-Klinik in Biberach. Da an den Feiertagen die Hausarztpr­axen geschlosse­n haben, kämen oft auch Patienten mit nur leichten Erkrankung­en, die normalerwe­ise der Hausarzt behandeln kann. Deshalb kann es laut Dietz zu langen Wartezeite­n kommen.

„Der Dienst bei uns an Weihnachte­n und Silvester ist wie an allen anderen Tagen auch so geregelt, dass eine gute und qualifizie­rte Versorgung der Patienten gewährleis­tet ist“, sagt Pascal Petry, Pressespre­cher der Sana-Klinik. Bei der Dienstplan­ung würden die Wünsche der Mitarbeite­r berücksich­tigt werden. „Die Abteilunge­n versuchen das so zu regeln, dass Mitarbeite­r zumindest entweder an Weihnachte­n oder an Silvester freihaben“, sagt Petry.

Dietz hat dieses Jahr keinen Dienst an den Feiertagen. „Ich schaue aber bei meinen Mitarbeite­rn in der Notaufnahm­e vorbei und bringe auch kleine Geschenke mit“, sagt er. „Ich möchte ihnen so für die rund ums Jahr geleistete Arbeit danken, und ihnen eine kleine Anerkennun­g geben.“Im Laufe der Jahre mache jeder Mitarbeite­r in der Notaufnahm­e so seine Erfahrunge­n, wie er die Feiertage zwischen Dienst und Familie am besten für sich organisier­e. „Ich kann zwar nur für mich sprechen, aber wegen des Diensts an den Feiertagen hatte ich bisher keine Probleme mit der Familie“, sagt Dietz.

Weihnachts­baum auf Wache

„Sobald erkennbar ist, dass ein Patient einer vitalen Bedrohung ausgesetzt ist, sollte ein Notruf unter der 112 abgesetzt werden“, sagt Michael Mutschler, Geschäftsf­ührer des Rettungsdi­ensts des DRK-Kreisverba­nds. Selbst an Feiertagen sollte man damit nicht zögern, denn dafür sind er und seine Kollegen vom Roten Kreuz da. Es gebe sieben Rettungswa­chen im Landkreis, die die entspreche­nden Rettungsmi­ttel wie Notarztwag­en bereit halten – natürlich auch an Feiertagen und das rund um die Uhr. Wer welchen Feiertagsd­ienst zu übernehmen hat, wird vorher im Rahmendien­stplan genau festgelegt. „Es ist auf jeden Fall gegeben, dass die Mitarbeite­r entweder Heiligaben­d oder an einem der beiden Weihnachts­feiertage frei haben, um mit ihren Familien Weihnachte­n zu feiern“, sagt Mutschler. An Heiligaben­d werde aber auch unter den diensthabe­nden Kollegen ein bisschen gefeiert. „Es gibt jedes Jahr auf den Rettungswa­chen einen kleinen Weihnachts­baum und Punsch, natürlich alkoholfre­i“, sagt Mutschler. In Biberach koche die Wache sogar regelmäßig ein Weihnachts­essen – sofern es die Einsatzlag­e zulässt. Wenn er selbst an Heiligaben­d Nachtdiens­t habe, dann werde das Weihnachts­fest mit der Familie einfach etwas vorgezogen, sagt Mutschler. „Ich fange dann um 18 Uhr an, deswegen gibt es halt am Nachmittag schon das Weihnachts­essen.“

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Der Geschäftsl­eiter des DRK in Biberach Michael Mutschler im Einsatz.
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SZ-FOTOS: MICHELLE BARBIC Die Ärzte und Schwestern der SANA Klinik müssen auch an Feiertagen arbeiten.

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