Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Eine ganz neue Erfahrung“
Beim DRK-Ortsverein Bad Wurzach gab’s erstmals einen Erste-Hilfe-Kurs für Gehörlose
- Zum ersten Mal hat der Ortsverein Bad Wurzach des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) einen Erste-Hilfe-Kurs nur für Gehörlose angeboten. Sechs Personen haben teilgenommen.
Für Monika Brugger, Kreisbereitschaftsleiterin und Kursleiterin, war das „eine ganz neue Erfahrung.“Brugger war auf „extrem aufmerksame und engagierte Teilnehmer“gestoßen. „Alle waren mit Spaß und Freude dabei“, erzählt die Kursleiterin. „Und vor allem mit großer Wissbegierde“.
Das Vermitteln der Inhalte übernahm der 20-jährige Abiturient Nick Leupolz, der Sanitätshelfer beim DRK ist und die Gebärdensprache perfekt beherrscht. Seine Eltern sind beide gehörlos, daher weiß er, dass Gehörlose im sozialen Leben oft ausgegrenzt sind. „Über den Gehörlosenverein haben wir Werbung gemacht und so gleich Interessierte aus dem weiteren Umkreis gefunden“. Allein in Bad Wurzach und Umgebung gebe es etwa sieben Personen, die hörgeschädigt seien. Und anderswo sind die Zahlen natürlich ebenso hoch.
Dass es unterschiedliche Hörschädigungen gebe, sei im Kurs kein Problem gewesen. „Alle waren froh, dass so ein Kurs jetzt stattgefunden hat“, so Leupolz. Es sei schon lange ein Wunsch der Hörgeschädigten gewesen.
Auch Nick Leupolz’ Eltern haben teilgenommen. Für seine Mutter Astrid war hinterher klar, dass „sie eine Menge gelernt hat und sich jetzt viel sicherer fühlt“, sagt Leupolz, der in wenigen Tagen seine erste schriftliche Abiprüfung ablegen wird. Was er danach machen will, weiß er auch schon. „Ein Freiwilliges soziales Jahr, wenn’s geht beim DRK.“
Vieles ist anders
Im Kurs selbst herrschte große Aufmerksamkeit. Für Monika Brugger war vieles anders, berichtet sie: „Einfach Stopp rufen, ging ja nicht, ich musste gleich mit der Hand eingreifen“. Schön fand sie, „dass ich nichts zweimal sagen musste, alle waren extrem konzentriert“.
Dass so manches auch sprachlos funktioniert, wissen viele normal hörende Menschen gar nicht. Einfach die 112 wählen, das funktioniert für die meisten Gehörlosen nicht. Für sie gibt es laut Leupolz andere Möglichkeiten, die Rettung zu rufen: per SMS, via Hausnotruf oder auch über eine App.
„Außerdem können die meisten zwar nicht hören, aber trotzdem sprechen“, sagt Leupolz, „auch wenn es sich etwas ungewohnt anhört, man muss nur offen sein.“
Den Gehörlosen-Erste-HilfeKurs soll es künftig zweimal im Jahr geben. Infos gibt es bei Monika Brugger vom DRK Kreisverband unter Telefon 0 75 62 / 97 09 33 oder beim Gehörlosenverein.