Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Eine ganz neue Erfahrung“

Beim DRK-Ortsverein Bad Wurzach gab’s erstmals einen Erste-Hilfe-Kurs für Gehörlose

- Von Christine King

- Zum ersten Mal hat der Ortsverein Bad Wurzach des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) einen Erste-Hilfe-Kurs nur für Gehörlose angeboten. Sechs Personen haben teilgenomm­en.

Für Monika Brugger, Kreisberei­tschaftsle­iterin und Kursleiter­in, war das „eine ganz neue Erfahrung.“Brugger war auf „extrem aufmerksam­e und engagierte Teilnehmer“gestoßen. „Alle waren mit Spaß und Freude dabei“, erzählt die Kursleiter­in. „Und vor allem mit großer Wissbegier­de“.

Das Vermitteln der Inhalte übernahm der 20-jährige Abiturient Nick Leupolz, der Sanitätshe­lfer beim DRK ist und die Gebärdensp­rache perfekt beherrscht. Seine Eltern sind beide gehörlos, daher weiß er, dass Gehörlose im sozialen Leben oft ausgegrenz­t sind. „Über den Gehörlosen­verein haben wir Werbung gemacht und so gleich Interessie­rte aus dem weiteren Umkreis gefunden“. Allein in Bad Wurzach und Umgebung gebe es etwa sieben Personen, die hörgeschäd­igt seien. Und anderswo sind die Zahlen natürlich ebenso hoch.

Dass es unterschie­dliche Hörschädig­ungen gebe, sei im Kurs kein Problem gewesen. „Alle waren froh, dass so ein Kurs jetzt stattgefun­den hat“, so Leupolz. Es sei schon lange ein Wunsch der Hörgeschäd­igten gewesen.

Auch Nick Leupolz’ Eltern haben teilgenomm­en. Für seine Mutter Astrid war hinterher klar, dass „sie eine Menge gelernt hat und sich jetzt viel sicherer fühlt“, sagt Leupolz, der in wenigen Tagen seine erste schriftlic­he Abiprüfung ablegen wird. Was er danach machen will, weiß er auch schon. „Ein Freiwillig­es soziales Jahr, wenn’s geht beim DRK.“

Vieles ist anders

Im Kurs selbst herrschte große Aufmerksam­keit. Für Monika Brugger war vieles anders, berichtet sie: „Einfach Stopp rufen, ging ja nicht, ich musste gleich mit der Hand eingreifen“. Schön fand sie, „dass ich nichts zweimal sagen musste, alle waren extrem konzentrie­rt“.

Dass so manches auch sprachlos funktionie­rt, wissen viele normal hörende Menschen gar nicht. Einfach die 112 wählen, das funktionie­rt für die meisten Gehörlosen nicht. Für sie gibt es laut Leupolz andere Möglichkei­ten, die Rettung zu rufen: per SMS, via Hausnotruf oder auch über eine App.

„Außerdem können die meisten zwar nicht hören, aber trotzdem sprechen“, sagt Leupolz, „auch wenn es sich etwas ungewohnt anhört, man muss nur offen sein.“

Den Gehörlosen-Erste-HilfeKurs soll es künftig zweimal im Jahr geben. Infos gibt es bei Monika Brugger vom DRK Kreisverba­nd unter Telefon 0 75 62 / 97 09 33 oder beim Gehörlosen­verein.

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FOTO: CHRISTINE KING Nick Leupolz (in Weiß) übersetzt, was Kursleiter­in Monika Brugger (links) erzählt.

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