Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Tiefgarage am Marienplat­z ist ab heute geschlosse­n

Händler und Gastronome­n beunruhigt – Sonderakti­onen sollen Gäste halten

- Von Ruth Auchter

RAVENSBURG - Vom heutigen Dienstag an ist die Marienplat­ztiefgarag­e in Ravensburg wegen Sanierung für 18 Monate gesperrt. Der Tenor unter den Gastronome­n und Geschäftsl­euten am südlichen Marienplat­z lautet derzeit: „Wir müssen erst mal abwarten.“Trotzdem hofft man, dass nicht allzu viele Kunden sich dadurch von einem Ausflug in die Ravensburg­er Innenstadt abhalten lassen.

„Natürlich ist jeder besorgt – wir wissen aber auch alle um die Notwendigk­eit der Tiefgarage­n-Sanierung, da müssen wir jetzt halt durch“, sagt beispielsw­eise Claudia Haller-Schuler von der Ratsstube

(Marienplat­z 19). Mit vielen Kollegen ist sie sich darin einig, dass die Stadtverwa­ltung eine Menge getan hat, um einen Kundenschw­und abzufangen und „gut vorbereite­t ist“– unter anderem mit den jüngst angelegten 50 Übergangsp­arkplätzen in der Seestraße und dem 1-Euro-Samstagsbu­s. Da im Sommer ohnehin viele Gäste mit dem Rad oder Roller kommen, regt sie zudem an, noch mehr Roller-Stellplätz­e in der Innenstadt auszuweise­n.

Claus Erb von Optik WollensakE­rb (Marienplat­z 17) ist nach anfänglich­er Kritik froh, dass die Stadtverwa­ltung die Anlieger mit auf die Reise genommen und einige „intensive Gespräche mit uns geführt“hat. Auch wenn er befürchtet, dass es insbesonde­re unter der Woche „schwierig werden wird, alle Kunden zu halten“, setzt er auf engen Austausch mit der Stadtverwa­ltung. Diese verspricht, dass es ein paar Wochen nach Baubeginn „ein erstes Feedback zur Baustellen­abwicklung“mit den Anwohnern geben soll, um etwaige Anpassunge­n gemeinsam auszuloten. „Der regelmäßig­e Kontakt mit den Händlern, Gastronome­n und Dienstleis­tern sind der Stadt und den Stadtwerke­n als Bauherrn sehr wichtig“, betont Ravensburg­s Pressespre­cher Alfred Oswald. Denn obschon man etwa im

Waldhorn (Marienplat­z 15) hofft, „dass es schon irgendwie gehen wird“und die Presslufth­ämmer auch mal Pausen einlegen, kann Gordon Schick vom Kupferle (Marienplat­z

20) nicht ausschließ­en, dass es durch die Sanierung finanziell eng werden könnte – wisse er doch nicht, wie die Gäste sich letztlich verhalten. Auch

Cinepark-Geschäftsf­ührer Gallion Anastassia­des (Marienplat­z 4) ist skeptisch. Er fürchtet, dass sich so mancher Kinobesuch­er mit dem Wegfall der Tiefgarage­nparkplätz­e in unmittelba­rer Nähe überlegt, ob er weiterhin ins Burgtheate­r kommt. „Wir rechnen schon mit Umsatzeinb­ußen“, gesteht Anastassia­des. Er setzt unter anderem darauf, dass das Gänsbühl-Parkhaus künftig rund um die Uhr geöffnet hat. Außerdem plant er Sonderakti­onen, um die Kinogäste weiterhin nach Ravensburg zu locken.

Auch die Stadtverwa­ltung legt einen Extra-Flyer auf, um die Innenstadt unter dem Motto „Ravensburg – kommt gut an“bis nach Biberach und zum Bodensee während der Tiefgarage­n-Sanierungs­zeit „konsequent zu bewerben“, wie Wirtschaft­sförderer Andreas Senghas ausführt.

Dennoch lasse sich laut Marc Hamma, dessen GmbH & Co. KG auch das Babiole (Marienplat­z 23) betreibt, noch nicht wirklich einschätze­n, wie sich das Ganze letztlich sowohl auf die direkten Anlieger als auch auf die gesamte Innenstadt auswirken wird. Die übergangsw­eise Vollsperru­ng der Tiefgarage im Sommer 2013 habe zu Umsatzeinb­ußen von bis zu 20 Prozent geführt, „was bei den hohen Mieten am Marienplat­z auf Dauer für einen Standort nicht zu verkraften ist“, wie Hamma deutlich macht. Völlig unklar sei darüber hinaus, wie sich die fehlenden Tiefgarage­nparkplätz­e insbesonde­re auf das Abendgesch­äft im Herbst und Winter auswirken – grade dann seien sie nämlich für die benachbart­e Gastronomi­e „ein klarer Standortvo­rteil“.

„Knattern“befürchtet

Jürgen Kochendörf­er von der CaféBar Luederitz (Marienplat­z 6) traut den Ansagen der Stadt nicht so recht: Zum Einen seien viele Hausbesitz­er wegen der zu erwartende­n Vibratione­n alarmiert. Zum Anderen habe es zunächst geheißen, ein für die Bauarbeite­n eingesetzt­er Kompressor werde eingehaust und so weit weg wie möglich platziert – beides sei offenbar Schnee von gestern. „Da knattert es dann von 7 bis 19 Uhr durch“, fürchtet Kochendörf­er.

Im Steakhouse (Marienplat­z 1) befürchtet man gar, dass die Tiefgarage­n-Sanierung zum Alptraum wird: Hier hat man den Eindruck, die Stadtverwa­ltung interessie­re sich „Null für die Belange der Gastronome­n“.

Die 44 Mitarbeite­r der Dualen Hochschule Baden-Württember­g, die im Gebäude Marienplat­z 2 untergebra­cht sind, machen sich noch nicht allzu viele Gedanken darüber, ob der Baulärm die Konzentrat­ion stören könnte. Laut Pressespre­cherin Elisabeth Ligendza werde man bei etwaigen Beeinträch­tigungen durch die Baustelle kurzfristi­g reagieren und Büros oder Vorlesunge­n spontan verlegen.

Im Vorfeld der Tiefgarage­n-Sanierung hatte Juwelier Eckart Binder (Marienplat­z 14) angeregt, für diese Zeit Kurzzeitpa­rkflächen in Kirch- und Herrenstra­ße sowie vor dem Kornhaus einzuricht­en. Dies hält die Stadtverwa­ltung jedoch nicht für machbar, da es „zulasten der vielen Fußgänger und der Aufenthalt­squalität in der Oberstadt“gehen würde. Parken am Kornhaus sei im Übrigen technisch nicht umsetzbar, da man dort dann eine Wendeplatt­e einrichten und Parkschein­automaten aufstellen müsste: „Das kann man in einer gewachsene­n, qualitätvo­llen Fußgängerz­one nicht wollen“, so Senghas.

 ?? ARCHIVFOTO: SCHUH ?? Noch ist unklar, ob die Schließung der Marienplat­ztiefgarag­e den Gastronomi­ebetrieb auf dem südlichen Ravensburg­er Marienplat­z beeinträch­tigen wird.
ARCHIVFOTO: SCHUH Noch ist unklar, ob die Schließung der Marienplat­ztiefgarag­e den Gastronomi­ebetrieb auf dem südlichen Ravensburg­er Marienplat­z beeinträch­tigen wird.

Newspapers in German

Newspapers from Germany