Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Still und starr ruht die Tiefgarage
Wer kauft das frühere große Loch in der Kemptener Bahnhofstraße?
- Wer kauft das frühere große Loch in der Bahnhofstraße – und bekommen die Kemptener das darin versenkte Steuergeld zurück? Diese Fragen bleiben auch zum Jahresende unbeantwortet. Trotz der Ankündigungen des Insolvenzverwalters gibt es offenbar noch keine Unterschriften zum Grundstücksverkauf an Bahnhof- und Mozartstraße – dabei liegen die Ursprünge dieses Kemptener Zankapfels demnächst zehn Jahre zurück. Wie also ist es zu all dem gekommen?
Begonnen hat die Sache mit der Idee, direkt neben dem Forum Allgäu ein weiteres Einkaufszentrum zu bauen. Allerdings: Die Stadtspitze legt sich quer, will den von den Schweizer Investoren beantragten Einzelhandel nicht genehmigen. Der Streit führt vor Gericht – und es wird nicht das letzte Mal in diesem fast zehnjährigen Dauerclinch um 2000 Quadratmeter Grund und Boden bleiben.
Der Verwaltungsgerichtshof in München, das Augsburger Verwaltungsgericht, das Kemptener Amtsgericht, mehrere Zivilkammern haben sich über die Jahre mit dem Loch beschäftigt. So wie unsere Leser, die User in sozialen Netzwerken. Zuletzt gab es auch Spott im Privatfernsehen angesichts dieser Allgäuer Provinzposse.
Immerhin: Wenigstens gibt es keine Einsturzgefahr mehr. Nachdem die seinerzeit bis zu 18 Meter tiefe Baugrube instabil geworden war und am Nachbargebäude, dem Hauptsitz des Wohnungsunternehmens Sozialbau Risse auftauchten, hatte die Stadt zwangsweise die Regie dort übernommen. Die einstigen Investoren nämlich hatten die ausgehobene und mit Grundwasser vollgelaufene Grube einfach sich selbst überlassen. Also wurde an der Bahnhofstraße zwangsweise gebaut, jedoch mit dem Geld der Kemptener. Es geht um etliche Millionen Euro.
Waren die Pläne von Anfang an Betrug? Die Augsburger Staatsanwaltschaft, zuständig für Wirtschaftskriminalität in der Region, hat schließlich abgewunken und anfängliche Ermittlungen gegen die Investoren aus der Schweiz eingestellt. Heuer im Mai eröffnete das Amtsgericht Kempten schließlich das Insolvenzverfahren.
Die Grundstücksgemeinschaft der Investoren, es handelt sich um einen Anwalt und einen Berater, ist pleite. Wer kauft ihr Grundstück und zahlt damit die Schulden bei der Stadt? Noch ist Insolvenzverwalter Florian Zistler (Kanzlei Pluta/Ulm) nicht fündig geworden.