Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Maria Rosengarten ist eingeweiht
Festakt am Freitag mit geladenen Gästen – „Die Stadt war mutig“
- Maria Rosengarten ist offiziell eröffnet. Der Festakt mit geladenen Gästen fand am Freitagnachmittag im Sitzungssaal des Gebäudes statt.
„Kaum zu glauben, dass es jetzt vorbei ist“, sagte Architekt Roland Groß in seinem und im Namen seines Kollegen Carsten Werner, bevor er den symbolischen, in einer Stuckplatte eingelegten Schlüssel an Bürgermeister Roland Bürkle übergab.
Das mag das Gefühl vieler Gäste, vor allem jener aus Bad Wurzach, am Freitagnachmittag gewesen sein. Verbunden mit dem Stolz, es angepackt und den Risiken und vielen unliebsamen Überraschungen der Bauzeit (verbunden mit Bauzeitverlängerung und starker Kostenerhöhung) zum Trotz geschafft zu haben.
„Die Stadt war mutig, diese Herausforderung anzugehen“, würdigte dies Staatssekretärin Katrin Schütz (CDU) aus dem Wirtschaftsministerium des Landes. Städtebau brauche stets Ausdauer, Dialog- und Kompromissbereitschaft. „Das gelingt nur da, wo es eine zupackende Kommunalpolitik gibt, die den städtebaulichen Wandel als Chance sieht.“
Tradition mit Moderne verknüpft
Nach oberschwäbischer Art habe man in Maria Rosengarten Tradition mit Moderne verknüpft, lobte Schütz weiter, vergaß dabei aber nicht, die große finanzielle Unterstützung von Land und Bund von mehreren Millionen Euro für das Projekt hervorzustreichen.
Den hob in seiner Festansprache auch Bürkle hervor. Er blickte außerdem zurück auf die Geschichte der Sanierung, die letztlich 1991 mit der Anpachtung des Gebäudekomplexes durch die Stadt von den Armen Schulschwestern begann. Eine moderne Rehaklinik sollte es zunächst werden, ehe die Gesundheitsreform dieser Idee den Garaus machte.
Auch die Planung, ein Landesinstitut für Hochbegabte anzusiedeln, scheiterte. 2006 kaufte die Stadt das Gebäude vom Orden, der am Freitag durch Schwester Alessandra, der letzten Schwester Oberin in Bad Wurzach, vertreten wurde.
Als erstes entstand ein Anbau, in dem die Bad Wurzach Info und die Erlebnisausstellung Moor Extrem beheimatet sind. 2009 begannen die Arbeiten mit dem Abriss der nicht denkmalgeschützten Teilen von Maria Rosengarten. 2011 startete die Sanierung des ehemaligen Frauenklosters mit seinen 3000 Quadratmetern Nutzfläche. 9,5 Millionen Euro kostete das, vier Millionen davon finanzierte die Stadt. Dazu kommen die Außenanlagen inklusive Klosterplatz, die 2,3 Millionen Euro kosteten, die Stadt trägt davon 1,2 Millionen Euro.
26 Seiten umfasste die Rede von Bürkle, 13 Seiten davon enthalten Dankesworte. Daran ist leicht zu erkennen, wie viele Rädchen ineinandergreifen mussten, damit Maria Rosengarten heute ein Juwel im Bad Wurzacher Stadtbild ist: Land, Landesund Bundestagsabgeordnete, Denkmalschutz, Architekten, Landschaftsplaner, die städtischen Mitarbeiter mit den Stadtbaumeistern Gottfried Bachmor und Matthäus Rude an der Spitze, Handwerker, Fachingenieure, Gutachter, Statiker, Bauhistoriker, Stadträte, katholische Kirchengemeinde.
Letzterer war durch Pfarrer Stefan Maier vertreten, der das Gebäude gemeinsam mit seiner evangelischen Kollegin Barbara Vollmer segnete. Als Geschenk brachten sie ein Kruzifix mit, das viele Jahre im PiusScheel-Haus hing.
Stadtarchiv, Stadtbücherei, Naturschutzzentrum, Sitzungssaal und die Tafel („Diese Menschen gehören in die Mitte der Stadt“, sagte Bürkle unter großem Beifall) haben nun in Maria Rosengarten eine neue Heimat. Pläne, die Stadtverwaltung dorthin zu verlegen, zerschlugen sich aus finanziellen Erwägungen, wie Bürkle erstmals verriet.
„Sehr günstig gebaut“
Das Gebäude sei „mit einer hohen Qualität zu vernünftigen Preisen saniert“worden, betonte der Bürgermeister „Das freut den Schwaben.“Diese Einschätzung teilte auch Architekt Groß. 3150 Euro habe jeder Quadratmeter gekostet,, rechnete er vor. „Der Neubau eines kulturellen Gebäudes kostet 3700 Euro pro Quadratmeter.“Sein Fazit daher: „Es wurde sehr sehr günstig gebaut.“
Ein Lob sprach er den Handwerkern aus: „Es gibt ein außergewöhnliches Fachwissen in dieser Raumschaft.“Einen kleinen Seitenhieb hatte er für den Denkmalschutz übrig. Dieser dürfe nicht alleine die statische Sichtweise haben. Er müsse zum Ziel haben, „Wesen und Geist eines Gebäudes zu erhalten“, es mit Leben zu erfüllen.
In Maria Rosengarten ist dies zweifellos geglückt.